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2015 ist in wenigen Tagen Geschichte. In einem dreiteiligen Jahresrückblick erinnern wir noch einmal an die Höhepunkte des Jahres in den Bereichen Informations- und Kommunikationstechnologie. Die Ereignisse von September bis Dezember.

Elektromobilität auf der IAA

Vom 17. bis 27. September war die weltweite Automobilbranche wieder in Frankfurt am Main zu Gast. Die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) befasste sich vorrangig mit den Themen E-Mobilität und autonome Fahrzeuge. Aller Zukunftsmusik zum Trotz setzten die deutschen Hersteller für die kommenden Jahre ihren Schwerpunkt auf die Verbesserung von Verbrennungsmotoren und des Komforts.

Manipulation bei Volkswagen

Der 19. September markierte den Auftakt zur bis dato größten Krise des Autobauers VW: Volkswagen gibt die Manipulation der Abgaswerte bei Dieselmotoren in den USA zu, nachdem die US-Umweltbehörde EPA den Konzern öffentlich mit den Vorwürfen konfrontierte. In Folge des CO2-Skandals wurden weitere Manipulationen, auch in Europa, bekannt, die Aktie setzte zur Talfahrt an und VW-Chef Martin Winterkorn kündigt seinen Rücktritt an (22. September). Bis Mitte November wurde klar: Rund elf Millionen Fahrzeuge sind von den Softwaremanipulationen betroffen, das dritte Quartal brachte Verluste von 3,5 Milliarden Euro und der Konzern reduziert seine Investitionen 2016 um eine Milliarde auf rund zwölf Milliarden Euro. Schließlich gingen zum Jahresende die Verkaufszahlen zurück – ein Effekt, der recht spät einsetzte und dessen Folgen noch nicht abzuschätzen sind.

Kompetenz für den Mittelstand

Am 21. September gab Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel im Rahmen der Förderinitiative „Mittelstand 4.0 – Digitale Produktions- und Arbeitsprozesse“ den Startschuss für zunächst fünf Mittelstand 4.0-Kompetenzzentren. Die Aufgabe der Kompetenzzentren bestehe darin, praxisrelevantes Wissen zusammenzuführen und „in die Sprache des Mittelstandes zu übersetzen“. Ein weiteres Kompetenzzentrum für das Handwerk soll folgen. Die Initiative soll den Mittelstands- und Handwerksunternehmen helfen, ihre Wettbewerbsfähigkeit im Kontext von Industrie 4.0 zu stärken. Bundesminister Gabriel plant, die Anzahl der Kompetenzzentren im nächsten Jahr auf bis zu 16 zu erhöhen.

Microsoft stellt Surface Pro 4 vor

Microsoft hatte am 6. Oktober zum Live-Event nach New York geladen. Auf der Veranstaltung wurden zahlreiche neue Windows-10-Geräte vorgestellt. Mit dabei waren unter anderem das Surface Pro 4 mit einem 12 Zoll Infinity-Dispay sowie das neue Surface Book. Microsoft setzte damit neue technische Maßstäbe bei High-End-Convertibles, die PC, Laptop und Tablet ersetzten sollen.

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Angetreten, um das Laptop zu ersetzen: Seit dem 12. November ist das Surface Pro 4 in Deutschland verfügbar (Bild: Microsoft)

Brücke ins Silicon Valley

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) startete am 15. Oktober den neuen „German Accelerator Life Sciences“ (GALS). Ziel ist es, deutsche Start-ups und Jungunternehmen in der Life-Sciences-Branche mit Focus auf Digital Health, Diagnostik, Forschungsreagenzien, Medizintechnik, Plattformtechnologien und Therapeutika zu unterstützen. Damit erweitert das BMWi das bereits bestehende Angebot des German Accelerator für junge deutsche Technologie-Start-ups im Silicon Valley, San Francisco und New York.

Vorratsdatenspeicherung beschlossen

Mit der großen Mehrheit seiner Mitglieder beschloss der Deutsche Bundestag am 16. Oktober, die umstrittene Vorratsdatenspeicherung wieder einzuführen. Telekommunikationsanbieter müssen die IP-Adressen von Computern und Verbindungsdaten zu Telefongesprächen demnach zehn Wochen lang aufbewahren. Die Standortdaten bei Handy-Gesprächen sollen vier Wochen gespeichert werden. Allerdings bleiben die Daten des E-Mail-Verkehrs ausgenommen, Kommunikationsinhalte sollen in keinem Fall erfasst werden. Erst 2014 kippt der Europäische Gerichtshof (EuGH) die EU-weiten Vorgaben zur Vorratsdatenspeicherung, 2010 hatte das Bundesverfassungsgericht das damalige nationale Gesetz für verfassungswidrig erklärt.

Springer gegen Werbeblocker

Der Medienkonzern Axel Springer setzte am 13. Oktober ein Zeichen mit bild.de: Besucher der Seite können seither Inhalte nur noch erreichen, wenn sie ihre Werbeblocker deaktivieren oder ein Abo abschließen.

iPad Pro im Handel

Verkaufsstart des im Oktober vorgestellten iPad Pro war der von Apple angekündigte 11. November. In weltweit 40 Ländern, darunter auch Deutschland, war das 12,9-Zoll-Tablet online erhältlich. Kurze Zeit später konnten Kunden auch in den Apple-Läden Hand an das Gerät legen. Das neue Tablet-Flaggschiff erweitert die Möglichkeiten gegenüber seinen Vorgängern deutlich und wird somit vom Freizeitgerät zum Arbeitsutensil: In Verbindung mit dem ebenfalls neuen „Apple Pencil“ lassen sich auf dem Multi-Touch-Screen, der mit Druck- und Neigungssensoren ausgestattet ist, Linienstärke, Schattierungen und weitere Effekte erzeugen.

"iPad Pro und Apple Pencil sind das neue 'Block und Stift'", sagt Evi Meyer, CEO der 3D-Skizzen App UMake.
„iPad Pro und Apple Pencil sind das neue ‚Block und Stift'“, sagt Evi Meyer, CEO der 3D-Skizzen App UMake. (Bild: Apple)

Anonymous erklärt IS den Krieg

Via YouTube erklärte die Hacker-Gruppe Anonymous am 16. November der Terrororganisation IS den Krieg. Als Reaktion auf die Anschläge in Paris kündigten die Netz-Aktivisten an, in acht Stufen gegen die IT-Strukturen und Social-Media-Kanäle der Islamisten vorzugehen. Die IS-Terroristen setzten bei der Rekrutierung stark auf Propagandakonten in sozialen Netzwerken wie Twitter und ihre aufwendig und professionell produzierten Propaganda-Videos.

IT-Gipfel gestaltet digitale Zukunft

Der 9. Nationale IT-Gipfel der Bundesregierung fand in diesem Jahr in Berlin statt. Am 18. und 19. November trafen sich rund 1.100 hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Gewerkschaften, Wissenschaft und verschiedener gesellschaftlicher Gruppen unter dem Motto „Digitale Zukunft gestalten – innovativ_sicher_leistungsstark“. In den neu ausgerichteten Arbeitsgruppen wurde über die Themen digitale Transformation und Industrie 4.0, intelligente Netze und Mobilität, digitale Souveränität, Sicherheit und Vertrauen sowie das Arbeiten in der digitalen Welt diskutiert.

Routerzwang ist Geschichte

Trotz des anfänglichen Widerstands im Bundesrat ist seit dem 27. November klar: Der Routerzwang ist Geschichte. Die Länderkammer verzichtete darauf, den Vermittlungsausschuss anzurufen. Das Bundeskabinett hatte den Gesetzentwurf bereits im August beschlossen, der Bundestag Anfang November. Ohnehin hätte der Bundesrat – beim „Gesetz zur Auswahl und zum Anschluss von Telekommunikationsendgeräten“ nicht zustimmungspflichtig – nur eine Verzögerung bewirken können. Voraussichtlich im Sommer 2016 soll es Kunden möglich sein, einen Router der Wahl zu verwenden. So können künftig zusätzliche Funktionen wie etwa Internettelefonie (VoIP) alternativer Anbieter genutzt werden.

Weichen für 5G gestellt

Die Weltfunkkonferenz in Genf hat am 30. November die Weichen für die weitere Entwicklung des nächsten Mobilfunkstandards 5G gestellt. Mit der Nachfolgetechnologie des heutigen LTE-Standards können künftig große Datenmengen in Echtzeit übertragen werden. Als weiteres Ergebnis der Konferenz wird auf Initiative Deutschlands ein Frequenzspektrum für Autoradare eingerichtet – ein wichtiger Beitrag für das automatisierte und vernetzte Fahren.

IT-Geräte werden billiger

Zahlreiche Elektrogeräte und -Bauteile werden weltweit billiger. Die Welthandelsorganisation (WTO) hat auf ihrer 10. Ministerkonferenz am 16. Dezember in Nairobi das neue Abkommen für Informationstechnologie (Information Technology Agreement, ITA) verabschiedet. Damit werden ab Juli 2016 die Einfuhrzölle auf über 200 IT-Produkten abgebaut. Waren wie Bluray-Player, Camcorder, SSD-Festplatten oder bestimmte Halbleiter können demnach künftig zollfrei gehandelt werden. 89 Prozent der Zölle sollen bereits innerhalb der ersten drei Jahre abgeschafft werden, der Rest bis spätestens im Sommer 2024.

Einheitliche EU-Datenschutzrichtlinien

Mit satter Mehrheit hat der federführende Innenausschuss des EU-Parlaments am 17. Dezember den vorher mit den Mitgliedsstaaten ausgehandelten Kompromiss für neue Datenschutzregeln angenommen. Mit der Datenschutzverordnung wird es nun erstmals einheitliche Regelungen für alle in der Europäischen Union tätigen Unternehmen geben. Allerdings bleibt die Verordnung weit hinter dem Anspruch zurück, ein modernes Datenschutzrecht für die digitale Welt zu schaffen, beklagt der Bitkom.