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Der Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) wagt aktuell einen Blick auf die offizielle Entwicklung des E-Commerce in Deutschland. Laut seiner Facts & Figures 2015 wird der Online-Anteil des gesamten Einzelhandels 15,7 Prozent betragen. Dabei wird sich speziell der Multichannel in den Vordergrund schieben; das Markenerlebnis den Kunden sowohl offline als auch online begeistern.

Die Zahlen des Bundesverband Digitale Wirtschaft bestätigen den Trend der letzten Jahre. Immer mehr Menschen kaufen online. Allein 2014 schaffte der Onlinehandel zirka 42 Milliarden Euro Umsatz. Klar ist, wer beim Verkauf seiner Ware immer noch nicht das Thema Online berücksichtigt, verpennt womöglich einen entscheidenden Trend. Einen Trend, der sich derzeit sogar modifiziert und neben dem Onlineshop auch das eigentlich Einkaufserlebnis berücksichtigen möchte.

Amazon in Deutschland die Nummer 1

Der Bundesverband Digitale Wirtschaft geht davon aus, dass 2018 bereits 49 Prozent aller Online-Sales (Verkäufe) über mobile Endgeräte getätigt werden. Wenig überraschend: 30 bis 50 Prozent aller Käufe in Deutschland starten auf der Suchmaschine amazon.de, trotz der dort herrschenden schlechten Arbeitsbedingungen. Und lädt die Seite des jeweiligen Onlineshops länger als drei Sekunden, springen die Nutzer sofort wieder ab. Der Anspruch sowie die Kosten in Sachen Website-Optimierung steigen demnach um ein Vielfaches; die hohe Erwartungshaltung ans Design aber auch.

Profitabel ist aber auch die aus dem Boom resultierende Display-Werbung. So soll der Umsatz der Display-Werbung 2014 um 52 Prozent gestiegen sein. In Zahlen sind das mal eben 1,5 Milliarden Euro. Die Bedeutung von Mobile Commerce bringt Twenga Solution auf den Punkt: „Der PC ist natürlich die bevorzugte Wahl beim Online-Shopping, jedoch steigt die Zahl der über Mobiltelefone getätigten Käufe in Europa stetig an und die Verbreitung ist die höchste weltweit. Zentral- und Osteuropa stehen mit 151 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Westeuropa mit 129 Prozent. Zwischen 2014 und 2015 sind die Onlineausgaben auf mobilen Geräte in Europa von 12,5 Prozent auf 20 Prozent gestiegen.“

Online-Einkäufer geben im Schnitt 1.376 Euro aus

Um die Nutzer zu erreichen, greifen die Shop-Betreiber mittlerweile zu Cross-Strategien und platzieren ihre Werbebotschaften auf YouTube oder Facebook. So schauen 18- bis 19-Jährige täglich bei Googles Videoplattform YouTube vorbei, bei den jüngeren Zuschauern sind es sogar über 50 Prozent, die täglich YouTube-Videos konsumieren. Kein Wunder, dass massenhaft Werbung in den entsprechenden Kanälen geschaltet wird. Auch das individuelle Nutzerverhalten ist für die Werbeindustrie samt Händler von Interesse. So aktivieren Anwender ihre Smartphones alle zwölf Minuten und nutzen es täglich bis zu drei Stunden.

Auf Europa bezogen sprechen wir von Umsätzen in Höhe von 363 Milliarden Euro. In Europa Nutzen alleine 565 Millionen Menschen das Internet und durchschnittlich gibt der Online-Einkäufer rund 1.376 Euro aus.

Bei den Zahlen darf nicht vergessen werden, dass Verkaufen und Werben keine Selbstläufer sind. Der Kunde verzeiht nicht und möchte sich von Beginn an wohl fühlen. Beispiel: Onlineshops wie Me&My Style sind eher selten. Deren Konfigurator ermöglicht es dem Kunden, aus unzähligen Kombinationen Styles und Farben das individuelle Cashmere-Produkt zu kreieren. Ebenfalls klasse: Die Produkte werden auf Wunsch in Nepal produziert und von Hamburg aus in die Welt versendet – diese Art Softwarelösung wird allerdings nicht billig gewesen sein. Sie zeigt aber auf, wohin die Online-Reise. Der Kunde wird individualisiert und ist kein Massenphänomen, er ist König. Auch ein lokales Geschäft in Hamburg ist vorhanden (siehe Website). Aber sieht genau so der E-Commerce der Zukunft aus?

Local-E-Commerce hat Zukunft

Es werden in Zukunft der Showroom und der stationäre Handel gemeinsam eine wichtige Rolle spielen . Das Einkaufserlebnis wird sich nach Expertenmeinungen nicht nur online abspielen. Vielmehr bilden online und offline die gesunde Erlebniswelt des Einzelhandels – der Kunde darf wählen, ob er online kauft und die Ware lokal in seiner Nähe abholt oder sie sich zuschicken lässt. Wie das Heise-Magazin c´t erfahren hat, sind aber noch einige Hausaufgaben zu machen: „Der Internet-Versandhandel macht es den lokalen Händler schwer. Kunden informieren sich immer häufiger online und bestellen dann auch gleich im Netz:“ Dass die Integration des lokalen Handels in den E-Commerce auch Umweltaspekte anspricht weiß Mathias Thomas, Geschäftsführer der gaxsys GmbH in Karlsruhe: „Erst wenn wir es schaffen, den lokalen Handel in den E-Commerce zu integrieren, gibt es meiner Meinung nach die Chance auf nachhaltigen Handel. Außerdem mag ich unsere Innenstädte wie sie sind und möchte dazu beitragen, dass sie auch weiterhin vitale Einkaufsumgebungen bleiben.“ Grundsätzlich gilt: Händler müssen die Kunden dort ansprechen, wo sie nach Produkten suchen, und das ist nunmal im Internet. Über die Serviceleistungen sowie Retouren wird es allerdings möglich sein, Kunden wieder lokal zu begrüßen.

Bei näherer Betrachtung wird deutlich, dass es einen dringenden Nachholbedarf im Ausbau der logistischen Infrastruktur gibt. Speziell bei der Zustellung muss schnellstmöglich nachgebessert werden. Nur dann wird die angedachte Local-E-Commerce-Branche in Deutschland erfolgreich sein.

Teaserbild: CC BY 2.0 / fronx