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Der Webauftritt des amerikanischen Sportlernahrung-Versandhauses Bodybuilding.com ist für Marcus Tandler das Musterbeispiel einer gut programmierten Website. „Die Seite wird bei fast allen Suchworten zu den Themen Fitness und Training bei Google auf Position eins angezeigt“, sagt der Geschäftsführer des Internetdienstleisters ryte GmbH.

Ein gutes Beispiel für eine gute deutschsprachige Seite ist nach Tandlers Einschätzung chip.de, die bei zahlreichen Suchbegriffen rund ums Internet bei Google ebenfalls ganz oben gelistet wird. Eine vordere Position bei der wichtigsten Suchmaschine ist für Tandler eines der wichtigsten Qualitätsmerkmale einer Internetseite. „Google wird immer besser. Schon lange geht es nicht mehr alleine um bloße Internetverknüpfungen und Links, sondern um strukturierte Daten“, betont der Suchmaschinen-Spezialist. Und künftig werde der Suchmaschinenriese seine Marktanteile durch den Ausbau der Angebote für mobile Endgeräte höchstwahrscheinlich noch verstärken.

Tandler war einer der Referenten bei der Internet-Convention hallo.digital im April 2018 in Karlsruhe. 23 Referenten erläuterten den 300 Teilnehmern im Kreativpark Alter Schlachthof einen Tag lang auf drei Bühnen Strategien für die nachhaltige Digitalisierung. Organisiert wurde die interdisziplinäre Zusammenkunft vom Karlsruher Unternehmensberatungsbüro netzstrategen GmbH. „Wir wollen den Leuten die verschiedenen Facetten der Digitalisierung möglichst anschaulich vor Augen führen“, betonte netzstrategen-Geschäftsführer André Hellmann, und deshalb wurden bei den verschiedenen Vorträgen auch die unterschiedlichsten Digitalthemen behandelt. Tandlers Keynote über das weite Feld der Suchmaschinenoptimierung gehörte deshalb ebenso dazu wie der Vortrag zum Thema „Wie digitalisiere ich ein Medienhaus“ von Holger Schellkopf vom Verlag Werben & Verkaufen, das Impulsreferat „Amazon Echo – auf den Spuren des iPhones?“ von Sven Häwel vom der Home & Smart GmbH sowie Best-Practice-Beispiele wie die Vorstellung des journalistischen Blogs „Nordkind“ durch die Journalistin Nina Brockmann.

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„Die Atmosphäre im Alten Schlachthof ist einfach super. Da fühlen sich die Leute schnell wohl und kommen gut miteinander ins Gespräch“, so netzstrategen-Geschäftsführer André Hellmann. (Bild: Ekart Kinkel)

„Kleinere Unternehmen können vieles selber machen“

„Gerade die praktischen Beispiele sollen auch zur Nachahmung animieren“, betonte Hellmann. Das Internet sei schließlich die umfassendste Quelle bei der Suche nach digitalen Vermarktungsstrategien und viele Dinge könnten kleinere Unternehmen deshalb sehr gut selber machen. Auch bei der Erstellung von einfachen Firmenwebseiten müssen Unternehmen laut den Ausführungen der Referenten Fabien Stein von Punkt.de und Florian Franke von Made eigentlich keine Agenturen mehr beauftragen: „Im Internet gibt es für wenig Geld sehr gute Basisseiten. Diese können mit wenig Aufwand zu einer guten Visitenkarte mit Bild, kurzen Texten und Kontaktdaten gestaltet werden“, betonten die beiden Entwickler. Wer mit seiner Internetseite einen Mehrwert schaffen wolle, sollte dagegen eher in ein ansprechendes Design und spezielle Features investieren.

„Eigentlich sollte sich jedes Unternehmen Gedanken über den Umgang mit dem Thema Digitalisierung machen“, so Hellmann. Ein Patentrezept gebe es allerdings nicht, stellte der netzstrategen-Chef klar. Vielmehr sollten sich die Unternehmen frühzeitig eine individuelle Strategie für die Präsenz im Internet entwerfen und zielgerichtet an der Umsetzung arbeiten. „Die einen wollen auf allen Kanälen präsent sein. Anderen geht es nur um Werbung oder Marketing. Und manchmal genügt schon eine einfache Internetseite“, so Helmann. Oft wisse man am Anfang der strategischen Überlegungen noch nicht, was für eine effiziente Digitalisierungsstrategie eigentlich nötig ist undwas nicht.

„Manchmal ist das Kantige besser“

„Marketing-Experten müssen ihrem Unternehmen eine Persönlichkeit geben. Das ist bei Firmen ähnlich wie bei Menschen und manchmal ist sogar das Kantige besser“, appellierte Gabriele Crepaz von der schweizerischen Agentur Core Stories bei ihrem Vortrag „Mach dein Ding! …damit Menschen dich gut finden können“. In der Werbung erzählen viele Unternehmen laut Crepaz bereits heute Geschichten, um bei den Kunden Emotionen zu wecken. „Es geht oft nicht um das Produkt. Die Leute entscheiden sich für das Unternehmen, das hinter den Produkten steht und das höchste Gut für eine Marke ist immer noch die Identifikation“, betonte Crepaz. Idealerweise wird die Unternehmensphilosophie dann in einem einzigen prägnanten Satz auf dem Punkt gebracht. Gute Beispiele sind für Crepaz Werbeslogans wie „If you have a body, you are an athlet“ oder „Just do it“ von Nike. Fast noch besser macht es nach Crepaz` Einschätzung Tesla-Chef Elon Musk. „Er macht keine Werbung. Aber seine Botschaften kommen so gut an, dass sie die Menschen freiwillig über ihre sozialen Netzwerken teilen und weiterverbreiten“. Auch der Kleidungsproduzent Patagonia habe mit seinem Bekenntnis zur Nachhaltigkeit sowie den mobilen Nähtrupps zum Reparieren von verschlissenen Kleidern und einer dazugehörigen Videokampagne bei den Kunden den Ruf eines ökosozialen Unternehmens erworben.

Gute Beispiele sind für Crepaz Werbeslogans wie „If you have a body, you are an athlet“ oder „Just do it“ von Nike. (Bild: Ekart Kinkel)

Bei der Kommunikation mit den Kunden sollten die Unternehmen stets auch die Reichweite der einzelnen digitalen Netzwerke im Blick habe, riet Björn Tantau: „Der Großteil der von Unternehmen in Medien verbreiteten Inhalte ist eigentlich ohne jegliche Relevanz und damit überflüssig“, sagte der Marketing-Experte. Bei der Auswahl der passenden Kommunikations-Kanäle sollten die Unternehmen deshalb immer auch die aktuellen Entwicklungen in der Digital-Branche im Blick haben. „Seit drei Jahren sind Nachrichtenversand-Dienste wie WhatsApp beliebter als die sozialen Netzwerke. Und dieser Trend wird weitergehen“, so Tantau. Außerdem würden Sprachassistenten künftig sicherlich weiter an Bedeutung gewinnen. „Sprachassistenten arbeiten selektiver als Google. Dann kommt es nicht mehr darauf an, wer unter den ersten zehn Ergebnissen gelistet wird. Der Sprachassistent gibt nur noch einen Treffer vor“, so Tantau.

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Vom Feierabend zur Digital-Convention

„Die Digitalisierung besteht aus unheimlich vielen unterschiedlichen Nischen“, brachte Hellmann die Programmvielfalt auf den Punkt. Um in der virtuellen Welt nicht den Überblick zu verlieren, müssten die Unternehmen deshalb sehr strukturiert zu Werke gehen und sich bei Bedarf externe Experten ins Haus holen. Die netzstrategen wurden 2010 von Hellmann aus der Taufe gehoben. Heute kümmern sich rund 40 Mitarbeiter um die Internetstrategien von Zeitungsverlagen, Unternehmen und Institutionen. Seit 2013 laden die Netzstrategen ihre Kollegen aus der Digitalbranche einmal im Monat beim so genannten „Feierabend“ zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion ein. „Das ist die größte WG-Party Karlsruhes“, sagt Hellmann, und im Laufe der Jahre sei dadurch auch ein funktionierendes Netzwerk von Internetexperten aus der ganzen Region entstanden. Wegen der positiven Resonanz auf den Feierabend wurde 2017 die Convention hallo.digital ins Leben gerufen. Mit der Durchführung einer Fachveranstaltung im Kreativpark inklusive Abschlussparty in der Fettschmelze wurden dabei bewusst neue Wege beschritten. „Die Atmosphäre im Alten Schlachthof ist einfach super. Da fühlen sich die Leute schnell wohl und kommen gut miteinander ins Gespräch“, so Hellmann. „Und das ist doch mal etwas Anderes als Vorträge in einem sterilen Kongresszentrum“.