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Smart Cities nutzen Technologien, um den Alltag zu erleichtern, für mehr Nachhaltigkeit und weniger Bürokratie. Länder wie Dänemark oder die Türkei machen es uns vor. Sie sind Vorreiter im E-Government. In Deutschland sind wir noch nicht soweit. Doch die technischen Möglichkeiten sind da: Deutschland könnte innerhalb eines Jahres digitalisiert sein. Wie können wir das schaffen?

Digitale Verwaltung als zentrales Element einer smarten Stadt

Moderne Technologien sind das Fundament einer Smart City. Sie verbessern Verkehrssysteme und die Energieversorgung. Sie schaffen eine ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltige Region und Kommune. Und sie digitalisieren die städtische Verwaltung. Amtswege online zu erledigen, ist ein zentrales Element einer smarten Stadt. Keine Warteschlangen, kein Papierkram. Wer das Auto ummelden, die Adresse ändern oder einen Parkausweis beantragen möchte, greift einfach zum Laptop, Tablet oder Smartphone. Egal ob auf der Couch zuhause oder von unterwegs. Flexibilität und Behördendienste per Klick ist auch das, was sich 92 Prozent der Bürger:innen wünschen. Das belegt eine aktuelle PwC-Studie. Neben den Digitalisierungszielen der Bundesregierung fordert zudem die EU: Bis 2030 müssen 100 Prozent aller wesentlichen öffentlichen Dienste online angeboten werden und Bürger:innen müssen die Möglichkeit einer digitalen ID haben. In Deutschland sind wir davon allerdings noch meilenweit entfernt.

Einfache Nutzung für breite Akzeptanz

Erste Schritte gehen wir bereits mit der eID. Doch die Installation und der Gebrauch sind so kompliziert, dass sie kaum jemand nutzt. Zudem gibt es zu wenig Angebote dafür – das langwierige Set-up lohnt sich also nicht einmal. Solange es länger dauert, online eine Autonummer zu beantragen als zur Zulassungsstelle zu gehen, findet die Digitalisierung bei der breiten Masse keinen Anklang. Sie wird ausgebremst. Leichte Nutzung ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Digitalisierung unserer Städte. Digitale Behördengänge müssen so einfach sein wie Online-Shopping.

Hohe Sicherheit schafft Vertrauen

Eine weitere Bremse der Digitalisierungsvorhaben hierzulande sind die hohen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen in Deutschland. Sie sind der Grund, warum die Behörden in Kisten voller staubiger Akten versinken. Unabhängig davon sind Sicherheit und Datenschutz zu jeder Zeit zu gewährleisten: Bürger:innen müssen sich sicher fühlen, wenn sie online sensible Dokumente teilen und persönliche Daten erfassen. Dafür sind moderne Technologien notwendig. Sie müssen alle gesetzlichen Regularien einhalten und gegen Cyberangriffe schützen, DSGVO- sowie OZG 2.0-konform sein. AES-Verschlüsselungstechnologien und mehrfache Schutzschichten gewährleisten dabei, dass persönliche Daten und die digitale Identität immer sicher sind.

Verifizierte digitale Identität

Die digitale Identität wird derzeit viel diskutiert. Laut einer aktuellen EU-Verordnung vom 20. Mai 2024 kommt die digitale europäische Identität ab 2026 für alle. Damit weisen sich Bürger:innen online aus, wenn sie Services buchen, Produkte kaufen, bezahlen, kommunizieren oder digitale Verträge abschließen.

Eine digitale Identität ist die Basis für smarte Städte. Wenn Deutschland digital werden will – und das müssen wir – dann kann das nur damit gehen. Deshalb brauchen alle Bürger:innen eine eigene, verifizierte digitale Identität. Dies eröffnet den Zugang zu sämtlichen digitalen Services einer Stadt, einer Region, des Landes und der EU. Zugleich macht sie Fakeprofilen, Hetze und Missbrauch im Netz den Garaus. Denn jede Bürgerin und jeder Bürger muss sich mit dem echten Namen ausweisen. Auch hier sorgen Technologien für hohe Sicherheit. Dabei übernimmt die Blockchain eine tragende Rolle: Daten sind dezentral auf geschützten Servern gespeichert. Nutzer:innen haben selbst die Kontrolle darüber, welche Daten sie zur Identifizierung weitergeben. Das steigert die Bereitschaft, Daten zu teilen und digitale Dienste zu nutzen.

Wie lässt sich die Digitalisierung beschleunigen?

Damit eine smarte Stadt funktioniert, ist ein reichhaltiges Angebot an sicheren und nutzerfreundlichen digitalen Möglichkeiten notwendig. Das hat die mangelnde Akzeptanz der eID bereits gezeigt. Die Lösung ist eine zentrale mobile Plattform für alles. Einmal authentifiziert, können Bürger:innen darüber Wasser- und Stromrechnungen, Ausweisverlängerungen oder den Führerscheinantrag genauso einfach verwalten wie Restaurants oder Arzttermine buchen, Theatertickets kaufen, Bankgeschäfte erledigen oder Carsharing-Dienste nutzen. Das fördert die Akzeptanz digitaler Services und sorgt für eine schnellere Digitalisierung.

Smart City App: Worms legt vor

Wie das in der Praxis aussehen kann, zeigt Worms. Die Stadt implementiert im Rahmen ihrer Digitalisierungsstrategie gerade eine Smart City App. Damit baut Worms ein eigenes digitales Ökosystem auf. Jede Verwaltung, jede Einrichtung, jedes Unternehmen kann seine Services über die SuperApp anbieten. Startups können Lösungen dafür entwickeln und einem breiteren Publikum zugänglich machen. Das kurbelt die gesamte Wirtschaft in der Region an.

Digitalisierung deutscher Städte braucht mehr Mut

Worms kann Vorbild für ganz Deutschland sein. Die Stadt macht es vor, wie Digitalisierung funktionieren kann. Vielen anderen Städten fehlt es noch an Umsetzungskraft und Innovationsgeist. Schwerfällige Entscheidungswege und die zögerliche Politik bremsen die Innovationen zusätzlich. Wer aber den Mut hat, neue Wege zu gehen, dem gelingt der digitale Wandel. Wenn alle zusammenhalten und mit den passenden Partnern, Technologien und Innovationen, könnte Deutschland in einem Jahr digitalisiert sein.

Titelbildistockphoto.com/metamorworks
Ismet Koyun
Ismet Koyun ist Pionier für digitale Identität und Sicherheit. Mit 18 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen, hat er kurz darauf KOBIL gegründet und zum Weltmarktführer für digitale Identitäts- und Sicherheitslösungen entwickelt. Ismet Koyun hält mehrere Patente. Heute liegt sein Fokus auf der Digitalisierung von Städten. Bildnachweis: KOBIL Gruppe