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Programmieren, Konstruieren, Zocken: Knapp 20 Unternehmen beteiligten sich Mitte Juli an der Premiere der City Hacker School in Karlsruhe und führten bei kurzweiligen zweitägigen Workshops über 100 Kinder und Jugendliche in die Welt der Informatik ein.

Das ZKM I Zentrum Kunst und Medien war bei der stadtweiten Mitmachaktion ebenso dabei wie die Spieleschmiede Gameforge AG, das Unternehmen AppSphere AG und die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Karlsruhe. Initiiert wurde die erste stadtweite Hacker School vom Hamburger Verein i3 (Initiative Informatik Inspiration), der seit 2014 Workshops für den Hackernachwuchs in Unternehmen und Schulen organisiert. karlsruhe.digital hat sich mit Organisatorin Julia Freudenberg über das Fazit der Veranstaltung sowie die nächsten Ziele des Vereins unterhalten.

Liebe Frau Freudenberg, wie zufrieden waren denn die Organisatoren mit dem Verlauf der ersten City Hacker School in Deutschland?

Wir sind absolut begeistert von der positiven Resonanz von Seiten der Unternehmen. Und wir haben sowohl von den beteiligten Firmen als auch von Kindern und Eltern sehr viel tolles Feedback bekommen.

Der Bedarf für ein solches Angebot ist also auf jeden Fall vorhanden. Allerdings ist bei den Teilnehmerzahlen noch Luft nach oben. Sicherlich war auch der Zeitpunkt wegen der vielen konkurrierenden Angebote an einem solchen Sommerwochenende nicht ideal gewählt, aber es war ja auch das erste Mal, dass wir eine solche Veranstaltung mit mehreren dezentralen Angeboten in einer Großstadt durchgeführt haben.

Was konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei den einzelnen Workshops eigentlich alles machen?

Die Gestaltung von Websites gehört ebenso dazu wie das freie Spiel mit Minecraft oder Konstruieren mit Lego Mindstorms. Die Kinder konnten also nach Herzenslust programmieren und spielerisch in die Materie eintauchen.

Was ist eigentlich das Ziel der Hacker Schools?

Uns ist klar geworden, dass das Konzept des lebenslangen Lernens auch bei den technischen Fächern immer weiter um sich greift. Aber in den Schulen ist es nur sehr schwer möglich, die Kinder und Jugendlichen für Digitalisierung zu begeistern. Da fehlen zum Teil auch die Fachkräfte, weil Leute mit dem notwendigen Fachwissen eher in die Wirtschaft gehen. Außerdem ist das Schulsystem wahnsinnig schwerfällig und bis Informatik bundesweit Pflichtfach ist, werden noch viele Jahre vergehen.

Deshalb bringen wir die Kinder mit Leuten aus der IT-Branche zusammen. So können die Expertinnen und Experten den Nachwuchs direkt für ihre Arbeit begeistern. Unsere Aufgabe besteht aus dem Bereitstellen einer geeigneten Plattform für diesen Austausch.

Hacker galten bis vor wenigen Jahren noch als Nerds, die mit Kapuzenpullis in Kellern programmierten und sich von Pizza und Cola ernährten. Wurde dieses Klischee auch bei der Namenssuche für die City Hacker School aufgegriffen?

Wir haben den Namen zumindest bewusst gewählt, weil viele Leute mit dem Begriff Hacker noch immer etwas Verruchtes und Verbotenes assoziieren. Hacker sind für viele Jugendlichen heute sogar richtig cool.

Dabei wird im IT-Bereich mit einem Hack vor allem eine kurzfristige Problemlösung beschrieben. Etwa wenn man einem Wecker beibringt, mit der Kaffeemaschine zu kommunizieren, damit es direkt nach dem Aufstehen frischen Kaffee gibt. Auch bei unseren Workshops sollen Kinder Probleme erkennen und nach Verbesserungen Ausschau halten. Dann merken die jungen Leute sehr schnell, was man mit IT alles Konstruktives machen kann.

Wie soll es mit der City Hacker School nun weitergehen?

Die Premiere war ein unheimliches Lernerlebnis für uns alle und wir haben sehr viel in punkto Organisation und Bewerbung des Angebots gelernt. Und wir werden im ersten Quartal 2020 auf jeden Fall nach Karlsruhe zurückkommen.

Außerdem haben einige Firmen schon Interesse an der Durchführung von eigenen Hacker Schools in ihrem Unternehmen bekundet. Wenn das Konzept weiter optimiert wird, werden wir mit der City Hacker School mit Sicherheit auch in andere Städte gehen. Konkrete Pläne gibt es dafür aber noch keine.