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Neugierige Blicke, große Ohren – in Großraumbüros ist Privatsphäre ein Fremdwort. Das Streben nach mehr Flexibilität und Zusammenarbeit kann sogar ernste Sicherheitsprobleme mit sich bringen.

Großraumbüros sind en Vogue. Vor Kurzem erst hat der neue Vodafone-Chef Hannes Ametsreiter den Abschied vom Einzelbüro erklärt. „Mein Büro – das ist mein iPhone und mein Notebook, mehr nicht. Ich habe keinen einzigen Aktenordner“, erklärt der 49-Jährige. Wenn er in der Deutschland-Zentrale sei, dann sitze er im Großraumbüro mit seinen Vorstandskollegen, „gemeinsam an einem großen Tisch.“

Aber die Gemeinschaft birgt auch Risiken. IT-Verantwortliche sehen die Entwicklung kritisch. Zwei Drittel (66 %) blicken besorgt oder sehr besorgt auf mögliche Sicherheitsbedrohungen durch offene Bürokonzepte. Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half Technology, für die 200 CIOs und CTOs in Deutschland befragt wurden. Die größten Schwachstellen sind demnach: akustische Sicherheit (48 %) , visuelle Sicherheit (24 %), erhöhtes Diebstahlrisiko bei technischen Geräten (17 %) und ein Anstieg bei Dokumentendiebstählen (11 %).

Tipps für mehr Privatsphäre in Großraumbüros

Um sich gegen neugierige Blick zu schützen, gibt es mittlerweile spezielle Antispy-Software, die entweder nicht genutzte Teile des Display automatisch verpixelt (z. B. AntiSnooper) oder Programme, die über die Frontkamera Gesichter erkennen (z. B. PrivatEye). Solche Lösungen geben den Bildschirm nur für authentifizierte Personen frei und identifizieren auf Wunsch auch unerwünschte Zuschauer, die sich im Umkreis der Webcam aufhalten. Generell sollten Mitarbeiter ihre Monitore mit einem Passwort schützen und ihre Schreibtische im Rahmen einer „Clean Desk Policy“ von Dokumenten mit geschützten Daten freiräumen.

Ferner sollten Räume geschaffen werden, in denen Angestellte Telefonate und Gespräche alleine oder in kleinen Gruppen führen können. Für vertrauliche Gespräche buche er sich ein Extrazimmer als Rückzugsraum, sagt Vodafone-Chef Ametsreiter. Aber das ist nicht die Regel. In Deutschland können das nicht einmal die Hälfte der Befragten des Global Report zum Mitarbeiterengagement von Steelcase, einem Experten für Arbeitsraumgestaltung, und den Markt- und Meinungsforschern von Ipsos. Hier können sich nur 44 Prozent für konzentriertes Arbeiten zurückziehen – im Gegensatz zu 53 Prozent weltweit.

Deutschland hinkt hinterher

Selbst die Möglichkeit, mal eben für ein Telefonat vom Platz aufzustehen, ist in Deutschland stark eingeschränkt. 80 Prozent der Arbeitsplätze sind mit Desktop-PCs und 94 Prozent mit Festnetztelefonen ausgestattet. Der Schreibtisch – eine Fessel. Die Folgen der Tätigkeit in Großraumbüros skizzieren auch die Autoren Elke Frank und Thorsten Hübschen in ihrem Buch „Out of Office – Warum wir die Arbeit neu erfinden müssen“: Unproduktivität und Stress.