Lesedauer ca. 2 Minuten

Beziehungen, Freundschaften, Kooperationen – sie alle gilt es zu pflegen. Gerade Deutschland und Frankreich haben keine einfache gemeinsame Geschichte, revolutionäre Unruhen und Territorialkriege trübten jahrelang die Freundschaft. Die Startup-Szene, die von Natur aus lebendig ist und vom Austausch lebt, könnte von einer deutsch-französischen Zusammenarbeit profitieren, denn auch Frankreich hat eine florierende Startup-Kultur. Jetzt startet eine Kooperation zwischen ausgewählten Inkubatoren der Nachbarländer mit dem Ziel, weitere Startups entweder in Baden-Württemberg oder Frankreich anzusiedeln.

Die heutigen deutsch-französischen Beziehungen sind das Ergebnis der Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich nach dem Zweiten Weltkrieg. In diesen letzten 73 Jahren ist eine beachtenswerte Zusammenarbeit entstanden, die bis in die Wirtschaft reicht. Mit dem PAMINA Business Club, einem freiwilligen Zusammenschluss aus 50 Wirtschaftsförderungsgesellschaften, herrscht zwischen der TechnologieRegion Karlsruhe, der Südpfalz und dem Nord-Elsass in den letzten Jahren ein reger Austausch. Dieser soll in Zukunft weiter ausgebaut werden, sodass künftig auch eine Zusammenarbeit entsteht.

Um diesen kooperativen Gedanken voranzutreiben, traf sich eine deutsch-französische-Delegation des CyberLab BW, der Gründerallianz Karlsruhe sowie der Initiativen La French Tech Alsace, Semia und La Grand Est auf der „Passerelle des Deux Rives“. Auch Startups und weitere Vertreter diverser Interessensgruppen nahmen am Treffen teil. Auf der symbolträchtigen Brücke, die bei Kehl Deutschland und Frankreich miteinander verbindet, wurde das Memorandum of Understanding (MoU) von Guillaume Hert (La French Tech Alsace) und Michael Rausch (CyberLab BW) unterzeichnet. „Wir wollen mit dem Dokument erreichen, dass Startups grenzüberschreitend arbeiten können, dass Hürden jeglicher Art abgebaut werden und der geographische Vorteil genutzt werden kann“, erklärt Michael Rausch. Auch er betrachtet die deutsch-französische Freundschaft nicht als selbstverständlich: „Man vergisst gerne, dass wir auf europäischem Boden noch nie so lange Frieden hatten. Dafür muss man aber auch auf allen Ebenen etwas tun.“ In Zukunft sollen weitere gegenseitige Besuche stattfinden. Auch strategische Einladungen nationaler IT-Fachmessen mit einem gemeinsamen Auftritt sollen anvisiert werden.

Mit Semia, dem elsässischen IT-Inkubator, wird die französische Startup-Kultur seit 17 Jahren nachhaltig gefördert. Künftig ist in Richtung Zusammenarbeit auch einiges in Planung: „Wir werden uns auf wichtigen Messen gegenseitig mit Einladungen unterstützen. Geplant sind sogenannte Roamingverträge, über die wir unsere Startups für einen sehr kurzen Zeitraum in die beiderseitigen Inkubatoren schicken können. Ähnlich einem Schüleraustausch, der es zum Ziel hat niedrigschwellig Eindrücke zu sammeln und von da aus tiefer einzusteigen“, erläutert Michael Rausch vom CyberLab. Das Ziel sei dabei, Gründungen in der jeweiligen Region, Baden-Württemberg oder im Grand Est, sesshaft zu machen.