Uber gilt als äußerst experimentierfreudiges Unternehmen. So verwundert es auch nicht, dass in San Francisco ab sofort die ersten Fahrgäste mit selbstfahrenden Volvo XC90 abgeholt werden. Das Pilotprojekt zeigt, was technisch schon heute möglich ist – und wo die Grenzen liegen.
Eine Frau steht mitten in San Francisco und möchte zum Flughafen. Sie zückt ihr Smartphone, öffnet die Uber-App und ordert ein uberX, also ein SUV. Kurze Zeit später biegt ein grauer Volvo-Geländewagen um die Ecke. Ohne Fahrer. Das Fahrzeug hält, sie steigt ein, gibt über einen Touchscreen ihr Ziel ein und die Fahrt beginnt. Das Auto erledigt alles selbstständig – lediglich die Tür, die muss sie selbst aufmachen.
Volvo und Uber arbeiten eng zusammen
Das klingt zunächst wie aus einem Science-Fiction-Film, ist in San Francisco aber bereits Realität. Naja, fast. Bei dem Pilotprojekt von Uber sitzt weiterhin ein Fahrer hinter dem Lenkrad, um im Notfall einzugreifen und alles zu überwachen. Abgesehen davon fährt der Volvo XC90 jedoch bereits völlig autonom.
Möglich macht das die enge Zusammenarbeit zwischen Uber und Volvo. Dazu muss man wissen, dass der Volvo XC90 von Haus aus mit jeder Menge Sensoren ausgestattet ist. Das schwedische SUV kann selbstständig ein- und ausparken, die Spur halten, Gas geben und bremsen. „Pilot Assist“ nennt sich die Funktion, die auch Fahrern in Deutschland bereits unter die Arme greift. Auf der Autobahn muss man im XC90 (von Gesetzes wegen) nur noch die Hände am Lenkrad haben, den Rest erledigt das Auto. Eine intelligente Erkennung von Fußgängern und Radfahrern hat Volvo ebenfalls integriert.
Die im XC90 verbauten Sensoren sind für heutige Verhältnisse somit zwar schon recht umfangreich, reichen aber nicht aus, um vollständig autonomes Fahren zu ermöglichen. An diesem Punkt kommen die Entwickler von Uber ins Spiel: Sie haben den XC90 unter anderem mit einer 360-Grad-Kamera auf dem Dach sowie einem leistungsstarken Computer im Kofferraum ausgestattet. Dadurch kann sich das Auto in Echtzeit ein Bild von seiner Umgebung machen, die jeweilige Verkehrssituation analysieren und entsprechend reagieren. Tatsächlich sind die Sensoren gerade bei schlechten Licht- und Wetterverhältnissen sogar zuverlässiger als der Mensch.
Autonomes Fahren: Es ist noch ein weiter Weg
In der Theorie hört sich das alles fantastisch an – und in der Theorie könnte das auch heute schon alles so funktionieren. In der Praxis beschreibt Techcrunch-Redakteur Darrell Etherington seine Fahrt im autonomen XC90 allerdings eher als unspektakulär. Tatsächlich muss der Fahrer hinter dem Steuer regelmäßig eingreifen, insbesondere in unübersichtlichen Verkehrssituationen.
Das Problem sind die Entscheidungen, die das Fahrzeug – oder besser gesagt der Computer – treffen muss, wenn es zu unvorhersehbaren Ereignissen kommt. Hier gerät das System schnell an seine Grenzen. In diesem Zusammenhang müssen noch jede Menge rechtliche, technische und vor allem ethische Fragen beantwortet werden, bevor Autos auf unseren Straßen wirklich ohne Fahrer unterwegs sein werden.
Das Ziel von Uber ist übrigens klar definiert: Selbstfahrende Autos sollen den Verkehr sicherer machen – und wer einmal erlebt hat, wie der Notbremsassistent eines modernen Autos einen Auffahrunfall verhindert, der weiß, dass die Technik dem Menschen schon heute in einigen Bereichen überlegen ist.
Nach einem Tag untersagt Kalifornien den Betrieb der autonomen Fahrzeuge
Derweil dürfte der Redakteur von Techcrunch einer der ersten und vorerst auch letzten Fahrgäste im Volvo XC90 von Uber gewesen sein. Schon einen Tag nach Start des Pilotprojekts untersagte der Staat Kalifornien nämlich den Betrieb der autonomen Fahrzeuge. Offenbar hatte Uber keine Genehmigung für die selbstfahrenden Autos beantragt, da man der Meinung war, dass ein Mensch hinter dem Steuer, der im Notfall eingreift, ausreicht, um nicht nur die Verordnung für autonome Fahrzeuge zu fallen.
Falsch gedacht. Wann Uber den Betrieb wieder aufnehmen kann, steht noch nicht fest.