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Anfang dieses Jahres wurde das beliebte Projektverwaltungs-Tool Trello für 425 Millionen US-Dollar von Atlassian übernommen. Man sieht: Der Markt für Projektverwaltungs-Tools ist da und er ist alles andere als überschaubar, blickt man in App Stores und Tech-Portale. Warum das Karlsruher Unternehmen Axonic mit Zenkit nun selbst ein Projektverwaltungs-Tool auf den Markt gebracht hat und worin es sich unterscheidet, darüber sprach ich mit dem CEO Martin Welker.  

Sie heißen Trello, Asana oder Basecamp – Projektmanagement-Tools gibt es wie Sand am Meer. Durch was hebt sich Zenkit ab?

Projektmanagement ist ein wichtiger Anwendungsfall von Zenkit, aber wir möchten mit Zenkit im Grunde das Betriebssystem eines Unternehmens werden.

Wir nutzen Projektmanagement als Einstiegsmarkt, um von dort aus schrittweise unsere eigentliche Stärke einzubringen: Die Verknüpfung unterschiedlicher Unternehmensdaten. Daten, die vorher durch den Einsatz unterschiedlicher System getrennt waren. Entwicklung, Vertrieb und Support werden beispielsweise heute noch in unterschiedlichen Spezialsystemen repräsentiert. Dabei hängen natürliche alle Bereiche zusammen und man kann sehr wertvolle Einblicke gewinnen, wenn man sie zusammenführt. Dort sind wir im Grunde im Wettbewerb mit Infrastrukturlösungen.

Den angebotenen Lösungen ist eines gemeinsam: Sie sind sehr mächtig aber auch kompliziert. Trello und Co. sind hingegen sehr leicht erlernbar, aber auf PM beschränkt. Und genau das macht Zenkit einzigartig: Es bietet die Einfachheit moderner PM-Lösungen und gleichzeitig die Mächtigkeit einer Infrastrukturlösung.

Wie sind die Idee und das Konzept für Zenkit entstanden?

Welches System nutzt eigentlich Raumschiff Enterprise? – Natürlich kann man diese Frage nicht beantworten, und die Technologie haben wir heute natürlich auch nicht (und auch nicht die für das übrige Raumschiff, aber das ist ein anderes Thema). Nun, so albern die Frage ist – ganz unbeantwortet bleibt sie nicht. Denn – das ist unsere Wette – es wird ein einziges, gesamtheitliches System sein, ein „Betriebssystem des Unternehmens“ gewissermaßen. Und nicht wie jetzt grade üblich, viele Spezialsysteme, die nur sehr beschränkt miteinander kooperieren. Um unserem Ziel näherzukommen, sollte Zenkit ursprünglich ein Baukasten für die Entwicklung von Apps werden. Es stellte sich aber heraus, dass irgendwas mit dem Konzept nicht stimmte. Wir hatten die technische Einstiegshürde für Benutzer einfach zu hoch gelegt. Trello und andere Tools hingegen konnte scheinbar jeder mühelos bedienen.

An diesem Tag legten wir die „Einfachheit der Bedienung “ für uns als wichtigstes Kriterium fest. Die wirkliche Mächtigkeit und die damit einhergehende Komplexität versteckten wir so weit, dass sie unseren Benutzern erst dann ins Auge fällt, wenn sie bereit sind, mehr mit Zenkit zu tun.

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Ein Startup möchte ein neues Produkt auf den Markt bringen und für die Geschäftsplanung Zenkit nutzen. Was würdest Du raten, womit sollte es anfangen?

Zunächst sollte man zwischen Projekten und Prozessen unterscheiden. Projekte sind einmalig, sie haben von Natur aus ein Ende. Prozesse sind wiederkehrend. In der realen Geschäftswelt wird es sicherlich immer beides geben. Für die Projektseite würde ich ein ganz klassisches Kanban-Board bauen mit den Stufen „zu tun“, „in Bearbeitung“ und „erledigt“. Je nach Anzahl der Projekte könnten da mehrere Boards hilfreich sein.

Auf der Prozess-Seite ist erstmal wünschenswert, sich über die tatsächlich vorkommenden Ressourcen (Mitarbeiter, Materialien usw.) klarzuwerden und diese in „Sammlungen“ (Collections) zu erfassen. Die Unterstützung der Prozesse kann dann wieder über Aufgabenboards geschehen, die Bezug auf dies Ressourcen nehmen.

Der zeitliche Aspekt kann über die Kalenderansicht intuitiv berücksichtigt werden.

Mindmap, Kanban, Tabelle oder Kalender – welcher Zenkit-View ist Dein persönlicher Favorit?

In diesem Fall mache ich mal eine Ausnahme und sage: Alle. Denn genau das ist ja ein Teil der Magie von Zenkit. Dass man die Perspektive auf seine Daten und Prozesse wechseln kann. Nicht die einzelne Ansicht ist faszinierend, sondern der Übergang von der einen zu anderen.

Zenkit befindet sich aktuell in der Beta-Phase. Welche Entwicklungen sind für Zenkit noch geplant?

Oh, das gibt es viel. Wir werden übergeordnete Ansichten anbieten, beispielsweise einen globalen Kalender und eine globale Aufgabenübersicht. Einige Integrationen werden in Kürze folgen. Und noch ein paar spannende Dinge, die wir jetzt noch nicht verraten.

Wird es noch eine Zenkit-App fürs Smartphone geben? Projektmanagement sollte ja idealerweise flexibel und geräteunabhängig sein…

Natürlich, die IOS Variante ist schon sehr weit fortgeschritten.Android befindet sich ebenfalls in der erweiterten Planung.

Bei Axonic habt Ihr ja inzwischen 8 verschiedene Produkte entwickelt, die auch international in der Presse erwähnt wurden. Wie habt Ihr es (vor allem in der Anfangsphase) geschafft, die Aufmerksamkeit auf Euch zu lenken? Das war als kleines Unternehmen aus Karlsruhe sicherlich nicht einfach…

Ja, das haben wir auch so empfunden. Und es wird auch nicht einfacher mit den Jahren – zumindest gefühlt nicht. Presse ist ein ganz wichtiger Marketingkanal für uns. Wir versuchen daher schon sehr früh in der Produktplanung rückwärts zu denken und uns zu fragen: Wie soll das Produkt in der Presse auftauchen, schreibt da wirklich jemand drüber? Das geht so weit dass wir uns tatsächlich schon Jahre vor dem Release bereits Überschriften ausdenken, die so gedruckt werden könnten. Wenn da nichts funktioniert, ist das ein Warnsignal.

Karlsruhe ist für Gründer…

ein Ort der kurzen Wege, die wir im Jahr 2017 alle öfter auch mal wieder gehen sollten.

Gibt es ein Startup, welches Du derzeit spannend findest?

Ja, da gibt es viele, beispielsweise E-Volo mit Ihrem Volocopter.

class=“interview“>Zu guter Letzt: Dein persönlicher Tipp für mehr Produktivität am Arbeitsplatz?

Alles was ich darüber weiß, steckt in einer wunderbaren kleinen Softwarelösung: Zenkit.

Über Axonic

Axonic wurde 2003 von Martin Welker in Karlsruhe gegründet. Anfangs mit dem Schwerpunkt Auftragsforschung im Bereich Dokumenterkennung und Mustererkennung. Mittlerweile werden Axonic-Softwareprodukte in über 100 Ländern von mehreren Millionen Benutzern eingesetzt.
http://axonic.de/
www.zenkit.com