Im Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) in Karlsruhe können Interessierte noch bis September eine spannende Ausstellung besuchen. In „New Sensorium – Exiting from Failures of Modernization“ thematisieren die Kunstwerke den Grenzbereich zwischen Technik und Zukunft.
Im Zentrum der Ausstellung stehen neue sensorische Erfahrungsbereiche körperlicher und kognitiver Art, um sich aktiv mit den engen Verbindungen von virtuellem und tatsächlichem Leben auseinandersetzen. Im Teaser-Video sehen wir zum Beispiel die „Moonwalk Machine“ der Künstlerin Sputniko. Es ist eine Art fahrbarer Weltraum-Roboter aus Nasa-Materialien, der hinter sich mit Absatzschuhen eine Spur in den Mondstaub drückt, sodass es aussieht, als wäre ein Mensch ohne Raumanzug über den Erdtrabanten gelaufen.
Die japanische Kuratorin Yuko Hasegawa hat in „New Sensorium“ 16 Künstlerinnen und Künstler vorwiegend asiatischer Herkunft zusammengebracht, die auf verschiedenen Ebenen aktiv sind. Mit dabei sind auch der Performance-Künstler Tarek Atoui, der mit speziellen Sounds eine außerirdische Weltraum-Erfahrung schafft oder Valia Fetisov, der eine App entwickelt hat, die permanent unsere GPS-Daten aufzeichnet und an einen anderen App-Nutzer sendet, sodass dieser uns verfolgen könnte. Diese App steht für ein sozial-psychologisches Experiment, das sich mit der Angst beschäftigt, seine Privatsphäre in der zunehmend digitalisierten Welt zu verlieren.
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Tarek Atoui, 1980 in Beirut geboren, lebt in Paris, und hat zeitgenössische und elektronische Musik in Reims studiert. (Video: Corinne van Egeraat)
Asiatische Künstler haben einen anderen Zugang zur Kunst. „Es geht um Animismus“, sagt Yuko Hasegawa. „Diese Philosophie unterscheidet nicht zwischen Mensch und Umwelt, sie nimmt alles als Einheit wahr. Und so nutzen asiatische Künstler auch ganz selbstverständlich digitale Technologien und kreieren neue Lebenswelten.“
Tara Kelton ist auch dabei. Sie hatte in Indien ein Zeitreise-Experiment präsentiert, in dem Sie vorne am Zug eine Kamera anbrachte, deren Livefeed sie hinten im Zug per Laptop sah. So konnte sie auf ihrem Bildschirm eine Zehntelsekunde der Zukunft sehen, bevor die Situation dann tatsächlich an ihr vorbei fuhr
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Time travel mit dem Zug von Bangalore nach Bangarapet. (Video: India Is)
Ebenfalls unter den Künstlern ist der 3D-Modeller Kohei Nawa, der am Computer dreidimensionale, komplexe Objekte entwirft, die dann in extremer Übergröße tatsächlich gebaut werden.
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Manifold by KOHEI NAWA (Video: Arario Gallery)
Auch darum geht es in der Ausstellung: Komplexe Systeme zu durchschauen und zu kontrollieren. Dass Kunst das leisten kann, zeigt Daito Manabe. Er macht den weltweiten Handel mit Bitcoins sichtbar – in Echtzeit. „Der Handel mit Bitcoins ist ein dezentralisiertes System, ein Netzwerk, bei dem jeder mit jedem auf Augenhöhe verhandelt“, sagt Daito Manabe. „Es ist sehr sicher und die Kosten sind sehr niedrig. Bitcoins haben großes Potenzial und werden unsere globalen Finanzsysteme noch ganz schön verändern.“
Alle Werke drehen sich um Wege in die Zukunft und Auswege aus einer dualistischen Moderne. „New Sensorium“ ist als Sammlung von Mitteln zu verstehen, mithilfe derer wir uns mit der übergangsweise entstehenden engen Verbindung unseres virtuellen und unseres tatsächlichen Lebens aktiv auseinandersetzen können.
Die Ausstellung „New Sensorium – Exiting from Failures of Modernization“ endet am 4. September 2016. Weitere Infos …