Aufstrebende Technologien wie Künstliche Intelligenz oder das Internet der Dinge (IoT) werden die Zukunft unserer Gebrauchsgüter wie Waschmaschinen verändern. Damit wir dabei nicht die Kontrolle aus der Hand geben, brauchen wir ein digitales Rückgrat. Blockchain Technologien werden dabei eine sehr wichtige Rolle spielen.
Die Blockchain Technologie wurde bereits als Problemlöser für alle möglichen Fälle ins Spiel gebracht. So sollen beispielsweise Blutdiamanten oder weiteres Plastik in den Weltmeeren verhindert oder Lieferketten transparenter gestaltet werden. Und jetzt soll sie also auch noch fürs Wäsche waschen zuständig sein?
Was zuerst seltsam klingt, beschreibt auf den zweiten Blick ein möglichst praktikables Alltagsbeispiel für den zukünftigen Einsatz aufstrebender Technologien wie Künstliche Intelligenz, IoT, Big Data und Robotik. Ein Blick auf die damit verbundenen Fragestellungen zeigt auf, warum wir Blockchain Technologien in Zukunft als digitales Rückgrat brauchen werden.
Wäsche waschen ist ein komplexer Vorgang
Wäsche waschen ist ein ziemlich komplizierter Vorgang. Unzählige Fragen müssen beantwortet werden. Angefangen beim richtigen Waschmittel, über das korrekte Waschprogramm, bis hin zu der richtigen Beladung bezüglich Menge und Zusammenstellung der Wäschestücke. Helfen sollen einem dabei die Waschsymbole auf den Etiketten. Aber was heißt nun noch mal der doppelt unterstrichene Bottich? Wäre es nicht schön in der Zukunft eine smarte Waschmaschine zu haben, die uns all das abnimmt?
Erster Schritt: Automatisieren
Fangen wir bei den Etiketten an. In der Zukunft werden Textilien maschinenlesbare Etiketten haben. Das heißt die smarte Waschmaschine wird die Etiketten in Zukunft selber lesen und zusätzlich mit einer Kamera oder einem optischen Sensor den Verschmutzungsgrad bestimmen. Aus der Robotik bekommt die Waschmaschine noch ein paar „Arme“ für die selbstständige Be- und Entladung oder das Umladen in den Trockner. Wäsche zusammenlegen wird dann auch funktionieren.
Zweiter Schritt: Intelligenz und Vernetzung
Die Automatisierung des Waschvorgangs wäre schon ein guter erster Schritt, aber sicherlich noch keine Disruption. Durch die Vernetzung der smarten Waschmaschine wird es aber noch viel mehr Möglichkeiten geben. Warum soll sich die Waschmaschine beispielsweise nur auf die Etiketten an den Wäschestücken verlassen? Für ein optimales Ergebnis wird sich die smarte Waschmaschine zusätzlich mit anderen smarten Waschmaschinen auf der Welt austauschen können. Die Hersteller der Kleidungsstücke könnten dieses Wissen noch ergänzen. Beispielsweise durch Waschempfehlungen für bestimmte Waschmaschinenmodelle. Auf dieser Datenbasis wüsste die smarte Waschmaschine, dass ein bestimmtes modernes Sportshirt bei den ersten Waschgängen stark abfärbt und am besten mit einem speziellen Programm für moderne Mikrofasern gewaschen werden sollte.
Die smarte Waschmaschine wird noch weitere Entscheidungen treffen. Beispielsweise darüber, wo der Strom für den nächsten Waschgang am besten bezogen werden soll. Hat die Solaranlage des Nachbarn vielleicht noch Überkapazitäten, die günstig verbraucht werden können? Ist das regionale Windrad die beste Bezugsquelle oder doch ein klassischer Energieversorger?
Bei Störungen oder auffälligen Sensordaten wird die smarte Waschmaschine selbstständig einen Techniker bestellen. Der Techniker wird das benötigte Ersatzteil mit einem mobilen 3D-Drucker drucken, einbauen und diesen Vorgang anschließend dokumentieren.
Sharing Economy als Schlüssel zur Finanzierung
Wäre so eine smarte Waschmaschine nicht ziemlich teuer? Das ist gut möglich. Aber wenn so eine smarte Waschmaschine mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz, IoT und Robotik völlig autonom das beste Waschergebnis erreicht, wäre es doch sinnvoll diese Maschine möglichst effizient zu nutzen. So könnten sich mehrere Haushalte in einer Straße zusammentun und gemeinsam eine smarte Waschmaschine betreiben. Für die wenigen Meter Wäschetransport findet sich in Zukunft sicher auch eine praktikable Lösung.
Sollte es trotz gemeinsamer Nutzung noch freie Waschkapazitäten geben, könnte man diese Dritten kostenpflichtig anbieten. Unterm Strich wird diese Lösung vermutlich günstiger sein als der Betrieb einer herkömmlichen Waschmaschine pro Haushalt. Alternativ werden smarte Waschmaschinen von Herstellern oder anderen Dienstleistern angeboten. Bezahlt wird dann nur noch pro Wäschestück. Vergleichbar mit einer heutigen Wäscherei, durch die Automatisierung aber deutlich günstiger.
Wo kommt Blockchain ins Spiel?
Aber was hat das jetzt mit Blockchain zu tun? Nun, wenn wir uns dieses Ökosystem der smarten Waschmaschinen näher ansehen, gibt es eine Vielzahl von Transaktionen, die gemäß definierter Regeln, zwischen verschiedenen Parteien, nachvollziehbar und manipulationssicher durchgeführt werden müssen:
• Strombezug von verschiedenen Quellen, unter Einhaltung vordefinierter Regeln (bspw. Ökostrom oder herkömmlicher Strom)
• Die Beauftragung von Servicetechnikern und die Dokumentation der Wartung
• Schutz des geistigen Eigentums beim Druck von Ersatzteilen
• Die Dokumentation der Eigentumsverhältnisse (Wäschestücke, Anteile an der Maschine)
• Manipulationssichere Dokumentation der gemeinsamen Nutzung
• Beschaffung von Waschmittel
• Aufteilung von Kosten oder Gewinnen unter den Eigentümern
• Kontrolle über die selbst erzeugten Daten
• Bezahlung für zur Verfügung gestellte Daten
Aus heutiger Sicht gibt es zwei mögliche Antworten auf diese Fragen. Zum einen könnten große multinationale Konzerne, wie beispielsweise Amazon, diese Fragen für uns lösen. Die Zusammensetzung der schmutzigen Wäsche einzelner Personen oder repräsentativer Gruppen birgt sicher viele interessante Erkenntnisse. An diesen wertvollen Daten hätte sicherlich auch die Werbebranche großes Interesse. Im Gegenzug für diese Daten wären die Dienstleistungen vermutlich relativ günstig oder gar kostenlos. Auf die Gestaltung der Regeln oder die weitere Verwendung der selbst erzeugten Daten hat der Verbraucher aber dann aber nur noch sehr wenig Einfluss.
Alternativ könnten wir die Blockchain Technologie nutzen, um diese lokal dezentralen Ökosysteme zu betreiben. Einige der oben genannten Fragestellungen sind zumindest prototypisch schon gelöst worden. Beispielsweise der Stromhandel unter Nachbarn in einem sogenannten Microgrid. Blockchain Technologie eignet sich ausgezeichnet dafür Transaktionen transparent und manipulationssicher aufzuzeichnen und die Einhaltung gemeinsam definierter Regeln sicherzustellen. So könnten mehrere Parteien eine smarte Waschmaschine als dezentrale autonome Organisation (DAO) betreiben.
Also eine Organisation, deren Regeln unveränderbar in einem sogenannten Smart Contract festgeschrieben werden. Die Gestaltung der Regeln liegt dann in der Hand der Eigentümer. So könnte eine smarte Waschmaschine mit 100 % Ökostrom betrieben werden und bei der Vergabe von Wartungsaufträgen lokale Betriebe bevorzugen, während eine andere smarte Waschmaschine versucht jegliche Kosten zu optimieren. Als Verbraucher könnte ich mit einer überschaubaren Investition Teilhaber sein oder zumindest zwischen verschiedenen Anbietern wählen. Dadurch wird verhindert, dass wenige große Konzerne darüber bestimmen, wie wir mit unserer Wäsche umgehen.
Grundlegender Wandel vieler Geschäftsmodelle
Unabhängig davon, wie die Umsetzung der smarten Waschmaschine erfolgen wird, ist eine Entwicklung unausweichlich. Wir werden ineffizient genutzte Gebrauchsgüter wie Autos, Haushaltsgeräte oder Elektrowerkzeuge in naher Zukunft immer seltener ausschließlich für den eigenen Bedarf kaufen und stattdessen, ohne spürbaren Komfortverlust, gemeinsam mit anderen nutzen. Das ist eine große Herausforderung für Industrien, die bislang auf den reinen Verkauf von Produkten ausgerichtet sind. Unternehmen müssen alternative Geschäftsmodelle etablieren und enger mit anderen Unternehmen kooperieren. Blockchain Technologien werden auch zum Einsatz kommen, um mit gemeinsamen Daten zu arbeiten, über die ein Konsens zwischen den Unternehmen herrscht. Auf dieser Datenbasis und gemeinsam definierten Regelwerken lassen sich dann effiziente unternehmensübergreifende Prozesse gestalten. Beispielsweise um sicherzustellen, dass der Hersteller, als Urheber für ein 3D gedrucktes Ersatzteil, eine angemessene Vergütung erhält.