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Tausende Besucherinnen und Besucher strömten diese Tage nach Berlin, um die mittlerweile 12. Ausgabe der re:publica zu erleben, eine der größten Veranstaltungen rund um Internet und Gesellschaft.

POP – das war das Motto der diesjährigen Konferenz. Angelehnt an die Pop-Art Bewegung also das Motto: Netz für alle. Und gleichzeitig die Abkürzung für „Power of People“. Ist das der Weg zu einer schönen heilen Online-Welt?

Handlungsbedarf – genau jetzt

Jetzt sei der Zeitpunkt zu handeln, das hörte man häufig während der dreitägigen Konferenz. Es sei ein kritischer Zeitpunkt  erreicht, in vielerlei Hinsicht:
Mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ist online. Gleichzeitig werden Entwicklungen im digitalen Bereich immer schneller und erreichen immer schneller eine große Masse. Digitalisierung verändert nicht nur unsere Arbeitswelt, wie Begriffe wie „Industrie 4.0“ vermuten lassen. Sie verändert unsere gesamte Lebensweise, unsere Wahrnehmung, unseren Umgang. Algorithmen, künstliche neuronale Netze und maschinelles Lernen sind auf dem Vormarsch.

Internet, wir haben ein Problem

Bei aller Technikbegeisterung, die auf der re:publica vorherrscht: Das sei nicht nur eine Chance, sondern auch ein Risiko, so wurde häufig gewarnt.

Ein Problem: Algorithmen seien nicht neutral, betonte beispielsweise Chelsea Manning vor einem überfüllten Saal. Menschen entwickeln Algorithmen. Und, so war in vielen Vorträgen zu hören, diese Menschen seien eben in den seltensten Fällen eine repräsentative Gruppe. Ein bekanntes Beispiel ist fehlerhafte Gesichtserkennung, die durch zu kleine, nicht repräsentative Trainingsdatensätze entsteht.

Ein weiteres Problem: Man verstehe nicht (mehr), wie Algorithmen Entscheidungen treffen, nach welchen Kriterien sie vorgehen und „denken“. Und das sei gefährlich – insbesondere in Verbindung mit zugrundeliegenden Geschäftsmodellen, in denen private Daten und Aufmerksamkeit von Nutzern Gold wert sind.

Lösungsfindung: Work in progress

Der Skandal rund um Cambridge Analytica. Die schnellere Verbreitung von Falschinformation. Ein um sich greifender Populismus. Privatheit, die – oft freiwillig – als finanzielle Quelle angezapft wird. Und dazu ein Drohszenario einer KI, die wir nicht verstehen und die außerhalb unserer Kontrolle ist.

Das alles lässt die Zukunft oft nicht rosig aussehen und mitunter verspürte man in Vorträgen und Diskussionen das Gefühl einer gewissen Erschöpfung ob der Probleme, die man in dieser oder ähnlicher Form schon so oft angeprangert hat. An denen sich eigentlich nicht viel ändert und die man wohl nicht ohne weiteres lösen kann.

Die Lösung, die in vielen Vorträgen durchklang: Power of People. Menschlichkeit im Gegensatz zu Algorithmen, die Geschäftsmodellen dienen. Filterblasen platzen lassen. Forderungen stellen. Die Zukunft verändern, die beim derzeitigen Tempo sehr schnell kommen wird.

Wie genau das funktionieren soll – die Patentlösung gibt es nicht. Aber die re:publica war auch in diesem Jahr ein gutes Forum, um verschiedene Ansätze zu hören, durchzudenken und zu diskutieren. Vielleicht steckt darin die Lösung.

Galerie: Eindrücke der re:publica 2018