Die Vision eines KI-basierten Kaufberaters, der den Einkaufsprozess revolutioniert, beflügelt viele E-Commerce-Plattformen. Kund:innen erwarten heute mehr personalisierte, schnelle und intelligente Lösungen, als nur eine schlichte Produktauswahl. Auch wir bei billiger.de, einer führenden Preisvergleichsplattform, wollen unseren Nutzern:innen ein Einkaufserlebnis bieten, das effizient und inspirierend zugleich ist.
Mit einem KI-gestützten Kaufberater wollten wir Neuland betreten. Ein virtueller Assistent, der Produkte findet, bewertet, Preise vergleicht und individuell auf Nutzerbedürfnisse eingeht – alles in einem natürlichen Dialog. Die Idee schien bestechend: Warum stundenlang Preise und Angebote manuell vergleichen, wenn eine smarte KI dies in Sekundenschnelle übernehmen kann?
Doch trotz aller Euphorie und modernster Technologie hat uns dieses Experiment gezeigt, dass Vision und Realität im Bereich der KI noch auseinanderklaffen. In diesem Erfahrungsbericht teilen wir unsere Erkenntnisse, um anderen Unternehmen und Interessierten einen Einblick in die Chancen und Grenzen aktueller KI-Anwendungen im E-Commerce zu geben.
Die Zielsetzung: Ein smarter Assistent für bessere Kaufentscheidungen
Der Wunsch, den wachsenden Anforderungen unserer Nutzer:innen gerecht zu werden, war der Ausgangspunkt für die Idee eines KI-Kaufberaters. Unsere Kunden:innen suchen oft nicht nur den günstigsten Preis, sondern auch Orientierung in einem riesigen Produktangebot.
Wir wollten den klassischen Preisvergleich neu denken und folgende Ziele erreichen:
- Persönlich und interaktiv: Nutzer:innen sollten ihre Wünsche und Anforderungen in einem natürlichen Gespräch mit der KI äußern können, anstatt Filter und Suchmasken zu bedienen.
- Effizient und treffsicher: Die KI soll die besten Produkte und passenden Händler finden – basierend auf präzisen Daten und individuellen Präferenzen.
- Einfach und intuitiv: Der Service soll für alle zugänglich sein, unabhängig von technischer Expertise.
Unsere Idee war, einen Chatbot als smarten Einkaufsassistenten zu entwickeln, der durch fortschrittliche KI mit natürlicher Sprachverarbeitung (LLM = Large Language Model) beeindruckende Ergebnisse liefert. So wollten wir einfache Bedienbarkeit mit hochkomplexer Technologie verbinden.
Herausforderungen: Wo die KI an ihre Grenzen stieß
Trotz beeindruckender technologischer Fortschritte stieß unser KI-Kaufberater an seine Grenzen:
- Timing und Dynamik in der Kommunikation:
Die KI konnte zwar Produkte empfehlen, aber die Kommunikation war nicht flüssig genug. Ein guter Kaufberater muss den richtigen Moment für eine Empfehlung finden. Unsere KI tat sich damit schwer. Die Vorschläge kamen oft zu früh oder zu spät und störten den Gesprächsfluss, was bei den Testpersonen zu Verwirrung und Frustration führte.
- Datenaktualität:
Preisvergleiche leben von Echtzeitdaten. Nutzer:innen erwarten aktuelle und genaue Informationen. Die KI konnte aufgrund technischer Limitierungen nicht mit der Dynamik unseres Marktes mithalten. Die Synchronisation von Preisen, Produktverfügbarkeiten und Händlerinformationen stellte eine große Hürde dar.
- Verständnis und Kontext:
Die KI hatte Schwierigkeiten, komplexe Anfragen in Alltagssprache zu verstehen. Beispielsweise führte die Eingabe „Ich suche ein günstiges Smartphone mit langer Akkulaufzeit“ zu unpassenden oder unvollständigen Vorschlägen.
Obwohl LLMs beeindruckende Texte generieren können, reichen diese Fähigkeiten für die Anforderungen eines dynamischen E-Commerce-Systems noch nicht aus. Nutzer:innen erwarten eine einfache Bedienung und gleichzeitig präzise, zuverlässige Ergebnisse. Die Balance zwischen diesen beiden Aspekten zu finden, war eine große Herausforderung.
Fazit: KI – Zukunft mit Potenzial, aber noch nicht reif für alle Anwendungen
Unser KI-Experiment liefert ein gemischtes Fazit. KI hat großes Potenzial im E-Commerce. Für unseren Anwendungsfall – ein Preisvergleichsportal, das in Echtzeit arbeitet und auf präzise Produktdaten angewiesen ist – war die Technologie jedoch noch nicht ausgereift genug.
Wir sehen den Einsatz von KI im E-Commerce weiterhin als spannenden Weg mit Zukunft. Langfristig wird KI eine zentrale Rolle spielen. Aber aktuell kann die Technologie die hohen Erwartungen jedoch noch nicht vollständig erfüllen.
Die Reise zur perfekten KI-Lösung ist noch lang. Bis dahin setzen wir auf menschliche Expertise, die durch KI unterstützt, aber nicht ersetzt wird.