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Im GründerView stellen wir in regelmäßigen Abständen spannende Startups aus Baden-Württemberg vor. Ihr habt zu viele Kundenkarten im Geldbeutel und verliert da schon einmal den Überblick?  Wir haben mit Björn, Mitgründer von Stocard über die Mobile Wallet App Inspiration und Mannheim als Gründerort gesprochen.

Euer Startup in einem Tweet!

Mit über 10 Mio Usern führender Loyalty Wallet. Unser Ziel: Den Geldbeutel komplett ersetzen und ins mobile Zeitalter bringen. #MobileWallet

Wer oder was inspirieren dich?

Da gibt es einige, zum Beispiel Mark Zuckerberg, Chris Wanstrath oder Daniel Ek. Sie alle haben eines gemeinsam: Sie haben keine stromlinienförmigen Karrieren eingeschlagen, beispielsweise bei einem großen Konzern oder einer Investmentbank. Sie sind echte Persönlichkeiten, die eine komplette Industrie mit Hilfe von Technologie verändern, bevor diese die Veränderung überhaupt kommen sieht.

Die Digitalisierung hat es in vielen Bereichen einfacher gemacht, eine Vielzahl von Menschen zu erreichen. Code, den eine einzige Person schreibt, kann das Leben von Millionen beeinflussen. Täglich mit technologisch talentierten Leuten zu arbeiten, die das Bestehende nicht hinnehmen, sondern sich bewusst sind, dass sie die Möglichkeit haben, die Welt nach ihren Vorstellungen zu verändern, spornt mich an.

Ihr habt euch während eurer Studienzeit in Mannheim kennengelernt und Stocard gegründet. Wie kam es zur Geschäftsidee und Gründung eures Startups?

David und ich waren zur Jahreswende 2010/11 auf einem Roadtrip durch Australien. Ich hatte damals mein erstes Smartphone, das wir begeistert und ausgiebig nutzten. Während unserer Reise fielen uns die hohen Preise in Australien und die Prominenz von Kundenbindungsprogrammen auf. Dort sprachen wir erstmals darüber, wie unpraktisch und unzeitgemäß Kundenkarten sind: Jeder will beim Einkauf Geld sparen, aber niemand hat Lust, dass zig Plastikkarten den Geldbeutel verstopfen.

Als wir an einem Tag am Bondi Beach lagen, erzählte mir David davon, dass seine Freundin zwei Geldbeutel benutzte, um mit ihren ganzen Karten zurecht zu kommen. Als überzeugte Smartphone-Nutzer der ersten Stunde war uns klar, dass das auch einfacher gehen muss und die Idee von einem Mobile Wallet mit Fokus auf Kundenbindung war geboren.

Auf dem Rückflug fingen wir sofort an, das Konzept zu schreiben. Zurück in Deutschland überzeugten wir noch unseren dritten Mitgründer Florian, und ein knappes halbes Jahr später war die erste Version von Stocard im App Store verfügbar.

Stocard gehört zu den Mobile Wallet Apps und ersetzt somit Kundenkarten aus Plastik, die man im Geldbeutel mit sich trägt. Wie pflege ich meine verschiedenen Kundendaten in die App ein und was passiert an der Kasse des jeweiligen Geschäfts?

Mit einer Scan-Funktion werden der Barcode und alle relevanten Informationen auf der Karte im Bruchteil einer Sekunde automatisch erkannt und gespeichert. An der Kasse zeigt der Nutzer einfach die digitale Kundenkarte in Stocard vor, die vom Kassenpersonal eingescannt wird. So sammeln User in allen Geschäften ihre Treuepunkte – ganz ohne Plastikkarte.

Passend zu den angelegten Kundenkarten erhält der Nutzer in Stocard Angebote seiner Lieblingshändler und hat seine Punktestände immer in Echtzeit im Blick. Mittlerweile sind über 3.000 Geschäfte und ihre Kundenkarten voreingestellt. Sollte eine Karte einmal nicht dabei sein, kann diese trotzdem manuell angelegt werden.

Über welche Stolpersteine musstet ihr während der Gründung steigen?

Wir haben mittlerweile ein erstklassiges Produkt mit unheimlich treuen Nutzern und außergewöhnlichem organischem Wachstum. Das kam aber natürlich nicht von alleine. Nach dem initialen Launch war es für uns ein wichtiger Schritt,  das Produkt so anzupassen, dass es die Bedürfnisse im Markt bestmöglich befriedigt und aus Downloads aktive Nutzer werden. Anstatt mit zusätzlichem Marketing-Aufwand weiteres Wachstum zu einzukaufen, haben wir uns in dieser Phase vollkommen auf das Produkt fokussiert – was sich langfristig bezahlt macht.

Ich würde es nicht direkt als Stolperstein bezeichnen, sondern eher eine Herausforderung – Product/Market Fit halte ich für einen grundlegenden Erfolgsfaktor eines Startups – es war aber in jedem Fall eine aufreibende Phase.

In welchen Ländern seid ihr inzwischen vertreten?

Der internationale Launch der App lässt sich relativ effizient gestalten. Entsprechend ist die Stocard App schon in einer Vielzahl von Ländern  zum Download verfügbar. Das erlaubt uns, Märkte schon nutzerseitig aufzubauen, bevor wir Partnerschaften mit Händlern eingehen, und so die Internationalisierung vorzubereiten. Vor Kurzem haben wir neben unserer Home Base in Mannheim auch Offices in Italien und Australien eröffnet, weil diese Märkte für uns aktuell besonders großes Potenzial bieten. Dort arbeiten wir gerade daran, die Partnerschaften mit den Händlern weiter auszubauen.

Wo seht ihr euch in einem Jahr?

In einem Jahr werden wir die Transformation zum digitalen Geldbeutel als führender Mobile Wallet weiter vorantreiben. Wir werden den nächsten großen Schritt gemacht und eine Mobile Payment Funktion in die App integriert haben. Millionen von Menschen, die Stocard zurzeit schon beim Einkaufen nutzen, werden somit auch mit Stocard bezahlen können. Außerdem möchten wir die Funktionalität der App rund um die Kundenbindung weiter ausbauen, so wird man z. B. für viele Programme seine Punktestände detailliert einsehen können und von uns Tipps zum Einlösen erhalten. Unsere Vision ist es, unseren Kunden bald einen kompletten Mobile Wallet zu bieten und das Einkaufserlebnis völlig zu revolutionieren.

Welche App darf auf keinem Smartphone fehlen?

Es würde etwas falsch laufen, wenn ich jetzt nicht “Stocard” sagen würde. :-)

Spätestens, wenn wir nächstes Jahr das mobile Bezahlen anbieten, gilt das auch für Kundenkarten-Verweigerer.

Mannheim ist für Gründer…

… ideal, wenn man im Tech-Bereich gründen möchte. Uns war immer bewusst, dass das wichtigste für den Aufbau von Stocard ein herausragendes Team aus den talentiertesten Leuten ist, die Lust haben, etwas Großes mit uns zu erschaffen. Mit technisch exzellenten Hochschulen und Instituten in Städten wie beispielsweise Darmstadt, Karlsruhe, Heidelberg oder Mannheim gibt es in der Region eine außergewöhnliche Dichte an jungen, technisch versierten Leuten. Da sich Technologien und Nutzerverhalten rasant ändern und Berufserfahrung – so wertvoll sie auch sein mag – beim Verständnis der digitalen Produkte von morgen schon fast hinderlich ist, ist das vielleicht sogar der relevanteste Talent-Pool für moderne Technologien (wie Mobile) in Deutschland.

Dein Rat für jeden Gründer.

Traue dich, früh zu launchen! Mit einer guten – nicht perfekten – Version des Produktes an den Start zu gehen, war zu Beginn ein wichtiger Schritt für uns. Ab diesem Zeitpunkt bekommt man wertvolles Feedback und weiß, woran man noch arbeiten muss. Vor allem steht man ab dann in der Öffentlichkeit, was ein wertvoller Antrieb ist, die nächste, bessere Version schnellstmöglich zu veröffentlichen.

Über Stocard

Mit über 10 Millionen Nutzern ist Stocard die führende Wallet App in Europa. Im Fokus steht dabei das komplette Einkaufserlebnis: So können User alle ihre Kundenkarten in einer App verwalten, Punktestände einsehen und bleiben über Angebote ihrer Lieblingshändler immer auf dem neuesten Stand.
Ab nächstem Jahr wir eine Payment Funktion den Mobile Wallet ergänzen.
https://stocard.de/

Dein StartUp im GründerView? Mail an gedeon(at)techtag.de