Wenn ich jemandem erzähle, dass ich als Business Angel schon so etwa 100 Startups begleitet habe, ernte ich fast zwangsläufig erstaunte Blicke. Die Frage, die mir oft gestellt wird: Und wie viele davon haben überlebt?
Die Frage zeigt, dass viele Leute denken, dass viele deutsche Startups nicht lange durchhalten und dass das Gründen eine hochriskante Angelegenheit sei. Deshalb kann ich mit der Antwort auf diese Frage meistens ein weiteres Erstaunen hervorrufen: Es sind zwölf Insolvenzen gewesen. Nur 12 %! Mit anderen Worten, 88 % kamen erfolgreich zum Ziel. Zahlen, von denen die Deutsche Bahn nur träumen kann!
Aber es gibt noch eine andere Zahl, die ebenfalls für Überraschungen sorgen kann. Meine Gegenfrage wäre, wie viele denn nach zwei Jahren noch genau das machen, was sie ursprünglich machen wollten oder umgekehrt, wie viele ihr Geschäftsmodell schon in den ersten beiden Jahren geändert haben. Hier kann man sich so richtig austoben, denn die Antworten liegen meistens zwischen 40 und 80 %. Von meinen 100 Leuten hat tatsächlich nur einer das ursprüngliche Geschäftsmodell auch nach zwei Jahren noch weiterverfolgt. Ein zweiter, der es vielleicht noch geschafft hätte, musste vor Ablauf der zwei Jahre aufgeben.
1 %, das ist nicht viel. Das zeigt auch, warum viele erfolgreiche Business Angels sagen, dass es ihnen weniger auf den Businessplan ankommt und manchmal nicht mal so sehr auf das Geschäftsmodell, sondern auf die Persönlichkeiten, die ein junges Unternehmen gründen. Um in der härtesten Branche der Marktwirtschaft erfolgreich zu sein, braucht man nicht nur fachliche Qualitäten. Man muss Niederlagen wegstecken, man muss flexibel bleiben und Chancen ergreifen, ohne sich selbst aufzugeben oder sein Ziel aus den Augen zu verlieren. Erfolgreiche Gründungen werden oft von Persönlichkeiten vorangetrieben, die ich gerne scherzhaft mit dem Begriff „flexible Dickköpfe“ bezeichne. Man darf nicht gleich aufgeben, wenn etwas schiefläuft. Aber man sollte auch nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen. Man kann das mit dem Wasser vergleichen: Ein Bach, der den Berg hinunterfließt, wird von einem Felsen nicht aufgehalten. Er findet also einen anderen Weg und fließt dann einfach weiter in die ursprüngliche Richtung.
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