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Interessierte haben im Rahmen der Wissenschaftsgespräche die Möglichkeit mit Experten aus Forschung, Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik, in den Dialog zu treten. Am 07.11.2016 fand der Auftakt der Veranstaltungsreihe, organisiert vom Zentrum für Angewandte Kulturwissenschaft (ZAK) und der Baden-Württemberg Stiftung in den Räumen der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe, statt.  

Das erste Wissenschaftsgespräch trug den Titel „Digitalisierung. Die Download-Kultur und ihre Folgen“ und untersuchte Veränderungen, die sich durch Digitalisierung innerhalb unserer Gesellschaft vollziehen. Wie wurde durch sie bereits Lehre, Forschung und Kultur transformiert? Und letztlich: Wie können wir die Digitalisierung künftig für neue Geschäftsbereiche, Innovationen in der Lehre und kreative Prozesse nutzen? Rede und Antwort standen dabei 3 Referenten aus Wissenschaft, Wirtschaft und der Kultur. Geleitet wurde die Podiumsdiskussion von SWR-Moderator Markus Brock. Im Anschluss der Wissenschaftsgespräche beantworteten die Experten Fragen aus dem Publikum.

Bulimie-Learning und Wissensexplosion: So steht es um die Hochschullehre

Was passiert dem Professor heutzutage, wenn er Studenten Wissen des vorletzten Semesters abfragen möchte? Er erntet Erstaunen. Dr. Sascha Friesike ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. Zudem erforscht er am Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft in Berlin wie Neues entsteht. Hochschullehre ist für Friesike durch Bulimie-Learning, dem Auswendiglernen von allem was im Script steht, um es nach der Klausur wieder zu vergessen, gekennzeichnet. Dies liegt für ihn am Phänomen der Wissensexplosion, also der ständigen Vervielfachung unseres Weltwissens. Nicht weniger wichtig ist die Tatsache, dass der Zugang zu diesem Wissen durch Digitalisierung vereinfacht wird und somit schnell ersetzbar wird. Gerade die die Ansicht Wissen müsse erst gelehrt und dann, beispielsweise im Berufsleben, angewandt werden, ist eine noch immer gängige Methode in Schulen Universitäten. Nach Dr. Sascha Friesike sollte, um den Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden, das selbstständiges Erarbeiten und Kreativität mehr im Fokus von Schulen und Hochschulen stehen.

Wissenschaftsgespräche ZAK Karlsruhe
Ein gespanntes Publikum folgte den Rednern der Wissenschaftsgespräche. (Bild: ZAK/Felix Grünschloß)

Herbe Einbrüche und neue Möglichkeiten in der Musikindustrie

Prof. Hubert Wandjo, Geschäftsführer und Business Direktor und Studiengangsleiter Musikbusiness bei der Popakademie Baden-Württemberg nahm die Musikindustrie ins Visier. Dabei untersuchte er, wie Digitalisierung die Musikindustrie vom physikalischen Tonträger zum MP3-Format beeinflusste. Auch die markanten Auswirkungen auf die künstlerische Arbeitswelt von Musikern sowie die Konsumentenseite waren Thema. So litt die Musikindustrie mit Anbruch von Digitalisierung und Internettauschbörsen zunächst an massiven Umsatzeinbrüchen. Neue Geschäftsmodelle, wie das Streaming-Verfahren oder der legale Download, brachten leichte Wachstumswirkungen ein. Für den Musiker ergeben sich durch die Digitalisierung Möglichkeiten der ortsunabhängigen und günstigeren Produktionstechnik, die vor allem kleineren Independent-Künstlern zugutekommt. Eine Dynamik des Musikmarktes ist durch diese neuen Akteure also weiter voll im Gange, es fehlt jedoch oftmals noch an der Zahlungsbereitschaft für Musik.

Von der Produktion bis zur Logistik: die Industrie zeigt sich digital-affin

Über Digitalisierung in Wirtschaft und Industrie sprach Dr. Hans Jörg Stotz, der bei SAP die Themen IoT Strategie und Innovation für den Bereich Digital Assets & IOT, verantwortet. Nach Stotz profitiert die Industrie von der Digitalisierung vor allem durch immer günstigere Speichermedien, schnellere Rechner und den vereinfachten Geschäftsprozessen. Dank der digitalen Kommunikation zwischen Werkstück und Maschine weiß der Produzent wo und in welchem Zustand das jeweilige Bauteil ist. Neben intelligenten Maschinen entstehen auch digitale, datenbasierte Geschäftsprozesse. Als Beispiele nannte Stotz die Fernwartung von Maschinen als Dienstleitung, wie es das Unternehmen KAESER KOMPRESSOREN mit seinen vernetzten Druckluftsystemen bereits betreibt. Dank Daten, die Kunden über sich bereitstellen, sind auch individualisierte und passgenaue Produkte einfach herzustellen.