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Johannes hatte eine Idee und die Industrieerfahrung. Doch ihm fehlte der Tech-Partner. Christoph ist IT-Spezialist und war auf der Suche nach jemandem, der die Business-Themen abdeckt. Beim Co-Founder-Matching Event TeamUp laufen sie sich über den Weg. Ihr Match: 100 Prozent. Gemeinsam entwickeln sie die KI-Software Patena, die innovative Unternehmen beim Patentmonitoring entlastet. „Wir hatten von Anfang an die gleichen Werte“, sagen sie, „deshalb können wir das Ding so gut gemeinsam durchziehen.“

Wer ein Produkt auf den Markt bringen will, muss sicherstellen, dass er nicht gegen die Schutzrechte anderer verstößt. Ist die Idee neu, kann es sich lohnen, eigene Erfindungen anzumelden. In beiden Fällen muss man sich durch Berge an Patenten kämpfen, was mühsam und enorm zeitaufwendig ist. Unternehmen, die in innovativen Industrien unterwegs sind, kommen nicht drumherum, die Patentlandschaft kontinuierlich zu beobachten. Jährlich werden weltweit über sechs Millionen Erfindungsmeldungen für Patente und Gebrauchsmuster eingereicht – Tendenz steigend. Dass Ingenieure und Forscher bei der wachsenden Zahl an Dokumenten schnell an ihre Grenzen kommen, ist verständlich.

Johannes Kähm und Christoph Stein treffen deshalb mit ihrer Software einen empfindlichen Nerv. Sie entwickeln mit Patena ein Tool, das mittels Künstlicher Intelligenz (KI) Patente und Gebrauchsmuster für den Nutzer screent und so aufbereitet, dass passende Ergebnisse leichter gefunden, analysiert und nachverfolgt werden können.

Wer will schon abends noch Patente lesen?

„Ein Unternehmen, das Industriebürsten zur Oberflächenbehandlung herstellt und in den Patentdatenbanken recherchiert, findet Patente zu Zahnbürsten, Obstbürsten und viele andere Bürsten, die nicht relevant sind.“, erklärt Johannes. „Gleichzeitig werden andere hochrelevante Erfindungen nicht gefunden, weil sie einen anderen Wortlaut verwenden.“
Patena ist eine digitale Assistentin, die diesen Analyseprozess in Unternehmen vereinfacht. Suchanfragen werden automatisch um Synonyme ergänzt. Zudem lernt die Software durch Nutzerfeedback dazu und versteht mit der Zeit immer besser, welche Technologien für die jeweiligen Entwicklungsprojekte relevant sind. Letztendlich geht es darum, die passenden Patente zu filtern, was eine enorme Zeitersparnis mit sich bringt. „Gleichzeitig können wir das Risiko reduzieren, wichtige Schutzrechte zu übersehen“, ergänzt Johannes.

Johannes arbeitete einige Jahre als Produktmanager in der Automobilindustrie. An der Schnittstelle zwischen dem Entwicklungs-Team und der Patentabteilung war es seine Aufgabe, Schutzrechte der Wettbewerber zu bewerten und Erfindungsmeldungen des Teams mit der Patentabteilung abzustimmen. Hier entsteht die Idee zu Patena: „Der Konzern war zwar mit seiner großen Patentabteilung professionell aufgestellt. Regelmäßig mussten Entwickler neben ihrem Tagesgeschäft dennoch viele Stunden in die Patentanalyse investieren. In mittelständischen Unternehmen ohne eigene Patentabteilung wird der Aufwand umso größer.“

Nicht selten bleiben Patente dann ungelesen liegen – wer will schon abends noch Erfindungsmeldungen lesen? Johannes hält das für gefährlich. „Wenn man eine Erfindungsmeldung eines Wettbewerbers übersieht, kann es schnell zu wirtschaftlichen Nachteilen für das Unternehmen führen. Schlimmstenfalls kann man seine eigene Innovation nicht auf den Markt bringen, weil man nicht rechtzeitig gehandelt hat.“

„Wir haben ein, zwei Mal telefoniert und gemerkt: es passt.“

Die Idee hat Potenzial. Doch für die technische Umsetzung brauchte es einen Spezialisten. Durch das TeamUp, ein Co-Founder-Matching-Event im CyberForum, haben sich Johannes und Christoph kennengelernt. Zunächst stand Christoph, der IT-Spezialist, mit seiner eigenen Idee am Pitch-Desk. „Ich hörte durch eine Bekannte, die in der Karlsruher Gründerszene aktiv ist, vom TeamUp. Ich habe mich angemeldet, weil ich zwar die IT-Expertise für meine damalige Idee mitbrachte, mir aber der administrative Part für die Umsetzung fehlte.“

„Wir kamen gleich ins Gespräch und haben uns am Tag danach auf LinkedIn ausgetauscht, ein, zwei Mal telefoniert und gemerkt: es passt“, schildern sie die Begegnung. „Johannes hat mir damals genau die Fragen gestellt, die ich mir zu diesem Zeitpunkt auch gestellt habe. Er hat die gleichen Knackpunkte anvisiert und hinterfragt. Das gefiel mir“, erinnert sich Christoph. Danach haben die beiden erst mal gegenseitig Werte abgeklopft. „Wir haben über vieles gesprochen, was das Arbeiten im Team anbelangt“, sagen sie. „Wir wussten, dass unsere Idee nur in einem guten Miteinander eine Chance hat. Dafür sind gemeinsame Wertvorstellungen die Basis. Schließlich arbeitet man einige Jahre zusammen und hat viele wichtige Entscheidungen gemeinsam zu treffen. Da muss man sich einig sein.“

„Das TeamUp war für uns die perfekte Plattform, um den passenden Partner zu finden, und um dahin zu kommen, wo wir jetzt sind.“

Im CyberLab Accelerator-Programm entwickelten Christoph und Johannes einen ersten Prototypen und sprachen mit potenziellen Kunden. Schließlich fanden sie zum heutigen Geschäftskonzept. „Das TeamUp war für uns die perfekte Plattform, um den passenden Partner zu finden und dahin zu kommen, wo wir jetzt sind.“
Das Team arbeitet in der Zwischenzeit mit einigen Pilotunternehmen zusammen. Seit Januar ist die Patena Technologies GmbH im Handelsregister eingetragen und beschäftigt demnächst die ersten Mitarbeiter. Bislang gebootstrapped wird das Gründerteam zeitnah Investoren an Bord holen.