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Im Gründerview stellen wir eigentlich die StartUps der Region vor – aber was wären diese StartUps ohne Institutionen, an denen sie sich Beratung, Betreuung und heiße Tipps abholen können? Deswegen weiten wir die Serie an dieser Stelle ein wenig aus, um auch die regionalen Angebote für Gründer und ihre Arbeit vorzustellen…

Das CIE am KIT ist eine der ersten Anlaufstellen für Gründer in Karlsruhe – gerade für Studenten, Doktoranden und andere Gründungsinteressierte aus dem Uni-Umfeld. Warum gerade das CIE? Als Gründerclub fördert es aktiv den interdisziplinären Austausch zwischen Studierenden, Doktoranden, Professoren und Alumni und ermöglicht es so, Unternehmensgründungen umfassend, unbürokratisch und vor allem passgenau zu fördern.

Die entstehenden StartUps werden dabei durch die Phasen „Prototyp“, „Betatest“ und „Projekt im Wachstum“ begleitet. Während all dieser Phasen bietet das CIE neben den klassischen Netzwerkfunktionen auch Leistungen wie Hilfe bei der Suche nach Finanzierung und Unterstützung bei der Teamfindung. Regelmäßige Insider-Vorträge, Gründergrillen und Intensivveranstaltungen wie das BoostCamp runden das Angebot ab.

Wir haben Anne Siebold  – eine der beiden Start-Up-Manager des CIE – zu ihren Erfahrungen, ihrem Arbeitsalltag und ein paar Tipps und Tricks für Gründer befragt…

Ihr arbeitet seit fast zwei Jahren als Start-Up-Manager im CIE – was ist die ausgefallenste Geschäftsidee, die euch in dieser Zeit untergekommen ist?

Das ist eine schwierige Frage, wir haben seit wir hier sind über 150 Erstberatungsgespräche mit Teams geführt, im Rückblick sind das überwältigend viele gute Ideen.

Wir sind natürlich begeistert von Teams wie Busliniensuche oder InStaff.jobs, die bestehende Marktpotentiale erkannt haben und in der Lage sind diese fokussiert erfolgreich zu nutzen. Aber es kommen auch witzige Ideen auf uns zu, zum Beispiel eine Studentin, die einen Hintern aus Porzellan hergestellt hat, das war sicher eine der ausgefallensten Ideen im letzten Jahr.

Könnt ihr inzwischen schon auf den ersten oder zweiten Blick sehen, ob eine Idee für eine erfolgreiche Gründung taugt oder nicht?

Der Blick als Berater ändert und schärft sich natürlich mit der Zeit, allein durch die Erfahrung in der Arbeit mit den Teams. Die Idee ist sicherlich wichtig, hier schauen wir, ob ein Produkt wirklich einen Nutzen bringt und den Nerv trifft. Das Produkt oder der Service sollte den Kunden eine Verbesserung bringen, denn wenn es keinen Bedarf gibt, dann ist es schwierig eine erfolgreiche Gründung hinzulegen. Letztlich entscheidet der Markt – also müssen die Gründer selbst intensiv mit ihren Kunden sprechen in der Phase der Produktentwicklung oder ein Minimal Viable Product rausbringen, um zu lernen.

Wichtig sind auch die Gedanken zum Geschäftsmodell, denn das Produkt muss an den Mann oder die Frau gebracht werden, in bestimmten Bereichen ist der Markteintritt schwierig oder teuer, wenn das früh klar ist, kann überlegt werden, wie Partner gewonnen werden können oder bestimmte Nischen besser geeignet sind.

Worauf kommt es, neben der guten Idee, eurer Meinung nach bei einer Gründung auf jeden Fall noch an?

In einem Satz: Zur richtigen Zeit, am richtigen Ort mit dem richtigen Team zu sein und intensiv anzupacken.

Hilfreich ist ein passendes Netzwerk zu haben, um sich mit erfahrenen Personen auszutauschen oder Geschäftkontakte aufzubauen.  Wir motivieren junge Gründer meist schon im Erstgespräch auch mit anderen über ihre Idee zu sprechen und vernetzen aktiv in Karlsruhe, z.B. auch zum CyberForum.

Gibt es einen universellen Rat für Gründer?

Just do it!

Karlsruhe ist für Gründer…

… solide, eine gute „ Homebase“ aufgrund von der engen Vernetzung zwischen Gründern, vielen talentierten Techies und sympathisch badischer Machermentalität.

Und wo muss der Standort nachlegen, um für Gründer und vor allem für Investoren noch attraktiver zu werden?

Investoren nehmen den Standort wahr, der Standort hat einen guten Ruf  – aus Karlsruhe kommt Technologie. Tatsächlich braucht es gute und skalierbare Geschäftsmodelle und gute Teams. Es werden und wurden einige Angebote in Karlsruhe geschaffen, u.a. CyberLab, KIT Gründerschmiede und auch mehr Aktivität an den anderen Hochschulen, die in der frühen Phase unterstützen. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob das Früchte trägt.

Letztendlich ist es wichtig, die Qualität der Gründungen zu fördern und das heißt Qualifikation der Gründer, Erfahrungsaustausch und erleichterter Zugang zu Ressourcen (Talent und Kapital) möglichst gut zu organisieren. Wenn wir gute Teams haben, werden Investoren bereit sein diese zu finanzieren.

Kleiner Wunsch am Rande: Für die ganz frühe Phase fehlt uns aktuell ein Inkubatorenraum, in dem sich die ganz frischen Teams zum Arbeiten und Austauschen treffen können.

Wie setzen sich die angehenden Gründer, die zu euch kommen, zusammen? Überwiegen die Techies und Infos, gibt es mehr Kreative oder überwiegend Dienstleister, die gründen wollen?

Die meisten sind Studenten oder Absolventen des KIT und haben einen technischen Studiengang oder Wirtschaftsingenieurwesen studiert. Kreative von der HfG kommen in letzter Zeit vermehrt und von der Hochschule haben wir regelmäßig Besuch.

Und wie ist das mit der Frauenquote? Laut t3n leidet die deutsche Gründerszene ja immer noch an akutem Frauenmangel

Die Frauenquote ist nicht sehr hoch, aber wir arbeiten daran, etwa 20% je nach Veranstaltung. Meist arbeiten Frauen im Team mit und sind keine Gründer.

Was ist deine Empfehlung für die Mittagspause?

Regelmäßig interessante Gesprächspartner treffen.

Wie viele erfolgreiche Gründungen hat das CIE bisher begleitet?

Kommt auf die Definition an: Wir haben über 450 Teams begleitet und beraten, einige davon nur einmalig, mit vielen haben wir heute noch Kontakt. Über 100 Firmengründungen von der GbR bis zur AG haben wir mit hervorgebracht.

Bei jedem Kontakt haben wir Leute ermutigt ihr eigenes Ding zu machen, an sich zu glauben und dran zu bleiben. Das trägt Früchte, die „Community“ ist einfach nur beeindruckend, was sich z.B. auf dem monatlichen Gründergrillen mit regelmäßig über 100 Teilnehmern zeigt.

Wir freuen uns, wenn der Gründerclub – die Szene in Karlsruhe weiter wächst, neue Leute aktiv werden, selber gründen, mitarbeiten oder die Teams unterstützen!