Die Share Economy gewinnt mehr und mehr an Bedeutung. Teilen statt Besitzen – so lautet das Motto. Von diesem Trend können nicht nur Start-ups profitieren, sondern auch etablierte Unternehmen. Wie das geht, zeigt der schwedische Gartengeräte-Hersteller Husqvarna mit seiner neuen Battery Box.
Erst gestern habe ich mit einem Freund über die Lage des stationären Einzelhandels diskutiert. Egal, ob in Städten oder Dörfern – überall müssen Ladenbesitzer ihre Geschäfte aufgeben, die sie zum Teil Jahrzehnte lang erfolgreich geführt haben. Wer ist schuld daran? „Das Internet und die jungen Leute, die alles nur noch online kaufen!“ – klar, wer auch sonst.
Und tatsächlich boomt der Online-Handel. Keine Frage. Es gibt aber auch im stationären Einzelhandel genug Beispiele dafür, wie sich lokale Händler die Vorteile des Internets zunutze machen können – ja sogar davon profitieren. Entscheidend ist, dass die Unternehmen nicht den Kopf in den Sand stecken und hoffen, dass eine Entwicklung, die nach und nach alle Lebensbereiche erfasst, irgendwann doch wieder vorbeigeht. Wer so denkt, hat schon verloren.
Unternehmen sollten früh auf Share Economy setzen
Kommen wir vom Internet zur Share Economy.
„Der Begriff der Sharing Economy meint das systematische Ausleihen von Gegenständen und gegenseitige Bereitstellen von Räumen und Flächen, insbesondere durch Privatpersonen und Interessengruppen. Im Mittelpunkt steht die Collaborative Consumption, der Gemeinschaftskonsum.“
So beschreibt das Wirtschaftslexikon Gabler die Entwicklung weg vom Besitzen hin zum Teilen. Interessant finde ich dabei die Formulierung „insbesondere durch Privatpersonen und Interessengruppen“, denn in der Tat hat auch der shareBW-Kongress im vergangenen Jahr gezeigt, dass sich in erster Linie private Vereine und Start-ups mit dem Thema Share Economy beschäftigen.
Das heißt aber nicht, dass sich – analog zu den eingangs beispielhaft erwähnten Ladengeschäften – etablierte Unternehmen diese Chance entgehen lassen müssen. Im Gegenteil. Selbst Hersteller, die traditionell vom reinen Warenverkauf leben, können Teil der Share Economy werden und diese in ihre Unternehmenskultur integrieren.
Gartengeräte teilen mit der Husqvarna Battery Box
Wie das geht, zeigt dieser Tage das schwedische Unternehmen Husqvarna, das hierzulande insbesondere für Gartengeräte wie Heckenscheren, Motorsägen und Rasenmäher bekannt ist. Im Rahmen eines Pilotprojekts hat Husqvarna in Stockholm eine sogenannte Battery Box aufgebaut. Dabei handelt es sich um einen 8 x 3 Meter großen Container mit 30 elektronischen Schließfächern. In diesen sind verschiedenste Gartengeräte untergebracht.
Braucht man nun einmal im Jahr eine Motorsäge, kann man sich diese per iPhone-App reservieren und aus der Battery Box entnehmen. Zusätzlich erhält man noch eine kurze Anweisung. Die Bezahlung der Tagespauschale von 35 Euro erfolgt direkt über die App.
“People are already sharing homes and cars. To share products that are only used occasionally, like a hedge-trimmer, makes a lot of sense for some users. Husqvarna Battery Box is proof of our commitment to explore new solutions that merge innovation and sustainability, benefitting the homeowner, the community and our distribution network,” says Pavel Hajman, President of the Husqvarna division.
Der Ansatz, den Husqvarna hier verfolgt, ist vielversprechend: Einerseits testet das Unternehmen das Potential von Sharing-Lösungen, andererseits tragen die ausschließlich Akku-betriebenen Gartengeräte ihren Teil zum Umweltschutz bei.
Das Pilotprojekt startet am 1. Mai und läuft bis zum 31. Oktober 2017. Falls die Battery Box in Stockholm von den Kunden gut angenommen wird, könnte aus dem Share Economy-Pilotprojekt bald schon ein dauerhafter Service an unterschiedlichen Standorten werden.
Das Potential ist jedenfalls da, denn viele Menschen, die eine Heckenschere und Motorsäge daheim in der Garage stehen haben, nutzen diese nicht mehr als drei bis vier Mal im Jahr.