Es ist ein wichtiges Argument der Sharing Economy: Vom System des gegenseitigen Ausleihens profitiert nicht nur der Geldbeutel sondern auch die Umwelt. Wie aber sieht die Realität aus?
Nur knapp 16 Prozent der Deutschen wissen etwas mit Sharing Economy beziehungsweise dem deutschen Begriff KoKonsum anzufangen. Das heißt aber nicht, dass das Konzept unbekannt ist: Fragt man gezielt nach Mitfahrgelegenheiten und Carsharing als Formen der Sharing Economy steigt die Zahl auf deutlich über 50 Prozent. Etwas weniger die Hälfte der Befragten können sich sogar vorstellen, das eigene Auto mit anderen zu teilen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Geteilte Versicherungs- und Reparaturkosten, eine Parkfläche statt zwei und obendrein werden Ressourcen geschont, da nur noch ein Auto produziert wird und im Betrieb ist. Laut einer Studie des Institute for Sustainable Development and International Relations, einem französischen Non-Profit-Unternehmen, könnte die Sharing Economy – wenn man diese auch auf andere Bereiche im Haushalt erweitert – bis zu sieben Prozent des Haushaltseinkommens und 20 Prozent des Müllverbrauchs einsparen.
Dieser nachhaltige Effekt lässt sich auch auf Übernachtungsmöglichkeiten übertragen. Laut einer von Airbnb in Auftrag gegebenen Studie, die private Übernachtungsmöglichkeiten mit besonders effizienten Hotels vergleicht, verbrauchen Airbnb-Gäste nur 78 Prozent des Stroms eines Hotelgastes, 89 Prozent der Treibhausgase und weniger als die Hälfte des Wassers. Anders ausgedrückt: Airbnb rühmt sich umgerechnet den Strom für 68.000 Haushalte, Treibhausgase in der Größenordnung von 200.000 Autos sowie 1.100 Schwimmbecken an Wasser eingespart zu haben. Die Kritik, Menschen zu mehr Reisen zu ermutigen und so den positiven Effekt der gesparten Ressourcen – den sogenannten Rebound-Effekt – aufzuheben entgegnet Airbnb im Fazit der Studie:
„Die Vorteile für die Umwelt überwiegen deutlich die durch zusätzliche Reisen entstandenen Nachteile.“
Mehr Umweltschutz durch Sharing Economy?
Dass Airbnb auf das Plus an Umweltschutz aufmerksam macht, kommt nicht von ungefähr. Geteilte Ressourcen bedeuten auf den ersten Blick zwar weniger Ressourcen, gleichzeitig steigert das Teilen aber auch den Konsum. Beispiel Auto: Während sich der Kauf für einen einzelnen Anwender nicht lohnt, könnte privates Carsharing in der Nachbarschaft den Autokauf auf einmal attraktiv machen. Statt sich wie bisher zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichem Nahverkehr zu bewegen, kommt nun das zur Verfügung stehende Auto zum Einsatz. Je nach Anwendungsszenario ist die Nachhaltigkeit durch Sharing Economy dahin.
Andererseits haben Sharing-Economy-Modelle auch das Potenzial, Hersteller teilbarer Güter wie Autos oder Werkzeug zu mehr Nachhaltigkeit zu animieren. Werden Güter mit der Intention gekauft, diese mit anderen zu teilen, spielt die Qualität und Langlebigkeit eine wichtige Rolle, der Preis, den Verbraucher zu zahlen bereit sind, steigt. Nur Hersteller die diesem Anspruch gerecht werden sind in der Lage in der Sharing Economy zu bestehen. Der Vorteil für die Umwelt liegt auf der Hand: Weniger Produkte, die dafür länger funktionieren, bedeuten weniger Müll und Ressourcen-Verbrauch.
Forderungen an Politik, Verbraucher und Unternehmen
Damit KoKonsum-Modelle einen Beitrag zu mehr Umweltschutz leisten, müssen alle Akteure einen Beitrag leisten. Von Seiten des Gesetzgebers werden geteilte Ressourcen bisher kaum beachtet. Gezielte Kampagnen, finanzielle Unterstützung für Initiativen im Bereich der Sharing Economy sowie Gesetzesänderungen, die ressourcenschonende Modelle fördern, können einen wichtigen Beitrag liefern. Konsumenten müssen sich bewusst machen, dass es Alternativen zum Kauf gibt und Produkte, die nur rumstehen, für andere Verbraucher einen Wert haben.