Lesedauer ca. 3 Minuten

Am 3. November kam das iPhone X in die Apple Stores dieser Welt. Statt mit Touch ID (Fingerabdrucksensor) entsperrt man das über 1000 Euro teure Smartphone mit Face ID (Gesichtserkennung). Wie schlägt sich die Technologie in der Praxis?

Als Apple im Jahr 2013 zusammen mit dem iPhone 5s den Fingerabdrucksensor „Touch ID“ eingeführt hat, war der mediale Aufschrei groß. Wie immer. Wochenlang wurde darüber diskutiert, was das Vorhandensein eines Fingerabdrucksensors in einem Smartphone für den Datenschutz zu bedeuten hatte. Hacker setzten alles daran, Touch ID zu überlisten – und mit viel Mühe gelang ihnen das auch. Dem Erfolg des iPhones schadete all das nicht. Im Gegenteil: Bereits kurze Zeit später war Touch ID so beliebt, dass auch alle anderen Smartphone-Hersteller Fingerabdrucksensoren in ihre Geräte integrierten.

Der Grund dafür ist denkbar einfach: Viele Menschen finden es lästig, einen PIN-Code oder ein Muster auf dem Smartphone-Display einzugeben, um dies zu entsperren. Der Vorgang ist umständlich und kostet Zeit. Mit einem Fingerabdrucksensor hingegen, lässt sich ein Smartphone durch eine simple Berührung entsperren. Das ist deutlich komfortabler und schneller.

Und was ist mit der Sicherheit? Apple gibt die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällige Person in der Bevölkerung ein mit Touch ID gesichertes iPhone entsperren kann, mit 1 zu 50.000 an. Aber wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand den vierstelligen PIN-Code ausspäht, der bei vielen Nutzern identisch mit Geburts- oder Jahrestagen ist? Der Punkt ist der: 100-prozentigen Schutz gibt es nicht. Betrachtet man allerdings die Kombination aus Sicherheit und Komfort, war Touch ID bislang sicherlich die beste Lösung.

Face ID - iPhone X

Face ID: komfortabler, intuitiver, sicherer

Bislang! Seit zwei Wochen nutze ich nun das iPhone X mit Face ID. Bei der Präsentation war ich noch skeptisch: Kann ich auf den Home Button verzichten? Kann die Gesichtserkennung den Fingerabdrucksensor ersetzen? Und wie zuverlässig ist Face ID in der Praxis?

Zu meiner Überraschung hat mich Face ID vom ersten Moment an überzeugt. Die Einrichtung ist kinderleicht und dauert nur wenige Sekunden. Man benutzt Face ID vom ersten Moment an ganz intuitiv – weil man gar nicht bemerkt, dass die Gesichtserkennung überhaupt aktiv ist. Bislang zog ich mein iPhone aus der Tasche und legte meinen Daumen auf den Touch ID-Sensor, um das Gerät zu entsperren. Dieser Schritt fällt nun weg, denn wenn ich das iPhone X aus der Tasche ziehe und aufs Display schaue, hat Face ID das Gerät bereits entsperrt. Ohne dass ich eine Aktion ausführen muss.

Selbiges gilt für das Entsperren von Apps: Beim iPhone 7 Plus wurde ich beim Öffnen von Dropbox und 1Password jedesmal aufgefordert, meinen Daumen auf den Touch ID-Sensor zu legen. Beim iPhone X startet die App und ist bereits entsperrt – weil Face ID beim Öffnen mein Gesicht gescannt hat. So sieht die perfekte Kombination aus Sicherheit und Komfort aus.

Apropos Sicherheit:

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällige Person in der Bevölkerung Ihr iPhone X ansehen und mit Face ID entsperren kann, liegt bei etwa 1 zu 1.000.000 (gegenüber 1 zu 50.000 bei Touch ID). Als zusätzliche Schutzmaßnahme erlaubt Face ID nur fünf nicht erfolgreiche Versuche, bevor die Eingabe eines Codes verlangt wird. Die statistische Wahrscheinlichkeit verhält sich bei Zwillingen und Geschwistern, die Ihnen sehr ähnlich sehen, sowie bei Kindern unter 13 Jahren anders, da deren Gesichtszüge sich noch nicht voll ausgeprägt haben. Falls Sie diesbezüglich Bedenken haben, sollten Sie einen Code zur Authentifizierung nutzen.

Zur Zeit geistern Meldungen durch’s Netz, in denen berichtet wird, dass ein Kind das iPhone seiner Mutter entsperrt hat. Das ist durchaus möglich. Kann aber auch Fake sein – und in den kommenden Monaten wird es noch viele solcher Meldungen geben. Dennoch hat Apple mit Face ID den Grundstein für ein neues Sicherheits-Feature bei Smartphones geschaffen, das in den kommenden Monaten auch in die Premium-Smartphones anderer Hersteller Einzug halten wird.