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Die Meldung im Juni glich einem Paukenschlag: Daimler, das Aushängeschild der deutschen Automobilindustrie, startet einen eigenen Accelerator. Ende September wurden die ersten Teams in das Programm aufgenommen. Wir haben mit Anke Kleinschmit über Startups, den Accelerator und Mobiltätskonzepte der Zukunft gesprochen.

Die Automobilbranche befindet sich im Umbruch: Autos werden zunehmend vernetzt und die Entwicklungen im Autonomen Fahren sind rasant. Wie können Startups dabei helfen, neue Mobilitätskonzepte zu entwickeln?

Die Mobilität der Zukunft ist ein Thema, das uns alle angeht und deren Gestaltung großes Potenzial bietet – auch für Startups. Wir möchten mit diesen aufgrund ihres Know-Hows und ihres Gründergeistes kooperieren.

Uns geht es dabei in erster Linie um die Zusammenarbeit mit engagierten Menschen. Wir können den Startups Türen zu Expertise und gemeinsamen Pilotprojekten in unserem Unternehmen öffnen. Damit bieten wir letztlich viel mehr als nur Geld, und diese breite Unterstützung nimmt bei den meisten Startups mittlerweile einen größeren Stellenwert ein.

Startup Autobahn
Anke Kleinschmit ist Vizepräsidentin Konzernforschung und Nachhaltigkeit
Vice President Group Research & Sustainability. (Bild: Daimler AG)

Seit September läuft nun das Accelerator-Programm „Startup Autobahn“. Wie zufrieden sind Sie mit den ersten Wochen?

Wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit aller Partner – die Startups sind hoch motiviert und arbeiten eng mit den Mentoren zusammen.

Acceleratoren gibt es mittlerweile viele – Was macht die Startup Autobahn anders als andere Programme?

Die deutsche Ingenieurskompetenz der Region Stuttgart wird gebündelt mit dem Drive des Silicon Valley und bietet daher die idealen Voraussetzungen für hardwareorientierte Startups im Bereich Mobility.

Für die Betreuung hat sich Daimler die Experten von Plug and Play an Bord geholt. Was verspricht man sich von der Kooperation?

Plug and Play ermöglicht Startup Autobahn den Zugriff auf ein globales Netzwerk an Mentoren, Startups, Industrieunternehmen, internationale Risikokapitalgeber und Business Angels. Diese gebündelte Unterstützung ist eine entscheidende Größe für ein erfolgreiches Acceleratorprogramm.

Kommen wir zum Programm selbst. Laut Webseite suchen Sie nach Hard Tech Startups. Was muss man sich darunter vorstellen?

Wir schließen natürlich keine Startups aus, aber Stuttgart ist eine der weltweit führenden Automobil- und High-Tech-Regionen und bietet daher die idealen Voraussetzungen für hardwareorientierte Startups.

Mal abgesehen von der Geschäftsidee oder dem Produkt – Was muss ein Team mitbringen, um das Interesse von Daimler zu wecken?

Engagement, Teamgeist und die Leidenschaft, die Zukunft der Mobilität gemeinsam neu zu gestalten.

Auf welche Services und Angebote haben die Startups im Accelerator Zugriff?

Die Startups erhalten ein 3-monatiges Accelerator-Programm, durch das sie ihr Business Modell verbessern, Prototypen bauen, sich in rechtlichen Fragen fit machen, Vertriebsexpertise stärken und Kontakte zu möglichen Kunden und Investoren generieren können. Dabei werden sie durch Coaches, Mentoren und Business Angels in vielen Gründungs- und technischen Fragen unterstützt.

Während des Programms erhalten die Startups Arbeitsräume, Produktionsflächen und Zugang zum Hardware-Lab in der Arena2036. Beim Expo Day wird ihnen dann die Möglichkeit geboten, sich Venture Capitalists und Industrieunternehmen aus aller Welt zu präsentieren.

Startup Autobahn
Hardware- Lab-Produktion in der ARENA2036 (Bild: ARENA2036)

Das Programm ist auf gerade einmal 100 Tage angelegt. Was kann man in knapp 3 Monaten alles erreichen?

In drei Monaten kann man viel erreichen. Neben den Mentoren-Treffen zu Themen wie Rechtsfragen, Geschäftsmodellentwicklung oder Finanzierungsmöglichkeiten, bieten wir den Startups die Möglichkeit, sich mit unseren Experten der Fachabteilungen auszutauschen. Aus diesen Gesprächen haben sich bereits einige Pilotprojekte ergeben.

Gibt es auch die Chance auf eine Verlängerung oder etwa eine Anschlussfinanzierung?

Die Startups haben nach dem Accelerator-Programm mehrere Möglichkeiten: Am Expo Day können sie sich Venture Capitalists und Industrieunternehmen aus aller Welt präsentieren. Ausgewählte Startups können ihre Ideen bei unserem Partner Plug and Play im Silicon Valley weiter entwickeln. Zudem gibt es die Möglichkeit, in gemeinsamen Pilotprojekten weiter zusammen zu arbeiten.

Welche spannenden Ideen werden derzeit im Accelerator gefördert?

Wir haben insgesamt 13 Startups mit tollen Ideen im ersten Programm von Startup Autobahn dabei – von technologischen Innovationen über cloudbasierten Shared Mobility Lösungen bis hin zu Anwendungen für Industrie 4.0 Themen.

Kann ein Weltkonzern wie Daimler denn auch etwas von Startups lernen?

Natürlich, Startup Autobahn ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten: Wir bieten eine Plattform mit Arbeitsplätzen, Coaching und engen Kontakt zu Daimler, zur Uni und auch zu weiteren Firmen und möglichen Investoren. Dafür können wir von der Kreativität, dem Spirit und der schnellen Umsetzung der Startups lernen.

Zum Abschluss noch ein Frage zur Gründerszene im Allgemeinen: Wie beurteilen Sie den Gründerstandort Stuttgart und Baden-Württemberg?

Die Region bietet schon dank einer großen Ansammlung innovativer und erfolgreicher Unternehmen hervorragende Voraussetzungen. Startup Autobahn ist ein offenes Projekt, bei dem lokale, nationale und internationale Unternehmen zu einer Partnerschaft eingeladen sind, wodurch im Bereich Mobility ein weltweit führender Innovations-Hub am Standort Stuttgart entsteht.