Lesedauer ca. 3 Minuten

Wer in diesem Jahr die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt besucht, kann dort das Elektroauto Microlino aus der Schweiz bewundern. Der Microlino orientiert sich an der Isetta – und gibt einen Ausblick auf die Zukunft der urbanen Mobilität.

Auf der Suche nach neuen Mobilitätslösungen werfen wir diesmal einen Blick in die Schweiz. Dort wurden bereits Anfang 2015 die ersten Designideen für ein Elektroauto auf Basis der Isetta entworfen. Kurze Zeit später folgte der erste Prototyp eines Autos, das 2016 erstmals auf dem Genfer Autosalon der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Der Microlino war ursprünglich nur als PR-Stunt des Schweizer Unternehmens Micro Mobility Systems gedacht – erhielt aber bereits 2016 mehr als 2600 Reservierungen.

Der Microlino trifft den Nerv der Zeit: Er ist ein kompakter, bezahlbarer, elektrischer Stadtflitzer – und für viele beispielhaft für die Zukunft der urbanen Mobilität. Zeit sich die rund 12.000 Euro teure E-Isetta genauer anzuschauen.

Der Microlino ist minimalistisch, elektrisch und kompakt

In der Überschrift zu diesem Artikel ist die Rede von einem „Elektroauto für die Stadt“. Genau genommen müsste es heißen „Kabinenroller für die Stadt“, denn der Microlino zählt mit seinen 450 Kilogramm als Auto, sondern als Quad. Es besteht somit die Möglichkeit, dass ein Rollerführerschein ausreichen wird, um den kleinen Flitzer zu fahren.

Der Microlino ist lediglich 2,40 Meter lang. Er kann quer parken und nimmt nur ein Drittel eines herkömmlichen Parkplatzes ein. Oder anders ausgedrückt: Dort, wo sonst ein normales Auto steht, finden drei Microlino Platz. Trotzdem können zwei Personen in dem Fahrzeug befördert werden. Im Inneren gibt er sich minimalistisch: Als Cockpit dient ein rundes Touchscreen-Display, welches Geschwindigkeit, verbleibende Reichweite und Ladestatus anzeigt. Komfort – wie eine Sitzheizung, Assistenzssysteme oder Entertainment – sucht man vergebens.

Da der Microlino aber in erster Linie für den Stadtverkehr gedacht ist, sollte das verschmerzbar sein. Wer auf möglichst viel Komfort und Spielereien Wert legt, wird sich wohl ohnehin nicht für das Micro-Auto begeistern können.

Microlino - Elektroauto

Bis zu 120 Kilometer Reichweite bei maximal 90 km/h

Wenn es um das Thema Elektromobilität geht, bereitet den deutschen Autofahrern in erster Line die geringe Reichweite Bauchschmerzen. Bei „normalen“ Elektroautos, wie dem BMW i3 oder Nissan Leaf, die auch für längere Fahrten taugen, kann ich das durchaus nachvollziehen. Niemand möchte bei einem 500-Kilometer-Trip zwei Mal eine Stunde an der Ladesäule verbringen und Däumchen drehen.

Beim Microlino sieht die Sache anders aus. Der 15kW Motor, der eine Maximalgeschwindigkeit von 90 km/h erreicht und eine Reichweite von 120 Kilometern hat, reicht für einen Stadtflitzer vollkommen aus. Denn hier geht es darum, dass das Auto möglichst leicht und kompakt ist. 90 km/h oder mehr kann man innerorts ohnehin nicht fahren und selbst wenn die Reichweite im Winter auf 80 Kilometer zusammenschrumpft, erreicht man sein Ziel noch problemlos.

Und wenn man doch mal die Stadt verlassen muss? Dann kann man das sicherlich auch mit dem Microlino bewerkstelligen, wobei ich persönlich davon Abstand nehmen würde. Das Elekroauto gehört in die Kategorie L7e und muss somit keinen Crash-Test bestehen. In Crash-Simulationen besteht der Elektroflitzer zwar dennoch den Crash-Test mit 50 km/h, aber auf der Landstraße oder gar Autobahn wirken eben ganz andere Kräfte als im Stadtverkehr.

Leider keine Elektroprämie für den Microlino in Deutschland

Der Microlino soll Mitte 2018 auf den deutschen Markt kommen – aktuell ist von rund 3500 Vorbestellungen die Rede. Der finale Preis soll sich irgendwo um die 12.000 Euro bewegen. Mehr erfahren wir wahrscheinlich auf der IAA.

Leider ist der kompakte Flitzer als Leichtbaufahrzeuge von der Elektroprämie der Bundesregierung ausgeschlossen. Käufer erhalten somit keine staatliche Förderung.