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Gute Ideen kommen von überall her. Aber um gute Ideen zu haben, muss man an die Grenzen seines Wissens stoßen über ein bestimmtes Thema. Und hier kommt das “Adjacent Possible” (das Nächstmögliche) zum Tragen, was einfach bedeutet, dass man die Darwinsche Entstehungstheorie auf Ideen anwendet.

Im Grunde ist die vom Forscher Stuart Kaufmann entwickelte Theorie hinter dem Nächstmöglichen keine Neuheit. Um eine Idee zu haben, die tatsächlich die Welt verändern soll, muss diese Idee sich weiterentwickeln.

Stellen wir uns diese Evolution wie eine Treppe vor. Um vom Erdgeschoss in die erste Etage zu kommen, muss man Stufe für Stufe hochlaufen. Im Universum des Nächstmöglichen ist jede dieser Stufen eine Grenze zu Wissen, welches neu entdeckt werden muss.

Durch Scheitern zur innovativen Idee

Während der Entwicklung des motorisierten Flugzeugs scheiterten die Gebrüder Wright mehrfach. Aber mit jedem Modell, das nicht funktionierte, gelangten sie in ein neues Nächstmögliches mit mehr Potenzial und sie waren einen Schritt näher zum Erfolg als jeder andere zuvor. Das zeigt, dass echte innovative Ideen Menschen einfallen, die an der Grenze des bekannten Wissens in einem bestimmten Bereich sind.

Es wäre schwer eine geniale Idee auf dem Videomarkt zu entwickeln, wenn man vorher nicht grundlegend versteht, wie die Dynamik des Marktes funktioniert, wo die Probleme liegen und welche die Schwachstellen sind. Um das zu verstehen muss man sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen.

Das Nächstmögliche arbeitet mit existenten Dingen

Das Nächstmögliche arbeitet mit bereits existenten Dingen. Es auszuüben heißt Innovation zu lernen. Innovation nutzt Ersatzteile. Also die Gefriertruhe öffnen, schauen was vom Mittagessen über ist und sich überlegen, wie man die Reste kombinieren kann, um ein richtig gutes Abendessen zu kochen.

Erinnerst du dich an den Film Apollo 13? Eine Explosion beschädigt das Raumschiff und das Ziel der Mission, auf dem Mond zu landen, wird unmöglich. Das neue Ziel ist, die Besatzung lebendig zur Erde zurück zu bringen. Die Astronauten waren gerade dabei einen Notfallplan vorzubereiten, als ein neuen Problem auftrat: die Kohlendioxidwerte stiegen unaufhaltsam und ohne ein Filtersystem würden alle sterben. Der Missionsleiter im Kontrollzentrum in Houston schüttet einen Haufen Krempel, den es auch in der Raumstation gibt, auf den Tisch und sagt den Astronauten, dass sie ein bestimmtes Objekt aus eben diese Dingen zusammen basteln müssen. Der “Filter” wurde aus einem Stück Plastikschlauch, der Hülle einer Fluganleitung und einem Strumpf hergestellt.

Adjacent Possible – die Idee muss stetig weiterentwickelt

“Reste vom Mittagessen”, sicher? So funktioniert Innovation immer. Der Erfolg kommt nur mit einer klaren Vorstellung des zu erreichenden Ziels und den Einschränkungen, die man bedenken muss. Der erfolgreiche Manager nutzt die Vorstellungskraft mit dem Fokus auf dem Resultat und den zur Verfügung stehenden Mitteln. Als Elon Musk das Ruder von Tesla übernommen hat, hatte er die Karosserie bewusst vernachlässigt um die Batterietechnologie als einen wesentlichen Faktor für die Massentauglichkeit der Elektromobilität zu entwickeln.

Es ist fast unmöglich, dass die erste Geschäftsidee auch am Ende funktioniert. Aber das sollte dich nicht davon abhalten auf den Markt zu gehen, den du ergründen möchtest. Lerne die Eigenheiten, um dein Wissen und im Endeffekt auch deine Idee weiterzuentwickeln. Dadurch steigen deine Chancen auf neue Wissensgrenzen zu stoßen. Damit ist es möglich, das Nächstmögliche zu erreichen, das vielleicht tatsächlich innovativ ist und das Potenzial hat, das Leben vieler Menschen zu verändern.

Dass diese Zeit notwendig ist, um deine Idee zu entwickeln, ist etwas das nur wenige Menschen verstehen. Die Mehrheit glaubt, sie könne beim ersten Mal schon einen Volltreffer landen, aber so funktionieren die Dinge meistens nun einmal nicht. Das solltest du akzeptieren und verstehen.

Titelbildmgkaya / iStock
Bernd Korz
Bernd Korz ist CEO der Alugha GmbH, einem deutschen Softwareunternehmen, das sich darauf spezialisiert hat, Onlinevideos in mehrsprachige Formate umzuwandeln. Korz begann sein Berufsleben als Betonarbeiter, machte dann seinen Meisterbrief und schließlich seinen staatlich geprüften Hochbautechniker. Seine erste größere Firma hatte sich auf die Montage von Betonfertigteilen spezialisiert und diverse Großprojekte abgewickelt, bevor er dann die Branche wechselte und sein Softwareunternehmen yellowTab GmbH gründete.