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Die Digitalisierung ist ein zentrales Thema der Landesregierung, das auch die Kulturpolitik stark beeinflusst. Kunststaatssekretärin Petra Olschowski hat dem Kabinett am Dienstag (24. Oktober 2017) daher mit dem Projekt „Digitale Wege ins Museum“ einen wichtigen Baustein der Digitalisierungsstrategie des Landes im Kunstbereich vorgestellt. Mit der Förderung innovativer Konzepte sollen Museen und Kultureinrichtungen des Landes bei der digitalen Vermittlung von Kunst und Kultur unterstützt werden.

„Die Digitalisierung bietet spannende Möglichkeiten, Kunst und Kultur ortsunabhängig zugänglich zu machen, auf andere Art zu erleben und damit auch neue Zielgruppen zu erreichen“, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Anschluss an die Sitzung des Ministerrats in Stuttgart. „Gemeinsam mit den Kunst- und Kultureinrichtungen des Landes loten wir die Potentiale digitaler Vermittlung aus und unterstützen sie bei ihrer digitalen Strategie“, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski. „Am Ende bleibt aber das Ziel die Begegnung mit dem künstlerischen Original im Museum.“

Zukunft der Museen gestalten

Mit dem Projekt „Digitale Wege ins Museum“ fördert das Kunstministerium die Entwicklung innovativer digitaler Vermittlungsprogramme in sechs Landesmuseen und dem Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe (ZKM). In den nächsten zwei Jahren stehen rund 800.000 Euro bereit. Das Förderprojekt ist das erste große Projekt des Landes zur digitalen Vermittlung im Museumsbereich. „Wir möchten Ideen fördern, die von der Besucherin und vom Besucher aus denken und die versuchen, mit interaktiven digitalen Elementen wie Apps und Games gleichzeitig Aufmerksamkeit zu gewinnen und Hintergründe zu vermitteln“, sagte Staatssekretärin Olschowski. „Nicht umsonst sind die Museen und Ausstellungshallen des Landes wichtige Orte, um sich außerhalb von Schule und Hochschule weiterzubilden.“

So werde beispielsweise das Landesmuseum Württemberg eine „digitale Zeitmaschine“ entwickeln, ein Virtual Reality-Vermittlungsprojekt, bei dem man ausgehend von einem spätgotischen Flügelaltar auf eine virtuelle Reise ins Mittelalter gehen kann. „Das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart konzipiert mit dem ‚Naturportal-Südwest.de‘ ein interaktives Online-Bestimmungsportal für Tiere, Pflanzen und Fossilien in Baden-Württemberg, mit dem jeder Interessierte ein Stück weit zum Forscher werden kann“, so Olschowski. Das Staatliche Museum für Naturkunde Karlsruhe entwickle eine App, mit der man überall und jederzeit „virtuell“ die Ausstellungen des Hauses besuchen und seine persönliche Highlight-Führung zusammenstellen kann. Durch Anbindung an die sozialen Netzwerke kann über die App das Museumserlebnis mit der social community geteilt werden. „Dadurch werden neuartige Museumserlebnisse und damit ganz neue Zugangs- und Vertiefungsmöglichkeiten gerade für junge Besuchergruppen möglich“, betonte die Staatssekretärin.

Ein besonderer Schwerpunkt liege auf dem Thema Bürgerwissenschaft, der „Citizen Science“. „Hier werden die Bürgerinnen und Bürger zu Partnern der Experten. Depots werden öffentlich gemacht, Verstecktes wird sichtbar, Verborgenes kann diskutiert werden“, so die Staatssekretärin. Das Badische Landesmuseum werde mit dem Projekt „Creative Collections“ beispielsweise rund 500 Objekte in hochaufgelöster 3D-Visualisierung gemeinsam mit einer repräsentativen Gruppe aus unterschiedlichen Besuchergruppen zusammen- und bereitstellen.

Leitfaden „Open up! Museum“ wird bundesweit nachgefragt

Das Land setze mit dem Förderprogramm zunächst einen Impuls bei den staatlichen Museen und Kunsteinrichtungen. „Letztlich versprechen wir uns von diesem Projekt Ideen und Anregungen für alle Museen und Kultureinrichtungen im Land“, sagte Olschowski. Alle Einrichtungen profitierten bereits seit Herbst 2016 von dem vom Kunstministerium geförderten und von der MFG Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg erstellten Leitfaden „Open up! Museum“. „Unser Leitfaden für die Museen hat bereits bundesweit Beachtung gefunden und wird breit aufgenommen. Wir wollen in Baden-Württemberg in Sachen Digitalisierung und Kunst weiter vorangehen“, betonte Olschowski.

Seit einem Jahr laufen zudem ein mehrteiliger von der MFG durchgeführter Strategieworkshop sowie ein Coaching-Programm „Museen 2.0“ zur Entwicklung einer museumsspezifischen Digitalisierungsstrategie für staatliche und nicht-staatliche Museen. In der ersten Runde von „Museen 2.0“ wurden das Landesmuseum Württemberg, das Staatliche Museum für Naturkunde Stuttgart und das Uhrenmuseum Furtwangen von der MFG für ihre digitale Zukunft fit gemacht. Vor wenigen Tagen startete die zweite Runde mit der Staatsgalerie Stuttgart, dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe und den Städtischen Museen Freiburg. Für 2019 ist eine Weiterführung des Programms geplant.

Museen sollen digitalen Wandel konsequent vollziehen können

Neben der Vermittlung habe die digitale Transformation Einfluss auf so gut wie alle Kernaktivitäten eines Museums: auf das Sammeln, Bewahren, Archivieren, Forschen und Ausstellen, so die Staatssekretärin weiter. „Die Kulturinstitutionen werden nur dann im 21. Jahrhundert ihre gesellschaftliche Bedeutung behalten und möglicherweise ausbauen, wenn sie den digitalen Wandel konsequent und in all ihren Arbeits- und Aufgabenbereichen vollziehen. Dabei werden wir sie unterstützen“, betonte Olschowski.

Die Staatssekretärin kündigte für die Kulturförderung neue spezifische Förderinstrumente an, mit denen das Land künftig nicht institutionell, sondern thematisch und projektbezogen fördern werde. „Wir wollen die richtigen Rahmenbedingungen setzen, damit unsere Museen den digitalen Übergang gestalten können. Mit den ‚Digitalen Wegen ins Museum‘ setzen wir den ersten Schritt in unserer Kulturförderung. In den kommenden Monaten werden wir weitere Förderprogramme auch für die nicht-staatlichen Museen auflegen“, sagte Kunststaatssekretärin Olschowski abschließend.

Quelle: Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst