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Stellen Sie sich folgendes Szenario vor: An der Tankstelle treffen Sie auf einen jungen Porschefahrer. Eigentlich müssten Sie ihm für all die beim Autokauf gezahlte Mehrwertsteuer dankbar sein, doch was tun Sie stattdessen?

Diese Frage warf Christian Lindner, Bundesvorsitzender der FDP, im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Meet the Founder“ der Pioniergarage KIT auf. Laut Lindner würde der Großteil dem jungen Mann nicht die Hand reichen, sondern sich kopfschüttelnd von ihm abwenden. Den jungen Porschefahrer stempeln wir ab – als Angeber mit Protzkarre, finanziert von Mama und Papa.

Christian Lindner bei Meet the Founder
Christian Lindner spricht bei „Meet the Founder“ der PionierGarage | Entrepreneurs. KIT (Bild: PionierGarage)

Neidkultur und Schadenfreude – leiden Gründungen?

Der Fall des Porschefahrers ist ein typisches Beispiel dafür, wie sich Neid in unserer Gesellschaft äußern kann. Je wichtiger der Person selbst die Ursache des Neids ist, desto stärker ist das entstehende Gefühl.

Neu ist die Diskussion um die deutsche Neidkultur schon lange nicht mehr, dennoch stellt sich die Frage, welchen Einfluss Neid und Schadenfreude auf die Gründungsdynamik haben.

Erfolgreiche Gründer müssen nicht selten mit dem Vorwurf leben, „nur Glück gehabt“ zu haben. Analog zum Porschefahrer-Beispiel (die Finanzkraft der Eltern) suchen hier „Neider“ nach Gründen für den Erfolg des Beneideten, die außerhalb  des eigenen Einflussbereichs liegen. Mit diesen Vorwürfen können die meisten erfolgreichen Gründer gut umgehen. Aber was ist mit Startups, die den Karren (oder den sinnbildlichen Porsche) gegen die Wand gefahren haben?

Dann wird aus Neid Schadenfreude. Die Gründung von Unternehmen erfordert Risikobereitschaft, Mut und Selbstbewusstsein – Eigenschaften, die sich viele Menschen wünschen, gleichzeitig jedoch unzufrieden mit sich selbst sind. Scheitert nun ein selbstbewusster Entrepreneur mit seinem Unternehmen, ist die Schadenfreunde entsprechend groß. (Buch zum Thema)

Die Wutrede des Christian Lindner

Christian Lindner hat selbst bereits gegründet. Das erste Unternehmen 1997 im Alter von 18 Jahren, wo er anfangs als (so nennt er es selbst) Werbekaufmann für die lokalen Stadtwerke arbeitete.

Im Mai 2000 gründete der Bundesvorsitzende der FDP, gemeinsam mit Partnern,  dann sein zweites Unternehmen. Die Moomax GmbH hatte sich dabei das Ziel gesetzt, die akustische Steuerung von Computern zu ermöglichen, vergleichbar mit Diensten wie Siri, die heute fast schon selbstverständlich erscheinen.

Damals war die Zeit wohl noch nicht reif und das Timing denkbar ungünstig. Das Platzen der Dotcom-Blase im März 2000 und der damit verbundene Rückgang der Innovationsbereitschaft von Unternehmen in Informationstechnologie setzten dem Unternehmen laut Lindner schwer zu und zwangen es schließlich zur Aufgabe der Geschäftstätigkeit, die Insolvenz von Moomax folgte.

Bis heute wird Lindner diese Insolvenz, dieses „Scheitern“, regelmäßig vorgeworfen, so auch während einer Rede Lindners vor dem Landtag in Düsseldorf. Als geübter Rhetoriker nahm er den Zwischenruf eines Mitglieds der SPD-Fraktion zum Anlass für folgende Rede:

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3K für mehr Gründerkultur in Deutschland

Die Neidkultur Deutschlands ist jedoch laut Christian Lindner nur eine der Baustellen, die Deutschland daran hindern, eine stärkere Gründernation zu werden. Lindner nannte während seines Auftritts in Karlsruhe eine Reihe von Maßnahmen, die seiner Meinung nach zu einer verbesserten Startupkultur in Deutschland führen können.

Dabei unterscheiden sich Startups laut Lindner schon per Definition von konventionellen Geschäftsideen, denn bei Startups gehe es um das Testen von Technologien und Potentialen von Märkten.

„Man könnte sagen:  Ein Wirtschaftliches Experiment“

Damit es in Zukunft mehr solcher wirtschaftlichen Experimente geben könne, müsse sich in Deutschland einiges bewegen – Lindner schlägt dafür die Orientierung an folgenden „3K“ vor:

Köpfe

Hier nennt Lindner das Buzzword „digitale Bildung“. Einen Ansatz für die tatsächliche Umsetzung der digitalen Bildung blieb er jedoch schuldig. Ich persönlich habe mich in diesem Zusammenhang gefragt: wer bildet beispielsweise die Lehrer „digital“ aus, bevor diese das Wissen an Schüler weitergeben?

Kapital

„Was wir ganz dringend brauchen ist mehr Kapital, aber bitte privates Kapital“, so Lindner. Unsere alternde Gesellschaft verfügt laut Lindner über 2 Billionen Euro an Anlagevermögen bei den Kapitalsammelstellen, jedoch machten es, so Lindner, gesetzliche Bestimmungen unmöglich, dieses Geld als Risikokapital für Startups einzusetzen.

Kultur

Wie begegnen wir der Neidkultur und Schadensfreude, die im Gründerkreis herrscht? Lindner fordert, mehr zu kommunizieren und selbst aktiver zu handeln. Das kann so aussehen: Fühlt man selbst Neid, kann man sich darauf konzentrieren, diesen in Motivation zu verwandeln. Spricht man mit einem „gescheiterten“ Gründer, kann man diesem zu dem Gelernten gratulieren und viel Erfolg für die nächste Gründung wünschen. Der unter anderem von Angela Merkel geprägte Begriff der „Kultur des Scheiterns“ könnte so greifbar werden.

Ihre Meinung ist gefragt

Haben Sie auch schon Neid und Schadenfreude im Zusammenhang mit Unternehmensgründungen erlebt? Sind die „3K“ der richtige Ansatz und was können wir alle dazu beitragen, dass die Gründerkultur in Deutschland floriert?