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Forscher der Uni Stuttgart, des Fraunhofer-Instituts und des Karlsruher Instituts für Technologie haben bei einer Datenübertragung sechs Gigabit pro Sekunde erreicht. Für die neue Technologie tun sich bereits jetzt praktische Anwendungsfelder auf.

Die Älteren unter Ihnen werden sich erinnern: Es ist noch nicht allzu lange her, da konnte man Websites in aller Ruhe beim Laden zusehen. Die Modems, mit denen die Menschen noch gegen Ende der 90er Jahre im Internet surften, hatten eine maximale Übertragungsrate von 56 Kilobit pro Sekunde. Um mit dieser Verbindung die Kapazität einer handelsüblichen DVD, also rund 8,5 Gigabyte herunterzuladen, bräuchte es über 14 Tage. Zum Glück hat sich viel getan seitdem.

Wie viel, das bewies ein Forschungsverbund unter Beteiligung von Forschenden der Universität Stuttgart und des Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF. Dem gelang es, bei einer Funkübertragung über rund 37 Kilometer Distanz, Datenraten von sechs Gigabit pro Sekunde zu erreichen: Neuer Weltrekord in der terrestrischen Funkübertragung! Die oben angesprochene DVD mit 8,5 Gigabyte ließe sich damit in etwas mehr als zehn Sekunden empfangen.

Datenübertragung
Sichtpeilung ausgehend vom Sender auf dem Uni-Center Köln zum Radom des Fraunhofer FHR in Wachtberg (als Kuppel am Horizont rechts unter dem Kreuz erkennbar). (Bild: Jörg Eisenbeis, KIT)

Mehr als nur eine Spielerei

Klar ist auch, dass es für diese Leistung ein spezielles Setting braucht. Möglich machten die extrem hohe Datenrate besonders leistungsfähige Sender und Empfänger. Außerdem wurde bei einer Radiofrequenz von 71–76 Gigahertz im so genannten „E-Band“ gesendet. Dieser Frequenzbereich ist für den terrestrischen und Satellitenfunk freigegeben, nur hier sind entsprechende Übertragungsraten überhaupt realisierbar. Um die Übertragung weiter zu optimieren, waren außerdem die Stationen an exponierter Stelle platziert: Die eine auf dem 45-stöckigen Uni-Center in Köln, die andere auf dem Gelände des Fraunhofer Instituts auf dem 36,7 Kilometer entfernten Wachtberg. Neben der Universität Stuttgart und dem Fraunhofer-Institut sind auch das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und der Industriepartner Radiometer Physics GmbH (A Rohde & Schwarz Company) beteiligt.

Das Experimentieren mit der Übertragung derartiger Datenraten geht dabei weit über reine Spielerei hinaus. So erhofft man sich für die Zukunft auf diese Art und Weise unter anderem eine bessere Versorgung von ländlichen Gebieten mit schnellem Internet. Funkübertragung hat hier im Gegensatz zur Verlegung von Kabeln große finanzielle Vorteile. Und auch bei der Satellitenkommunikation werden in Zukunft immer größere Datenmengen transportiert werden müssen – es braucht Übertragungsarten, die das steigende Volumen meistern.