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Die digitale Transformation verändert die Wirtschaft weltweit. Großen Unternehmen fällt es jedoch oft schwer, mit dem Wandel Schritt zu halten. Die gewohnten Strukturen sind zu unflexibel, um neue Ideen voranzutreiben und auf Veränderungen schnell zu reagieren. Corporate Startups sind ein guter Nährboden für Innovationen. Das Unternehmen im Unternehmen bringt für beide Seiten Vorteile.

Die großen Traditionskonzerne sind für die jungen Generationen längst nicht mehr so attraktiv wie noch vor einigen Jahren. Für die Generationen Y und Z zählen Freiraum, Flexibilität und kreative Entfaltung mehr, als Struktur und Stabilität. In vielen Großunternehmen fehlt der Raum für Innovationen. Auch wenn der digitale Wandel weit oben auf der Agenda steht, scheint die deutsche Wirtschaft nur schwer mithalten zu können. Denn die Digitalisierung setzt sich über alle Branchen hinweg und bricht alte Marktstrukturen auf. Durch diesen Wandel sind Unternehmen gezwungen, umzudenken und sich neu auszurichten. Das läuft bei Startups meist besser als in traditionellen Unternehmen. Die „jungen Wilden“ sind kreativer bei der Entwicklung von Geschäftsmodellen, bringen diese schneller auf den Markt, denken kundenorientierter und digitaler. Auch nutzen sie innovativere Arbeitsmethoden und dürfen scheitern.

Internes Startup als hauseigener Innovationstreiber

Von diesen Vorteilen können auch Unternehmen profitieren, indem sie eigene, interne Startups gründen. Innovative Projekte werden dadurch gleich zu Beginn vom Kerngeschäft getrennt und ausgelagert. Diese operative und im Idealfall auch räumliche Trennung vom Mutterkonzern gibt dem internen Startup den notwendigen Handlungsspielraum. Wie gewöhnliche Startups auch, kann das neu gegründete Unternehmen dadurch schneller und flexibler handeln, über Budgets und externe Partner entscheiden sowie unterschiedliche Ideen – beispielsweise in den Bereichen Marketing und Sales – ausprobieren, aber auch sehr schnell wieder verwerfen, ohne zuvor einen großen internen Prozess anstoßen zu müssen. Die Abgrenzung kann dem Corporate Startup zudem dabei helfen, schneller neue Kontakte zu knüpfen und auf Anfragen von außen zu reagieren.

Eine Symbiose, die funktioniert

Für das unternehmensinterne Startup bedeutet der Investor im Hintergrund vor allem einen deutlich geringeren Existenzdruck. So können sich die Neu-Gründer voll und ganz auf ihre Ideen und deren schnelle Umsetzung konzentrieren. Und auch bei administrativen Angelegenheiten, wie beispielsweise Gehaltsabrechnungen, besteht die Möglichkeit, auf die bereits bestehenden Unternehmensprozesse zurückzugreifen und gleichzeitig neue, eigene Abläufe zu entwickeln, welche dann in die vorhandene Struktur integriert werden können. Damit haben die jungen Unternehmen ein deutlich höheres Entwicklungspotenzial, als andere Neugründungen. Auch der Mutterkonzern kann von diesem Unternehmensmodell profitieren. Besonders beim Thema Digitalisierung können die internen Startups entscheidende Impulse geben, die den Wandel vorantreiben.

Maximale Flexibilität dank Cloud-basierten Tools

In punkto Kommunikation sind Corporate Startups im Vorteil. Denn zu Beginn ihrer Laufbahn bestehen diese meist nur aus kleinen Teams, weshalb Kollegen den langen Dienstweg vermeiden können, um Informationen über die Konkurrenz oder neue Strategien auszutauschen. Die tendenziell eher jüngeren Gründerteams tun sich zudem meist leichter, wenn es um digitale Lösungen für die Projektarbeit geht. Beispielweise nutzen sie häufig Cloud-basierte Tools, um ortsunabhängig gemeinsam an Projekten zu arbeiten. Während in großen Unternehmen neuartige digitale Tools meist nur schwer einzuführen sind, erlaubt die flache Hierarchie eines Corporate-Startups bei der Wahl der technischen Hilfsmittel einen kurzen Entscheidungsprozess. Dank der finanziellen Unterstützung des Mutterkonzerns kann dabei auch auf hochwertigere Technologien zurückgegriffen werden.

Alles in allem bieten Corporate Startups eine Möglichkeit für etablierte Unternehmen, sich an neue Themen heranzutasten, ohne dabei auf volles Risiko gehen zu müssen. Selbst wenn das interne Startup auf Dauer keinen Erfolg haben sollte, so kann es doch neue Impulse setzen. Vor allem aber schaffen sie eine Unternehmenskultur, die gegenüber kreativen Ideen und Innovationen offen ist.

Markus Ziegler
Markus Ziegler ist Geschäftsbereichsleiter von pakadoo, dem Corporate Startup der LGI Logistics Group International GmbH. Kurz nach Gründung der LGI entschied sich der Diplom-Informatiker 1996 für die boomende Logistikbranche und entwickelte als CIO die Unternehmens-IT. Seine Management-Fähigkeiten nutzte Markus Ziegler nach einigen Jahren für den Aufbau der Service-Center Business Development, Marketing und Process Engineering. Im Anschluss übernahm er den größten LGI-Geschäftsbereich (Electronics) und wurde zum Geschäftsführer diverser Tochterunternehmen ernannt. Seit 2015 baut der Innovations-Experte das unternehmensinterne „Startup“ pakadoo auf. Er wurde dafür im Februar 2016 mit dem LEO Innovations-Award ausgezeichnet.