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Lässiger Bürojob – von wegen. Die Arbeit am Computer und in der Nähe von elektronischen Geräte kann unangenehme Nebenwirkungen haben. Ob und wie Sie betroffen sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist dran am Mausarm?

Der Klassiker unter den Krankheiten am IT-Arbeitsplatz ist zweifellos der sogenannte Mausarm. Der umgangssprachliche Ausdruck bezeichnet das Repetitive Strain Injury-Syndrom (deutsch: Verletzung durch wiederholende Belastung), kurz RSI. Die Symptome: Von einem leichten Kribbeln und Taubheitsgefühl über geringe Schmerzen im Handgelenk bis hin zu starken Schmerzen in der Schulter und im Nacken. Je nach Tätigkeit müssen die Symptome aber nicht chronisch sein, sondern können auch kurzzeitig und unregelmäßig auftreten. Als Ursache nennen Mediziner aber immer die gleiche: Eine sich wiederholende Bewegung kombiniert mit einer verkrampften Haltung.

Da diese Gegebenheiten nicht nur bei der Bedienung der Maus auftreten, führen auch Aktivitäten wie langes Arbeiten an der Tastatur oder eine Nacht an der Spielekonsole mitunter zu einem „Mausarm“. Das beste Mittel gegen RSI ist ein gesundes Maß an Bewegung. Neben der ohnehin geplanten Mittagspause oder einem Kaffee zwischendurch sollte die Maus auch während der Arbeit ab und zu mal losgelassen und die Finger hin und wieder von der Tastatur genommen werden. Dehnübungen helfen zusätzlich zur Vorbeugung. Außerdem sollte die Maus leicht erreichbar sein. Wer den Laptop am Arbeitsplatz verwendet, kann durch einen Wechsel von der Maus auf das integrierte Trackpad oder mit einem externen Trackpad für etwas Abwechslung sorgen.

zwei externe Trackpads
Externe Trackpads können für Entlastung und Abwechslung sorgen (Bild: Apple, Logitech)

Laptop als Ergonomiefalle

Doch Vorsicht vor dem Laptop: Von diesem kann eine besonders große Gefahr am IT-Arbeitsplatz ausgehen. Die flachen Rechner sind zwar praktisch, doch für die Arbeit stellen sie einen ergonomischen Alptraum dar. Dadurch, dass der Bildschirm fest mit der Tastatur verbunden ist, muss man sich zwangläufig zwischen gebeugtem Kopf oder schwebenden Handgelenken entscheiden. Die Folge können Schmerzen im Nacken sowie in den Handgelenken sein. Dabei ist auch dieses Problem leicht zu lösen, indem Tastatur und Maus voneinander getrennt werden, beispielsweise mit einer externen Tastatur oder einem externen Monitor. Erst dann entspricht der Arbeitsplatz der „Verordnung über Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit an Bildschirmgeräten“ des Bundesministeriums für Justiz und Verbraucherschutz. Dort heißt es im Anhang in Punkt 6:

„Die Tastatur muss vom Bildschirmgerät getrennt und neigbar sein, damit die Benutzer eine ergonomisch günstige Arbeitshaltung einnehmen können.“

Außerdem schreibt die Verordnung vor, dass der Bildschirm frei und leichtdrehbar sein muss. Wie optimale Ergonomie am Arbeitsplatz erreicht werden kann, erklärt die Krankenkasse AOK auf ihrer Webseite.

Neben Maus, Monitor und Tastatur gehören auch die richtige Haltung zur Ergonomie. (Bild: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin)

Sitzen für Fortgeschrittene

Zur richtigen Ergonomie gehört neben Maus, Monitor und Tastatur auch die richtige Einstellung des Schreibtischstuhls. So ist es kein Wunder, dass Bürostühle teilweise mehrere hundert Euro kosten. Aber auch der günstige Stuhl vom Möbelhaus ist mit wenigen Handgriffen richtig eingestellt. Wie schon bei der IT-Ausstattung hilft auch hier der Leitfaden der AOK weiter.

Allerdings gibt es auch eine Vielzahl von Alternativen zum herkömmlichen Bürostuhl. Interessantestes Beispiel ist der Swopper, ein Stuhl mit mit starker Federung, der dafür sorgt, dass man sich während der Arbeit am Rechner kontinuierlich leicht bewegt. Dieses sogenannte dynamische Sitzen vermeidet Bewegungsmangel am Arbeitsplatz. Manche gehen sogar noch einen Schritt weiter und verzichten komplett auf einen Stuhl zugunsten eines Stehschreibtisches. Das Arbeiten im Stehen soll nicht nur für bessere Konzentration, sondern auch für mehr Bewegung sorgen. Die Umstellung ist, sofern das Büro einen Stehplatz hergibt, jedoch mit einigen Hürden verbunden.

Anstrengung der Augen

Bei mehreren Stunden Arbeit am Rechner werden nicht nur Gelenke und Muskeln in Mitleidenschaft gezogen, sondern auch die Augen. Dabei spielt vor allem der Unterschied zwischen Umgebungslicht und Monitorhelligkeit eine entscheidende Rolle. Je geringer der Kontrast zwischen Monitor und Umgebungslicht, desto besser. Auch die Wiederholrate des Bildschirms ist nicht zu unterschätzen. Ist diese zu niedrig eingestellt, fängt das Bild an zu flackern und belastet die Augen zusätzlich. Je höher die Wiederholrate, desto ruhiger ist die Anzeige. Das Problem tritt vor allem bei älteren Monitoren auf. Wie auch im Falle von RSI gilt auch für die Augen eine regelmäßige Pause. Empfohlen wird eine kurze stündliche Pause von wenigen Minuten.

Es werde Licht

Augen- und Kopfschmerzen, Müdigkeit und Konzentrationsprobleme: Schlechtes Licht, das heißt zu wenig Licht oder zu viel Kunstlicht am Arbeitsplatz, kann das Wohlbefinden drastisch beeinflussen. Aus diesem Grund schreibt das Arbeitsschutzgesetz eine Helligkeit von mindestens 500 Lux sowie eine gleichmäßige Verteilung von Kunst- und Tageslicht vor. Noch besser ist die Leistung mit der richtigen Farbtemperatur. Diese ist, entsprechend der Mittagssonne, zwischen 5.500 und 5.800 Kelvin optimal. Die richtige Mischung lässt sich erreichen, indem der Schreibtisch im rechten Winkel zum Fenster aufgestellt wird. Auf licht.de finden sich umfassende Informationen zur optimalen Einrichtung des Arbeitsplatzes.

Gefahrenquelle Drucker

Eine oft unterschätzte Gefahrenquelle im Büroalltag sind die Laserdrucker und Kopiergeräte. In diesen Geräten kommt eine Fotoleittrommel zum Einsatz, die vorab des Druckprozesses elektrostatisch aufgeladen wird. Durch diesen Prozess entsteht eine geringe Menge Ozon. Durch die Fixierung der Farbe auf dem Papier durch Druck und Hitze kommt es außerdem zu geringfügigen Emissionen giftiger Gase. Die Belastung ist laut dem Whitepaper des Bundesverbandes selbstständiger Arbeitsmediziner und freiberuflicher Betriebsärzte zwar relativ gering, um den gesundheitlichen Einfluss zu minimieren, hat der BsAfB aber Empfehlungen ausgesprochen. So gilt es beim Wechseln von Toner Handschuhe zu tragen und nach der Beseitigung des Papierstaus die Hände zu waschen. Essen, Trinken und Rauchen sollten in der Nähe von Druckern und Kopieren vermieden werden. Beim Kauf des Gerätes hilft zusätzlich das Umweltzeichen Blauer Engel, der ein Filtersystem für Ozon garantiert. Bei älteren Geräten ist die Ozonbelastung durch regelmäßiges Lüften Teil der Lösung.

Ausreichend Flüssigkeit für mehr Konzentration

Wer sich auf eine Sache konzentriert, vergisst häufig ausreichend zu trinken. Statt der empfohlenen eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit pro Tag sind es gegen Abend höchsten drei bis vier Tassen Kaffee und das Getränk zum Mittagessen. Die Folge sind Konzentrationsschwierigkeiten, Kopfschmerzen und eine allgemein verringerte Leistungsfähigkeit. Doch wie erinnert man sich selbst an regelmäßiges Trinken? Die einfachste Lösung ist eine Wasserflasche und ein ständig gefülltes Wasserglas am Schreibtisch.

Handy-Daumen

Dass sich manche IT-Krankheiten irgendwann aufgrund des sich entwickelnden Technikstandes von selbst erledigen, zeigt das Beispiel Handy-Daumen. Noch 2009 schrieb das Hamburger Abendblatt über das „immer weiter verbreitete Krankheitsbild […] das entsteht, wenn der Finger überbelastet wird.“ Tatsächlich war das Schreiben von Nachrichten auf den winzigen Tastaturen ein Krampf. Heutzutage tippen sich Nachrichten jedoch deutlich schneller auf großen Smartphone-Tastaturen oder können sogar per Sprache eingegeben werden. Gut möglich, dass auch Monitore, Tastaturen und selbst die Maus irgendwann zugunsten ergonomischerer Eingabegeräte verschwinden.

Handydaumen
Eine andere IT-Krankheit: der „Handy-Daumen“ (Bild: GoldDuck/freeimages.com)