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Ob E-Mails, Newsletter, Flyer, Artikel – Rechtschreibfehler begegnen uns überall und womöglich auch in diesem Text. Und klar, unter Zeitdruck können Fehler passieren. Doch sollten sie sich nicht häufen. Denn Rechtschreibfehler sind nicht nur unschön, sie lenken auch vom Wesentlichen ab: vom Inhalt des Textes; von der Kernbotschaft. Ein Meinungsbeitrag und Ratgeber.

Vor Jahren einmal hatte ich Mailkontakt mit einem Versicherungsvertreter, dessen Signatur einen Rechtschreibfehler enthielt. Der Fehler war nicht der ausschlaggebende Grund, weshalb ich mich letztendlich gegen diese Versicherung entschieden habe. Dennoch kam mir unwillkürlich der Gedanke: Hoffentlich geht er nicht auch so mit seinen Zahlen um.

Rechtschreibfehler in der privaten Kommunikation oder auch im Kollegenkreis werden in der Regel verziehen und haben keine weiteren Auswirkungen. Bei wirklich wichtigen Texten und wichtiger Korrespondenz aber können sie ein Knock-out-Kriterium sein. Stichwort Bewerbungen. Oder bei der Kundenakquise.

Rechtschreibfehler in E-Mails & Co vermeiden: aber wie?

Auf die in Schreib- und Mailprogrammen integrierte Rechtschreibprüfung sollte man sich nicht alleine verlassen. Durch diese kann man zwar grobe orthografische Schnitzer vermeiden, Grammatik- oder Wortwahl-Fehler werden hier jedoch nicht berücksichtigt.
Gleiches gilt für Online-Tools, wie zum Beispiel LanguageTool, in die man den Text zur Überprüfung hinein kopiert.

Wer einen fehlerfreien Text liefern will, kommt also nicht umhin, alles nochmal langsam und gründlich durchzulesen, und, parallel zum Lesen, mit einem imaginären Stift die Buchstaben zu unterkringeln. Der „Stift“ fährt also beim Lesen mit. Relevante längere Texte – vor allem solche, die in den Druck gehen (Flyer, Broschüren) – drucke ich aus und lese in der gleichen Methode Korrektur; nur, dass ich nun einen richtigen Stift zum Unterkringeln verwende.
Zugegebenermaßen ist diese Methode zeitaufwändig. Doch die Erfolgsquote ist hoch – je nach Relevanz des Textes muss also jeder selbst entscheiden, ob sich der Aufwand für ihn lohnt.

Ein anderer Trick besteht darin, Texte von hinten her Korrektur zu lesen. Man beginnt also jeden Satz mit dem letzten Wort. Dadurch, dass die Worte so außerhalb ihres konstruierten Zusammenhangs gelesen werden, konzentriert man sich auf das „nackte“ Wort und Rechtschreibfehler stechen schneller ins Auge. Allerdings neigt man bei dieser Methode dazu, Grammatik- oder Formulierungsfehler zu überlesen.

Beim Korrekturlesen am Bildschirm sollte man bei Dokumenten die Ansicht stark vergrößern (auf mindestens 150 Prozent). Das sorgt zwar gelegentlich für dumme und auch lustige Kommentare der Kollegen, erleichtert die Rechtschreibprüfung aber enorm.

Zu guter Letzt ist natürlich das Vier-Augen-Prinzip unverzichtbar. Selbstredend sollte man sich nicht gerade denjenigen Kollegen oder diejenige Kollegin zum Korrekturlesen heraussuchen, deren Mails selbst mit Fehlern gespickt sind.

Grammatikfehler beim Schreiben umgehen

Hier einen pauschalen Ratschlag zu geben, ist schwierig. Wer von Natur aus kein gutes Sprachgefühl besitzt, kann es sich zumindest ein Stück weit erarbeiten. Zur Vorbereitung kann es helfen, sich immer mal wieder gedruckte (!) Zeitungen zu kaufen, und zwar solche, die für ein gewisses sprachliches Niveau bekannt sind – zum Beispiel die ZEIT, Süddeutsche oder FAZ. Dann am besten nicht nur auf den Inhalt, sondern auch auf den Satzbau, die Formulierungen und Redewendungen achten und sich gute Sätze einprägen.

Eine hilfreiche Lektüre bietet darüber hinaus der Duden-Band „Richtiges und gutes Deutsch“. Auch das Duden Online-Wörterbuch sollte bei jedem Textarbeiter als Lesezeichen markiert sein. Hier wird nicht nur die richtige Schreibweise eines Wortes angezeigt, sondern auch Beispiele zur richtigen Verwendung eines Begriffs aufgeführt. Zudem werden oft auch Synonyme genannt, also Begriffe, mit denen man den gesuchten Begriff ersetzen kann. Falls man nicht in drei aufeinanderfolgenden Sätzen dasselbe Wort benutzen möchte.

Viele Grammatikfehler werden vorwiegend beim Schreiben gemacht; vielleicht, weil man dann erst richtig anfängt, die eigenen Sätze zu hinterfragen. Manchmal hilft es deshalb schon, einen Satz (halb-)laut sich selbst oder einem Kollegen vorzulesen. Im Zweifelsfall den Satz umformulieren. Fast immer findet sich eine grammatikalisch weniger heikle Alternative.

Rechtschreibung, Grammatik, Wortwahl: häufige Fehler

Rechtschreibfehler können theoretisch gesehen bei jedem Wort passieren, weshalb eine Auflistung der Fehlerquellen endlos wäre. Achtung ist auf jeden Fall bei „fiesen“ Wörtern geboten, wie: Initiative, original, unterstützen (das zweite „t“ wird gerne vergessen), Geburtstag (hier wird das erste „t“ gerne vergessen), nachholen/nachher/Nachhaltigkeit, voraussichtlich, Widerstand, Sympathie, Rhythmus, Seriosität…und viele weitere.

Bei den Wortwahl- und Grammatikfehlern sind hier ein paar der „üblichen Verdächtigen“ aufgeführt.

Ihr seid, aber: ihr wart

Diesen Jahres oder dieses Jahres?

Das neueste, aber: das einzige

Ich habe ein Buch gelesen, aber: ich habe einen Artikel gelesen (der fehlende Akkusativ ist ein sehr unschöner Fehler, der den ganzen Satz unprofessionell erscheinen lässt).

Ich denke, das reicht, aber: ich denke, dass es reicht

Ich bin doppelt so alt wie Du, aber: Du bist jünger als ich

Kommasetzung: der Text „holt Luft“

Das Komma ist das Stiefkind der Online-Sprache, und deshalb behandeln wir es auch in diesem Artikel zum Schluss. Zu Unrecht!

Denn mal ganz ehrlich: Nerven Euch nicht auch die Leute die ohne Punkt und Komma reden und reden und reden und machen einfach keine Pause und halten nicht inne und man weiß nicht wo der Satz anfängt und wo er aufhört und irgendwann wird es sehr anstrengend dem zu folgen und man schaltet einfach ab denn wer ohne Punkt und Komma redet dem scheint es auch nicht so wichtig zu sein dass er wirklich verstanden wird.

Kommaregeln kann man hier nachlesen. Eine simple Faustregel: dort, wo man auch beim Sprechen eine kurze Zäsur machen würde, kommt meistens auch ein Komma hin. An einer Stelle jedoch hat das Komma nichts zu suchen. Und zwar nach der Grußformel!

Fazit
Gerade bei Mails bzw. Online-Texten, die nur noch überflogen werden, sollte man dem Leser keine Hürden in Form von Rechtschreib- und Grammatikfehlern oder fehlender Zeichensetzung aufbauen.

Ordentlich geschriebene Texte sind meiner Meinung nach gerade auch im Web ein Qualitätsmerkmal, ein Zeichen von Kompetenz und von Wertschätzung dem Leser gegenüber. Natürlich muss auch der Inhalt stimmen. Aber ein interessanter Inhalt in einer schlecht gemachten Verpackung, das ist, wie wenn man Torte in einem Schuhkarton serviert.