Im GründerView stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende StartUps und ihre Ideen vor. Es gibt Branchen, da findet sich online noch nicht viel – auch weil sich viele Verbraucher noch schwer tun mit der Idee, beispielsweise eine Bestattung im Internet zu buchen, per Videochat eine ärztliche Diagnose einzuholen – oder eben eine Versicherung mit 30 Jahren Laufzeit online abzuschließen, ganz ohne mit einer „echten“ Person Kontakt gehabt zu haben.
Daran wollen Claudia Lang und Stefan Keck von Community Life ändern: Mit Transparenz und kurzen Sätzen in den Geschäftsbedingungen vermitteln sie online Risikolebensversicherungen sowie Berufsunfähigkeitsversicherungen und wollen dem Online-Versicherungsmarkt ein vertrauenswürdiges Gesicht geben. Gründerin Claudia Lang im Interview.
techtag: Euer StartUp in einem Tweet!
Claudia Lang: Community Life bringt #Versicherungen ins Online-Zeitalter. #Fair, #transparent und #social.
Wer oder was inspirieren dich?
Die Bereitschaft von Menschen, anderen einfach so zu helfen, wenn sie deren Ideen gut finden. Als StartUp haben uns schon viele unterstützt, weil sie daran glauben, was wir machen. Das zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und befeuert mich.
Wie und wo kam dir deine Geschäftsidee?
Die hat sich im Laufe der Zeit entwickelt. Als Vorstand für Recht und Entwicklung in einem Versicherungsunternehmen und als Vorsitzende eines internationalen Versicherungsverbands musste ich mich mit Branchenkritik auseinandersetzen. Ich habe versucht, mich in die Sichtweise der Kritiker hinzudenken. Dabei entdeckte ich, dass sie mit ihrer Kritik der Intransparenz und undurchsichtigen Kosten Recht haben. Der Kerngedanke der Versicherung ist seit jeher Hilfe in der Not zu bieten. Aber warum haben wir diesen simplen Urgedanken unverständlich und kompliziert gemacht? Der digitale Mensch von heute, der auf Informationsgleichheit besteht, will das nicht akzeptieren. Und das soll er auch nicht.
So war bei mir die Vision geboren: losgelöst von den langsam mahlenden Mühlen bestehender Unternehmensstrukturen die Versicherung für den Kunden von heute zu gestalten. Mit dieser Idee haben wir Community Life gegründet. Ein neues, flexibles Unternehmen, das sich komplett am Bedarf der digitalen Kunden von heute orientiert.
Was motiviert euch, jetzt, mit Anfang 50, noch einmal selber zu gründen, anstatt beispielsweise eine Konzernkarriere zu verfolgen?
Innerhalb der Schranken eines Konzerns wäre es schwierig geworden, unsere Vision für den Kunden umzusetzen. Wir wollten eine neue Versicherungswelt für den digitalen Kunden schaffen. Selbst ein StartUp zu gründen, war da der Weg nach vorne.
Wenn man mit über 50 gründet, gibt es auch gewisse Vorteile. Mein Partner Stefan Keck und ich haben schon viele Erfahrungen im Berufsleben und in der Branche gesammelt. Diese Erfahrungen können wir jetzt einsetzen, um Versicherungen für die Kunden besser zu machen. Und unsere Kinder sind größtenteils schon „flügge“. Das schafft uns Freiräume für unser StartUp, die wir vor einigen Jahren nicht gehabt hätten.
Die Gründer-Welt ist mir letztendlich nicht neu. In der Vergangenheit habe ich als Anwältin in Kanada mit Schwerpunkt auf IPOs viele StartUps begleitet. Danach habe ich grenzüberschreitende Geschäftsmodelle innerhalb von Versicherungskonzernen mit aufgebaut. Und nun machen wir es einfach selbst.
Angenommen, ich schließe bei euch online eine Versicherung ab, seid ihr dann mein Versicherer? Oder vermittelt ihr lediglich die Pakete der bekannten Versicherungsunternehmen und seid somit quasi ein Makler?
Die Wahrheit liegt in der Mitte: Rein rechtlich betrachtet sind wir ein Versicherungsvermittler. Allerdings bieten wir nur Produkte an, die wir selbst gemeinsam mit einem Versicherungspartner entwickelt haben. Wir legen Wert auf faire Konditionen wie Festpreis-Verträge ohne Gefahr von Preissteigerungen. Und wir gestalten die Versicherungsbedingungen in Alltagssprache statt Juristendeutsch.
Ihr habt eine Swiss Re-Tochter als Rückversicherer sowie die Swiss Re als Investor an Bord – wie schafft ihr zusätzliches Vertrauen bei euren potentiellen Kunden? Denn so ganz ohne persönlichen Kontakt eine Versicherung mit bis zu 35 Jahren Laufzeit abschließen ist sicher auch für Digital Natives etwas anderes, als die online gekaufte, jährlich kündbare Reiserücktrittsversicherung für 12 Euro im Jahr.
Insofern gilt: Wir stellen die Produktqualität sicher und kümmern uns darum, dass die Kunden sich auf einfache Weise informieren, ihre Verträge möglichst bequem online abschließen und komfortabel verwalten können. Unser Versicherungspartner sorgt für die finanzielle Sicherheit und Stabilität, die Kunden zu Recht erwarten.
Ein ganz wichtiges Argument ist die Produktqualität. Das Analysehaus Morgen & Morgen hat die Versicherungsbedingungen unserer Berufsunfähigkeits-versicherung mit fünf von fünf Sternen bewertet. Unsere Risikolebens-versicherung ist unangefochtener Testsieger in der aktuellen Ökotest Ausgabe. Darüber hinaus setzen wir auf den Community-Gedanke, Kunden und Interessenten können uns auf vielen digitalen Kanälen erreichen und in direkten Dialog mit uns treten.
Deine Einschätzung – warum hat die Versicherungsbranche bisher online noch nicht Fuß fassen können?
Viele Unternehmen sind riesengroß und haben über Jahrzehnte gewachsene Prozesse, Vertriebs- und IT-Strukturen. Diese können nur sehr schlecht an aktuelle Entwicklungen angepasst werden. Mittlerweile gibt es durchaus ein Bewusstsein in der Branche, dass sich etwas bewegen muss. Aber solche Tanker umzusteuern, ist halt nicht ganz einfach. Da haben es kleine, flexible StartUps leichter.
Was ist deine Empfehlung für die Mittagspause?
Da kann ich leider kein gutes Beispiel bieten. Eine Mittagspause schaffe ich eher selten. Wenn ich es schaffe, dann gern im Kreis der Kollegen. Oder ein Spaziergang durch ruhige Straßen.
Normalerweise fragen wir an dieser Stelle, was dein Rat für jeden Gründer ist. Euch frage ich einfach mal, welche Versicherungen Gründer von heute sinnvollerweise abschließen sollten? Für das Unternehmen und für sich selbst natürlich!
Die Frage kann man eigentlich nur individuell beantworten. Allgemeingültig kann man nur sagen, dass niemand ohne private Haftplicht-Versicherung aus dem Haus gehen sollte. Ansonsten gilt oft: Auch Selbständige brauchen eine vernünftige Berufsunfähigkeitsversicherung. Und wer Familie und finanzielle Verpflichtungen hat, braucht eine Risikolebensversicherung. Krankentagegeld ist in vielen Fällen sinnvoll, um bei längeren Erkrankungen ein Einkommen zu sichern. Außerdem ist die private Altersvorsorge ein wichtiges Thema für alle, die nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen.
Auf Unternehmensebene ist es noch schwieriger, eine allgemeingültige Antwort zu geben. Ein produzierender Betrieb hat beispielsweise einen völlig anderen Bedarf als der selbständige Grafiker oder Texter. Wichtige Fragen sind hier generell: Was kann schiefgehen, sodass ich nicht mehr arbeiten kann? Und können Fehler bei der Arbeit irgendwo Schäden auslösen, für die ich bzw. das Unternehmen haften muss? Wie hoch ist das Risiko juristischer Auseinandersetzungen? Wichtig ist auch, daran zu denken, dass die private Haftpflicht keine beruflichen Risiken abdeckt.
Welche App darf auf keinem Smartphone fehlen?
Für mich das ganz Alltägliche, wie WhatsApp und Instagram.
Und über welche Stolpersteine musstet ihr während der Gründung steigen?
Die Entwicklung der Software-Komponenten war aufwändiger, als wir erwartet hatten. An der Stelle geht halt Qualität vor Tempo. Aber die Verzögerung haben wir mittlerweile wieder aufgeholt.
Über Community Life:
Community Life ist ein Start-up, das sich zum Ziel gesetzt hat, Versicherungen einfach zu machen. Fair, transparent und social – das ist das Prinzip, nach dem das internetbasierte Unternehmen Absicherungslösungen und Services für Kunden entwickelt. Community Life bietet Versicherungen für alle, die ihre Absicherung selbst in die Hand nehmen wollen. Es besteht die Möglichkeit, Versicherungslösungen direkt abzuschließen und eigenständig zu verwalten. Alle Unterlagen stehen rund um die Uhr digital zur Verfügung. Wer möchte, kann sich telefonisch, per Live-Chat oder E-Mail qualifiziert beraten lassen.
www.communitylife.de
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