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Der Automobilsektor hat bei der Effizienz von Elektrofahrzeugen (EVs) in den vergangenen Jahren nur wenig Fortschritt gemacht. Ein gemeinsamer Standard von Intel verspricht dabei den Durchbruch für das Energiemanagement. Perspektivisch könnte so der Wandel in der Industrie beschleunigt werden, in der Nachhaltigkeit und IT eine immer wichtigere Rolle spielen.

Was die Branche von der PC-Industrie lernen kann

In Sachen Batteriemanagement erinnert die derzeitige Phase der E-Fahrzeuge an die Anfangszeit der Laptops in den 1990er Jahren. Da ihre Architektur an Desktop-PCs angelehnt war, die eine konstante Energiequelle benötigen, hatten die ersten tragbaren Geräte einen geradezu verschwenderisch großen Energieverbrauch. Die Lösung lag in der Einführung des offenen Standards namens Advanced Configuration and Power Interface (ACPI), welcher damals von Intel federführend mitentwickelt wurde. ACPI zielte auf eine zentrale Steuerung des Energiemanagements auf Betriebssystemebene ab und ermöglichte je nach Bedarf abgestufte Energiezustände wie den Stromsparmodus oder den Ruhezustand. So ließ sich der Stromverbrauch von CPUs um bis zu 60 Prozent senken.

Dieses Konzept lässt sich leicht auf Elektrofahrzeuge übertragen. Denn obwohl Energieeffizienz für EVs von entscheidender Bedeutung ist, basieren sie auf konventionellen Fahrzeugplattformen, die rund um Verbrennungsmotoren entwickelt wurden. Diese Plattformen – und alle verbauten elektronischen Steuergeräte – sind auf kontinuierlichen Spitzenstromverbrauch ausgelegt. Um Energie zu sparen, braucht es also auch hier ein zentrales Energiemanagementsystem, mit dem sich die Energiezustände steuern und optimieren lassen.

Ein Standard für das Energiemanagement bei EVs ist nicht nur nachhaltiger, sondern verringert auch die Zeit an Ladestation.
Ein Standard für das Energiemanagement bei EVs ist nicht nur nachhaltiger, sondern verringert auch die Zeit an Ladestation.

Gemeinsames Vorgehen statt Silolösungen

Aktuell gibt es in der Branche sehr viele unterschiedliche Ansätze, um das Energiemanagement zu verbessern. Kein Wunder, schließlich gestaltet jeder Hersteller seine Fahrzeuge individuell. Diese Vielfalt erschwert jedoch die Entwicklung einer effizienten Gesamtarchitektur. Jedes Fahrzeug besteht aus immer mehr elektronischen Komponenten verschiedener Anbieter. Diese zusammenzuführen, ist nicht nur komplex – es treibt auch den Energieverbrauch immer weiter in die Höhe.

Die Lösung liegt also – wie bei den Laptops – in einem offenen Standard, von dem alle profitieren. Intel hat deshalb die Initiative ergriffen und einen Ausschuss zur Entwicklung einer neuen internationalen SAE-Norm (J3311) gegründet. Der Standard soll sich eng an den Erfahrungen mit ACPI orientieren und rückt ein zentrales Energiemanagement in den Fokus. Ziel ist es sämtliche Steuergeräte innerhalb eines E-Autos so zu regulieren, dass sie nur bei Bedarf Strom benötigen und ansonsten aus bzw. in einem energiesparenden Modus laufen.

Weitere Informationen zum Komitee, was sich zur Erarbeitung des Standards zusammengeschlossen hat, findest du hier.

Vorteile eines einheitlichen Standards

Warum soll ein Steuergerät für die Sitzheizung mitten im Hochsommer wertvolle Batterieleistung verbrauchen? Genau solche Aspekte unnötigen Energieverbrauchs nimmt Intel gemeinsam mit dem Ausschuss in den Blick. Je mehr Energieeinsparungen möglich sind, desto länger ist die Akkulaufzeit von EVs. Dadurch steigt gleichzeitig die Reichweite des Fahrzeugs und der Verschleiß nimmt ab – und das ohne die Leistung des Fahrzeugs zu beeinträchtigen.

Ein gemeinsames Vorgehen bündelt zudem die Innovationskraft. Ohne Standardisierung können Lösungen schnell veralten. Was Fahrzeughersteller sowie Zulieferer heute entwickeln, funktioniert möglicherweise in 20 Jahren schon nicht mehr. Besonders in Anbetracht der Geschwindigkeit, mit der sich die Branche aktuell verändert.

Die Architektur von Elektrofahrzeugen wird sich in Zukunft drastisch ändern. Umso wichtiger, dass jetzt die nötigen Grundlagen gelegt werden.
Die Architektur von Elektrofahrzeugen wird sich in Zukunft drastisch ändern. Umso wichtiger, dass jetzt die nötigen Grundlagen gelegt werden.

Neue Denkweisen für eine Branche im Wandel

Bei Innovation kann – und dieser Aspekt wird oft noch viel zu wenig diskutiert – auch Vielfalt in den Unternehmen maßgeblich beitragen. Frauen könnten beispielsweise neue Denkweisen in eine Branche bringen, die bislang stark männlich geprägt ist. Studien zeigen: Nachhaltigkeit und Elektromobilität sind Themen, die Frauen oft stärker am Herzen liegen als Männern. Frauen sind also prädestiniert dafür, den Wandel mitzuprägen.

Intel hofft, dass in diesem Zusammenhang der Frauenanteil in der IT und in der Automobilindustrie deutlich zunehmen wird. Denn neue und kreative Ansätze sind essenziell für die Mobilitätswende. Zumal es für wirkliche Veränderung entscheidenden ist, dass Elektromobilität in der gesamten Gesellschaft Akzeptanz erfährt.

Zukunft der Elektromobilität

Feststeht, dass es Veränderungen braucht, da zum jetzigen Zeitpunkt Elektrofahrzeuge noch zu viele Fragezeichen hinsichtlich der Effizienz haben. Ein standardisiertes Batteriemanagement bietet hier einen vielversprechenden Ansatz, ohne die Kosten zu erhöhen. Intel zeigt ja schon damals in der PC-Industrie, wie viel Potenzial in einem zentralisierten Energiemanagementsystem steckt. Die geplante SAE-Norm J3311 setzt an einem ähnlichen Punkt an und könnte ein entscheidender Schritt für die E-Autos der nächsten Generation sein.

Mehr Informationen dazu findest du auf der Webseite von Intel Automotive.