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Nach einer außergewöhnlich erfolgreichen Crowdfunding Kampagne im vergangenen Sommer ist der Kamedi GmbH mit dem heat_it nun der Markteinstieg trotz der Corona-Krise gelungen. Viele tausend Exemplare wurden bereits ausgeliefert und zeigen die hohe Nachfrage nach dem innovativen Insektenstichheiler. Das Startup und CyberLab-Alumnus hinter dem heat_it ist die Ende 2018 von Armin Meyer, Christof Reuter, Stefan Hotz und Lukas Liedtke gegründete Kamedi GmbH mit Sitz in Karlsruhe. Wir haben mit den Gründern über die Herausforderungen für so einen Markteinstieg gesprochen.

Welche bürokratische Hürde hat euch bei der Entwicklung des heat_It am meisten weh getan und ist aus eurer Sicht verzichtbar?

Für die Markteinführung eines Medizinprodukts sind die Hürden hoch und zahlreich. Gleichzeitig steht die Sicherheit der Nutzen an erster Stelle, so würde ich sicher nicht sagen, dass der Aufwand unangemessen oder unnötig ist. Klar ist aber auch: nicht jede Regel, Norm oder Vorschrift passt perfekt zu jedem Produkt. So sind einige Prüfungen gefordert die technisch gesehen sicher aber für den heat_it überflüssig gewesen sind. Was uns wirklich Probleme in der Planung bereitet hat, ist das man so vielfältig von anderen abhängig ist. Im Startup ist man ja ansonsten eine sehr hohe Geschwindigkeit gewöhnt, rund um die Zulassung können aber schnell Monate vergehen bis man einen Schritt weiterkommt.

Woher kam am Anfang die Finanzierung des Geschäfts?

Gestartet sind wir am Karlsruher Institut für Technologie mit dem EXIST Stipendium des Bundes, eine fantastisches Programm, dass den Schritt in die Selbstständigkeit erheblich erleichtert hat.

Wo ist der heat_It aktuell überall gelistet?

Der heat_it ist erhältlich direkt über unseren Online Shop auf www.heatit.de aber auch auf Amazon, bei Mediamarkt, Saturn, Technikdirekt oder im Basislager Karlsruhe und anderen Outdoor-Geschäften. Der heat_it ist halt ein echtes Massenprodukt, bald auch in der Apotheke und beim ADAC erhältlich und unser Vertriebsnetz wird kontinuierlich ausgeweitet. So sind wir zuletzt auch in der Schweiz gestartet.

Wieviel wusstet ihr über das System „Patentierung und Herstellung von Medizinprodukten“, als ihr eure Geschäftsidee hattet?

Eine Vorlesung zum Patentrecht hatten wir während des Studiums dazu besucht. Das hat sicher geholfen. Unser erstes Patent haben wir 2017 noch im Studium angemeldet, da war die Startup-Gründung noch gar nicht geplant und unsere finanziellen Möglichkeiten waren überschaubar. So waren wir gezwungen selber zu „Experten“ zu werden und sich intensiver mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Der heat_it wird von uns auf der selbst entwickelten Produktionsanlage in Karlsruhe hergestellt. Da konnten wir uns als Ingenieure des KIT natürlich ausleben.  Aber was es wirklich bedeutet Medizinprodukte in bester Qualität und hoher Stückzahl herzustellen, wussten wir natürlich überhaupt nicht. Demzufolge haben wir viele Überraschungen erlebt, die wir aber immer in den Griff bekommen haben.

Wie habt ihr den Einstieg in den Handel geschafft/ wie seid ihr den Einstieg in den Handel angegangen und was waren dabei für euch die größten Herausforderungen?

Das Interesse ist und war von Anfang an sehr hoch, das hilft natürlich. Je weniger zwingend man auf Partnerschaften angewiesen ist, desto einfacher fällt es diese zu finden. Ansonsten haben wir offene und transparente Gespräche mit einem gewissen Grundvertrauen von Anfang an geführt. Weder haben wir unseren „Startup Status“ verschwiegen noch uns zu klein gemacht. Auch wenn es eher ungewöhnlich ist, als Startup ein Medizinprodukt selber zuzulassen und zu produzieren, haben wir es uns zugetraut und nun trotz Corona auf den Markt geschafft.

Was wünscht Ihr euch als junges Unternehmen von der Politik?

Na, dass der heat_it wie der Anschnallgurt verpflichtend wird für jeden der an die frische Luft geht. Spaß beiseite, soweit wir das einschätzen können, scheinen die aufgelegten Programme, insbesondere die der Landesregierung, vernünftig und zielführend. Die meisten Startups sind weder systemrelevant, noch hängen am einzelnen Startup unzählige Arbeitsplätze. Insofern ist nachvollziehbar, wenn der primäre Fokus woanders liegt. Klar muss aber auch sein: Startups bilden die Grundlage für eine wettbewerbsfähige Wirtschaft von morgen und sind besonders auf Wachstum und Entwicklung angewiesen. Krisen treffen sie also schnell, direkt und empfindlich.