V-INDUSTRY verknüpft die Industrie mit der Sharing Economy. Während der Corona-Pandemie konnten auf diese Weise kurzfristig 10.000 Gesichtsschilder produziert und ausgeliefert werden. Wir haben mit Geschäftsführer Thorsten Eller über das Projekt gesprochen.
Lieber Thorsten, ihr habt mit V-INDUSTRY binnen kürzester Zeit die Produktion von 10.000 Covid-19-Gesichtsschutzschildern realisiert. Erzähl uns doch mal, wie es dazu kam.
Schon als sich abzeichnete, dass auch Deutschland von der Corona-Krise nicht verschont bleiben wird, haben wir uns erkundigt, wo Hilfe benötigt wird. Wir haben proaktiv beim Land nachgefragt, wie und wo wir die entsprechenden Stellen unterstützen können. Parallel dazu haben wir mit unseren Partnerunternehmen gesprochen – und erfahren, dass der Ingenieur André Flemming in seiner Freizeit einen Gesichtsschutzschild zusammen mit der LWK Innofil GmbH aus Schwetzingen entwickelt hatte. Genau die Form von Schutzausrüstung also, die dringend benötigt wurde.
Der Schutzschild war eigentlich darauf ausgelegt, im 3D-Drucker hergestellt zu werden. Allerdings wurden 10.000 Stück benötigt, was uns alle vor eine große Herausforderung gestellt hat. So wurde das Schutzschild daraufhin weiterentwickelt, so dass er normgerecht nach EN 166 3 innerhalb kürzester Zeit in Spritzgießmaschinen gefertigt werden konnte. Dazu musste aber zuerst eine Form gebaut werden, ein Vorgang, der für gewöhnlich mehrere Wochen dauert. Doch dank des tatkräftigen Engagements der V-INDUSTRY Produktionspartner gelang es, innerhalb von nur sieben Tagen nicht nur die Form zu bauen, sondern auch 10.000 Teile zu spritzen.
Assembliert wurden die Teile anschließen bei der Firma LWK Innofil GmbH in Schwetzingen und im Unternehmen Siegmund Druckservice in Weil der Stadt. Damit bis zum 8. Mai alles fertig wird, haben wir am Ende sogar selbst beim zusammenbauen der Einzelteile geholfen, bevor die Schutzschilde zum Selbstkostenpreis ans Land gingen.
Die ganze Story habe ich auch bei uns im Blog aufgeschrieben.
Wenn ihr nicht gerade bei der Bekämpfung einer Pandemie helft, was macht V-INDUSTRY dann?
Unser Kerngeschäft ist die Kollaboration in der Produktion. V-Industry ist eine Online-Plattform, auf der sich Unternehmen anmelden können, wenn sie ihre Maschinen vermarkten wollen. Vereinfacht gesagt: Ein Fertigungsbetrieb hat eine Maschine, die nicht immer voll ausgelastet ist. Dann kann er sich bei uns anmelden und die Maschine mit anderen „teilen“. Durch unseren Matching Algorithmus erhalten Firmen passgenau Aufträge unter Berücksichtigung Ihres Maschinenparks und ihrer Auslastung.
Auf der anderen Seite sind diejenigen, die eine Produktidee haben und nach passenden Maschinen und Produktionspartnern suchen. Sie können ihr Konzept und ihre Anforderungen auf V-INDUSTRY einstellen – und erhalten dann entsprechende Angebote mit transparenten Preisen direkt von den Unternehmen. Als V-Industry bleiben wir aber vertraglich die ganze Zeit an der Seite des Bestellers.
Was sich in den vergangenen Monaten deutlich herauskristallisiert hat: V-Industry eignet sich durch die Automatisierung insbesondere als Plattform für den Prototypenbau. Denn gerade hier ist viel Absprache und Feedback notwendig – und dennoch soll es schnell gehen. Wir bringen Geschwindigkeit in den Markt.
„Sharing Economy goes Industry“ steht auf eurer Website. Wie habt ihr das in den vergangenen Jahren erlebt: Funktioniert das Prinzip Teilen statt Haben in der Industrie?
Vor allem während der Corona-Krise, die globale Lieferketten erodiert hat, beobachten wir eine deutliche Zunahme der Kollaboration. Denn wenn es schnell gehen muss, dann brauche ich regionale Partner, auf die ich mich verlassen kann. Viele Unternehmen verfügen über ein bestimmtes Know-how – und sind sich dessen überhaupt nicht bewusst. Wir machen dieses Know-how nutzbar. Denn wenn man nur vier Versionen eines Prototyps braucht, ist es meist einfacher und effizienter mit einem Partner aus der Region zu arbeiten, als den Auftrag an irgendein Unternehmen in China zu vergeben.
Viele Firmen sind dem Konzept von V-INDUSTRY gegenüber sehr aufgeschlossen. Allerdings sind wir noch ein sehr junges Unternehmen, weshalb es immer etwas schwierig ist, wenn Firmen vorab wissen wollen, ob wir regelmäßige Anfragen garantieren können. Viele können sich auch nicht vorstellen, dass wir wirklich so schnell sind. Im Prinzip müssen wir uns immer wieder beweisen – bislang mit Erfolg.
Was sind eure Pläne für die Zukunft?
Zur Zeit bereiten wir eine neue Finanzierungsrunde für das nächste Jahr vor. Zudem wächst unser Team. Gerade erst haben wir einen Programmierer eingestellt, nächsten Monaten folgt ein neuer Mitarbeiter im Marketing, dann sind wir zu sechst.
Parallel dazu arbeiten wir konsequent daran, auch große Konzerne davon zu überzeugen, dass es sich für sie lohnt, auf unser Netzwerk aus kleineren Betrieben zurückzugreifen. Wir sind davon überzeugt, dass unsere Produktionspartner nicht nur schnell sind, sondern auch erstklassige Qualität liefern. Davon profitiert im Endeffekt jeder, vor allem aber der Produktionsstandort Deutschland.