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Im GründerView stellen wir in regelmäßigen Abständen die StartUps der Region vor. ArtiMinds Robotics starten schon in ihrem Gründungsjahr äußerst erfolgreich – als CyberLab-Team und Exist-Gründerstipendiaten können Dr. Sven Schmidt-Rohr, Dr. Rainer Jäkel und Gerhard Dirschl bereits 2013 mehrere Preise gewinnen, unter anderem beim Gründerwettbewerb IKT Innovativ… 

Im November folgte der CyberChampions Award in der Kategorie „Best Concept“. Aktuell konnte Mitgründer Dr. Rainer Jäkel den Georges Giralt PhD Award für die beste Dissertation Europas im Bereich Robotik entgegennehmen. Mit ihrer Software, die die Einrichtung von Roboterarmbewegungen erheblich vereinfacht, lässt ArtiMinds Science Fiction real werden. Im GründerView berichtet Sven Schmidt-Rohr ausführlich darüber, was ihn als Gründer antreibt und was man als StartUp erreichen kann…

Euer StartUp in einem Tweet!

ArtiMinds Robotics: der intelligente Fertigungsassistent – science, not fiction!

Wer oder was inspirieren dich?

Die amerikanischen und sowjetischen Mondlandungsprogramme in den 1960er Jahren und die führenden Visionäre der beiden Programme Wernher von Braun bzw. Sergei Koroljow. Es ist faszinierend zu sehen, wie intensiv und gut koordiniert damals riesige Heerscharen von Ingenieuren und Wissenschaftlern (zusammen) gearbeitet haben – für einen Menschheitstraum und nicht nur für schnöden Mammon. Die technischen Fortschritte in extrem kurzer Zeit waren aus heutiger Sicht gigantisch. Kein Wunder bei der intrinsischen Motivation der Beteiligten! Ich halte die heutige Entwicklung, dass alles dem kurzfristigen Profit untergeordnet ist, für traurig und einen Hauptgrund für die zunehmende technologische Stagnation der letzten 40 Jahre (vom IT Bereich abgesehen). Die angeblich fortschrittlichste große Firma unserer Zeit (Google) verdient fast all ihr Geld mit … Werbung! Wow. Ist das nicht erbärmlich?!

Allerdings zeigen Unternehmer wie Elon Musk, dass man zumindest zum Teil auch das heutige System nutzen kann, um große Visionen voranzutreiben. Genau das ist auch die Strategie von ArtiMinds Robotics – kurzfristig Anwendungen zu lösen, die Geld in die Kasse spülen, die auf einem direktem Weg zu viel größerem Fortschritt später liegen.

Generell glaube ich, dass das Ende der Arbeitsgesellschaft wie wir sie kennen und leben – d.h. Erwerbsarbeit als der Normalzustand – nicht nur unumgänglich, sondern auch erstrebenswert ist und nicht mehr all zu weit in der Zukunft liegt. Auch wenn wir als Ingenieure direkt nur bei den technischen Voraussetzungen mitwirken, ist eine Auseinandersetzung mit den soziokulturellen Folgen auch für uns unabdingbar. Wir stehen in der Verantwortung den Diskurs aktiv mitzugestalten. Nicht zuletzt wird es auch darum gehen, die Folgen des wahrscheinlich doch recht rauen Umbruchs erträglich zu gestalten. Im Moment ist der Zeitgeist für solch einen Umbruch aus soziokultureller Sicht auf jeden Fall noch nicht reif. Die Zeit läuft allerdings davon, denn wenn die Technik reif ist, der Zeitgeist aber noch nicht, dann hilft nur noch zu beten …

Roboter – Von Science Fiction bis hin zur Unterstützung des täglichen Lebens: Wie lässt sich eure Arbeit für die breite Öffentlichkeit erklären?

Sehen und staunen

Euer Mitbegründer Dr. Rainer Jäkel wurde gerade mit dem Georges Giralt PhD Award ausgezeichnet, einem Preis für die beste Dissertation Europas im Bereich Robotik im vergangenen Jahr – wie profitiert ihr als Unternehmen davon?

Wir haben schon einige Preise sowohl jeweils einzeln für unsere Wissenschaft als auch als Gründerteam gewonnen, aber jener Preis ist mit Abstand der Wichtigste, da er über mehrere intensive Runden von einer sehr großen und extrem erfahrenen europäischen Expertenjury vergeben wird. D.h. der Preis zeichnet die absolute Weltspitze der Robotiktechnologie aus. Er hat daher in der Robotik eine entsprechend starke Reputation. Wir haben schon bei den letzten Firmenkontakten gemerkt, wie der Preis die Bereitschaft uns zu glauben, dass unsere Algorithmik wirklich weltweit führend ist, stark erhöht.

Welche App darf auf keinem Smartphone fehlen?

Keiner unserer Gründer nutzt zur Zeit irgendeine Smartphone „App“. Ich habe übrigens meine erste „App“ für einen iPaq Handheld mit WLAN & Bluetooth Konnektivität unter dem Framework Linux/OPIE (eine Art Androidvorläufer) im Winter 2004/2005 für ein Hobbyprojekt programmiert. Damals gab es den Begriff „App“ noch nicht in der heutigen Form, aber es war das, was heute ein Bilderbuchbeispiel wäre. Das Programm war eine Musikplayerfernsteuerung mit Livetextsuche in großen Playlisten, Playlistenzusammenstellung, Equalizer u.ä. direkt auf dem Touchscreen (damals noch mit Stylus zu bedienen, da die Displaytechnik noch nicht so weit war, wie heute) des Handheld mit Netzverbindung zum Playerserver. D.h. ich verstehe die Thematik, sie ist für mich heutzutage allerdings nicht mehr relevant.
Die Nutzung einer GUI auf einem Tablet für die Programmierbedienung in Zusammenhang mit unserer Software wäre dagegen durchaus relevant, aber keine eigenständige „App“.
Wir schauen in dem Bereich aber nun in Richtung augmented & virtual Reality, d.h. denken darüber nach, wie man die aktuellsten Entwicklungen in jenem Bereich wertsteigernd in unser Produkt integrieren könnte. Ich glaube beide Arten aufbereiteter Realität haben gerade auch im industriellen Umfeld im Zusammenspiel mit Maschinensehen eine interessante Zukunft. Die Brillen werden bald gut genug sein und dann kommt es vor allem auf den genialen Einsatz der Technologie an.

Was ist deine Empfehlung für die Mittagspause?

Schnell & günstig – Mensa ; Mit den Kollegen gemütlich – Zwiebel ; Mit einem Kunden – Georg Friedrich

Karlsruhe ist für Gründer…

… im Bereich Software & Engineering optimal, da es viel hervorragenden Nachwuchs gibt, aber kaum Konkurrenz durch namhafte Arbeitergeber wie etwa im Stuttgarter oder Münchner Raum.

Ihr habt 2013 den CyberChampions Award in der Kategorie „Best Concept“ gewonnen – worauf kommt es beim richtigen Businesskonzept an?

Wachstumsbranche mit viel Zukunft d.h. die ihre beste Zeit noch weit vor sich hat, klarer USP, herausragendes Gründerteam mit ausreichend Erfahrung, heterogener Zielmarkt mit vielen Firmentypen und -größen, genügendes absehbares Marktvolumen in der anvisierten Branchennische

Abgesehen von einem überzeugenden Businessplan, was ist dein Rat für jeden Gründer?

Nicht zu früh (eine ordentliche Portion Lebens- und Forschungs- oder Berufserfahrung und ein daraus bestehendes Netzwerk in der Zielbranche sollte auf jeden Fall vorhanden sein) und nicht zu spät (mangelnde Dynamik des Alters, Familie und Karriere als goldene Fesseln bremsen sehr) zu gründen. Bei den Meisten sollte also Anfang 30 das beste Alter sein. Umfassende Statistiken aus der Forschung über Start-Ups bestätigen diesen intuitiven Eindruck.

Android oder iOS?

Das relevante Gegenstück der Frage in unserem Bereich wäre „Linux & ROS (entspricht Android) oder SunriseOS (neu von KUKA, entspricht iOS)?“. Im Moment unterstützen wir nur ersteres, bald aber werden wir beides unterstützen. Die Präferenz kommt auf den Anwendungsfall an.

Über ArtiMinds Robotics:

ArtiMinds Robotics entwickelt und vertreibt eine Software, welche die Einrichtung komplexer Roboterarm und -greiferbewegungen erheblich vereinfacht und verkürzt, was zu einer entsprechenden Kosteneinsparung führt. Die Software ermöglicht neue Roboteranwendungen, vor allem solche mit hohen Flexibilitätsanforderungen oder kleinen Stückzahlen.