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Noch ist auf der Website des Startups ATO recht wenig zu sehen. „Ihr Zugang zur Kunstwelt und einer fairen Zukunft“ steht in weißer Schrift auf dem schwarzen Hintergrund der Startseite von ato.black zu lesen. Auch sonst gibt es nur spärliche Informationen zur Unternehmensphilosophie sowie das obligatorische Impressum und eine Datenschutzerklärung.

In den kommenden Monaten möchte das Karlsruher Unternehmen den Kunstmarkt aber bereichern und ein Stück weit sogar revolutionieren. Und hinter den Kulissen läuft die Erstellung einer entsprechenden Website deshalb bereits auf Hochtouren. „Die Seite sieht schon sehr, sehr gut aus“, sagt Elisabeth Kuon. Aber um die Spannung hochzuhalten, sollen vor dem offiziellen Startschuss im Frühjahr 2019 nur wenige Details an die Öffentlichkeit gelangen.

Gewinner beim Ideenwettbewerb ShareBW

Die Idee hinter ATO wurde von Kuon gemeinsam mit Norina Quinte und Andreas Hölldorfer entwickelt. Weil das Konzept eines nachhaltigen Neuentwurfs im Bereich des Kunstmarkts auch die Juroren des Ideenwettbewerbs ShareBW überzeugte, erhielt das Karlsruher Startup als einer von landesweit drei Preisträgern eine Projektförderung in Höhe von 40.000 Euro. Nach dem Launch der Website können Künstlerinnen und Künstler ihre Werke auf der Plattform ato.black einem potenziellen Kundenkreis präsentieren. „Die wenigsten Kunstschaffenden können sich heutzutage alleine durch ihre Kunst finanzieren“, nennt Kuon den Hauptgrund für die Entwicklung der Plattform. Außerdem verschwinde durch den Verkauf von Kunstwerken an Privatleute immer wieder Kunst vom Markt und viele sehenswerte Kunstwerke gerieten deshalb viel zu schnell in Vergessenheit.

Analoge Kunstwelt ins digitale Zeitalter hieven

Mit der Entwicklung eines digitalen Präsentationsraums will das Gründertrio die analoge Kunstwelt in das Zeitalter des Internets hieven. „Kunst wird heute vor allem in Galerien ausgestellt. Die Internetseiten der meisten Galerien sind aber sehr schlicht gehalten und bilden nur wenig Mehrwert für kunstinteressierte Menschen“, sagt Kuon. Auf der ATO-Seite soll es deshalb außer dem Bildern auch Hintergrundinformationen zu den einzelnen Künstlerinnen und Künstlern geben. Außerdem wollen Kuon, Quinte und Hölldorfer bei selbst ausgewählten Werken mit Videos, Interviews und anderen audiovisuellen Darstellungsformen für einen Mehrwert sorgen. Durch die ansprechende Präsentation der Kunstwerke im Internet sollen auch weniger bekannte Künstler mit geringen Umsätzen die Gelegenheit zur finanziellen Unabhängigkeit erhalten. „Der Kunstmarkt boomt gewaltig“, so Kuon. Allerdings könnten derzeit nur wenige Kunstschaffende von dem Boom profitieren und deshalb sei eine offen zugängliche Plattform der richtige Ansatz zur Beseitigung dieser Schieflage.

Fokus liegt auf moderner Kunst

Wie bei einer echten Galerie, wollen sich Kuon und Quinte bei ATO zunächst einmal persönlich um die Auswahl der Künstlerinnen und Künstler kümmern und dabei eine eigene kuratorische Linie entwickeln. Allerdings soll die Plattform recht schnell auch für Eigenbewerbungen von Kunstschaffenden geöffnet werden. Selbst die Werke von bereits verstorbenen Künstlern können laut Kuon später einmal auf ato.black präsentiert werden. „Unser Fokus liegt dabei aber ganz klar auf der modernen Kunst. Bilder aus der Renaissance wird man bei ATO deshalb auch künftig nicht finden“, sagt Kuon. Der Ausbau der Plattform als eine Art Wikipedia oder Amazon für moderne Kunst sei nicht das Ziel der Initiatoren. „Zunächst einmal wollen wir uns um die Kunstszene in der Region kümmern“, sagt Kuon. Ein späteres Wachstum über die Stadt- und Landesgrenzen hinaus sei jedoch keinesfalls ausgeschlossen.

Wurzeln von ATO liegen im Projektraum „Die Anstoß e.V.“

Die angehenden Kunstwissenschaftlerinnen Kuon und Quinte beschäftigen sich auch während ihres Studiums an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) mit der Sichtbarkeit von Kunst im öffentlichen Raum. Hölldorfer absolvierte nach einer Mechatroniker-Lehre ein Studium der Elektro- und Informationstechnik am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und ist bei ATO für die Programmierung der Plattform zuständig. Kennen gelernt hat sich das Gründetrio bei der gemeinsamen Arbeit für Die Anstoß e.V.. Die unabhängige interdisziplinäre Initiative setzt sich seit 2015 für mehr kreative und lebendige Orte des Austauschs ein und hat seither bereits zahlreiche Projekte zur Belebung der Karlsruher Innenstadt sowie einige Kunstausstellungen in die Wege geleitet.

TitelbildBjörn Pados/ ShareBW
Ekart Kinkel
Ekart arbeitet seit 2003 als freiberuflicher Journalist, PR-Berater und Dozent in Karlsruhe. Vorher hat er an der Universität Karlsruhe Maschinenbau studiert. Sein dadurch erlangtes technisches Rüstzeug lässt er heute in zahlreiche Veröffentlichungen über die boomende Karlsruher IT-Branche im Wirtschafts- und Wissenschaftsteil der Tageszeitung BNN mit einfließen. Seine Freizeit verbringt er aber hauptsächlich in der analogen Welt, nämlich auf dem Tennisplatz, in der Handballhalle oder beim Wandern mit der Familie im Pfälzerwald.