Lesedauer ca. 6 Minuten

Am Dienstag hat Huawei in Berlin sein erstes Notebook vorgestellt: das Huawei MateBook X. Das hauchdünne und ultraleichte Premium-Notebook ist mit allerlei technischen Raffinessen ausgestattet. Es ist die chinesische Antwort auf Apples MacBook. Der Einstieg von Huawei in diesen Markt ist mutig – zugleich aber richtig und wichtig für das Unternehmen.

Es ist kein Zufall, dass Huawei das neue MateBook X ausgerechnet in Berlin vorgestellt hat: die europäischen Märkte (und insbesondere der deutsche) sind für das chinesische Unternehmen von enormer Bedeutung. Aus diesem Grund ließ es sich Richard Yu, CEO der HUAWEI Consumer Business Group, auch nicht nehmen, Huaweis Einstieg in den Notebook-Markt höchstpersönlich anzukündigen.

Kein Touchscreen? Kein Convertible? Nein, das Huawei MateBook X ist ein schnörkelloses Notebook alter Schule, das ohne Spielereien auskommt. Es ist ein ambitioniertes Stück Technik, das mit einem Preis von 1399 Euro in einer Liga mit Apples MacBook spielt – und sich nicht hinter diesem verstecken muss.

Huawei MateBook X

Huawei MateBook X: Lüfterloses Premium-Notebook mit Fingerabdrucksensor und Dolby Atmos

Huawei hat sich dazu entschieden, den Notebook-Massenmarkt zwischen 300 und 700 Euro vorerst beiseite zu lassen und direkt ins Premium-Segment einzusteigen. Eine kluge Entscheidung, denn zwischen den unzähligen 0815-Windows-Notebooks, die sich bestenfalls durch das Logo auf ihrer Rückseite voneinander unterscheiden, wäre das MateBook wohl untergegangen.

Im Premium- beziehungsweise Business-Segment sieht die Sache schon anders aus. Hier gilt Apples MacBook seit Jahren als Referenz. Das hochwertige und hauchdünne Unibody-Gehäuse aus Aluminium, das Multitouch-Trackpad und das Retina-Display – diese Dinge machen das MacBook zum perfekten Notebook für all diejenigen, die unterwegs produktiv arbeiten möchten und dabei Wert auf die Verarbeitung, das Design und die Leistung ihres mobilen Begleiters legen.

Bislang hatte ich noch kein Windows-Notebook in der Hand, das mit dem MacBook mithalten konnte. Wer schon einmal auf einem Business-Notebook für über 2.000 Euro gearbeitet hat, dessen Tastatur und Touchpad ebenso gut in einem 350-Euro-Medion-Notebook hätten verbaut sein können, weiß wovon ich rede.

Huawei MateBook X Huawei MateBook X Huawei MateBook X

Huawei hat diesen Fehler nicht gemacht. Schon wenn man das MateBook X das erste Mal einschaltet, merkt man, dass die Entwickler Wert auf eine hochwertige Verarbeitung gelegt haben. Die Haptik der Tastatur und des Trackpads ist erstklassig. Tatsächlich ist das MateBook X das erste Windows-Notebook, mit dessen Trackpad ich auf Anhieb klargekommen bin.

Weitere Pluspunkte gibt es für das Design: das MateBook X ist gerade mal 12,5 mm dünn, 286 mm breit und 1,05 kg schwer – dennoch hat Huawei hier ein gestochen scharfes 13,3-Zoll-Display mit einer Auflösung von 2.160 x 1.440 Pixeln verbaut. Möglich wird das durch einen lediglich 4,4 mm schmalen Rand um den Gorilla Glass-Bildschirm. Auf einen Lüfter verzichtet Huawei, stattdessen kommt eine selbstentwickelte Kühltechnologie zum Einsatz, die auch in der Luft- und Raumfahrt verwendet wird. Ein weiteres Highlight ist neben dem Dolby Atmos-Soundsystem sicherlich auch der Fingerabdrucksensor, der in die Einschalttaste integriert wurde.

In Deutschland wird das Huawei MateBook X voraussichtlich Ende Juni auf den Markt kommen – vorerst allerdings nur in der „kleinsten“ Variante mit Intel i5-Prozessor, 8 GB Arbeitsspeicher und 256 GB internem Speicher.

Huawei MateBook X

Die Marke Huawei: Wer erfolgreich sein will, muss präsent sein

Bleibt die Frage: Was soll das eigentlich alles? Warum steigt Huawei im Jahr 2017 noch ins Notebook-Geschäft ein, obwohl sich immer mehr Menschen für ein Tablet entscheiden?

„Unser Ziel ist es, Innovationen auf den Markt zu bringen, die Verbraucher inspirieren – unsere neuen MateBooks sind der Beweis dafür“, sagt Richard Yu, CEO, HUAWEI Consumer Business Group. „Das HUAWEI MateBook X überzeugt durch hochwertiges Design sowie herausragende Performance. Zudem ist es einer der ersten PCs mit der eindrucksvollen Soundtechnologie Dolby Atmos. Das HUAWEI MateBook X und das HUAWEI MateBook E sind perfekte Ergänzungen zu unseren Smartphone-, Wearable- sowie IoT-Lösungen und erfüllen die Verbraucherwünsche nach einer modernen vernetzten Welt.“

Der erste Satz dieses Zitats ist meiner Meinung nach der wichtigste: Den Entscheidern bei Huawei ist durchaus bewusst, dass sie mit dem MateBook X in einen hart umkämpften Markt eintreten. Auch dass von der ersten Generation des MateBook X aller Wahrscheinlichkeit nach keine riesigen Stückzahlen abgesetzt werden, dürfte allen Beteiligten klar sein. Aber darum geht es überhaupt nicht. Beim MateBook X geht es einzig und allein darum, zu zeigen, was das Unternehmen kann. Dass es fähig ist zu Innovationen und in einigen Bereichen sogar zur Technologieführerschaft.

Zugleich ist Huawei nun in einem weiteren Markt präsent. Wer zu Media Markt oder Saturn kommt, trifft Huawei nun nicht mehr nur bei den Smartphones an, sondern auch bei den Notebooks. Dadurch steigt die Markenbekanntheit – und genau diese ist in Ländern wie Deutschland von enormer Bedeutung. Die Deutschen wissen, dass Miele gute Waschmaschinen baut, Liebherr gute Kühlschränke und Jura gute Kaffeevollautomaten. Nach diesen Marken halten sie Ausschau, andere werden ignoriert. Die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein Produkt von einer Marke kauft, von der er noch nie etwas gehört hat und mit der er nichts verbindet, ist äußerst gering.

Huawei MateBook X

Huawei hat das verstanden. Aus diesem Grund hat das Unternehmen in den vergangenen Jahren nicht nur riesige Summen in die Entwicklung hochwertiger Smartphones gesteckt, sondern auch ins Marketing. Noch vor drei Jahren kannte hierzulande kaum jemand Huawei. Inzwischen fragen mich immer mehr Leute aus meinem Bekanntenkreis, welches Smartphone von Huawei ich empfehlen kann. Der Grund ist recht simpel: Egal, ob Fernsehen, Tageszeitungen, Print-Magazine oder Online-Medien – Huawei ist überall präsent. Das kostet zwar Geld, sorgt aber dafür, dass früher oder später jeder mit der Marke in Berührung kommt. Gleichzeitig konzentriert man sich sowohl im Smartphone- als auch im Notebook-Bereich auf qualitativ hochwertige Produkte. Huawei will bei den Konsumenten nicht für günstige Geräte aus China bekannt sein, sondern für Qualität und Innovationskraft. Nicht umsonst kooperiert Huawei mit Traditionsunternehmen wie Leica und Porsche.

Produkte wie das MateBook X prägen die öffentliche Wahrnehmung der Marke Huawei und tragen ihren Teil dazu bei, dass das Unternehmen seinen Erfolgskurs auch weiterhin fortsetzt. Schon heute ist Huawei übrigens der weltweit drittgrößte Smartphone-Hersteller mit einem Marktanteil von 9 Prozent (Apple bringt es auf 13,7 Prozent, Samsung auf 20,7 Prozent).