Ein Stromausfall ist üblicherweise nichts, das einem den Schweiß auf die Stirn treibt. Stichwort: Unterbrechungsfreie Stromversorgung. Je länger man darüber nachdenkt, desto klarer werden einem allerdings mögliche Auswirkungen: Was, wenn die Verbindung durch einen Hacker gekappt wurde, um einen wirtschaftlichen Schaden anzurichten – oder einfach nur, um eine Stadt aus reiner Freude komplett lahmzulegen? Wer jetzt nach der USV ruft, wird damit im Katastrophenfall nicht weit kommen.
Macht man sich bewusst, dass Krankhäuser und die dort betriebenen Maschinen überlebenswichtig sind, gewinnt das Ausmaß eines Stromausfalles nochmal an Tragweite. Was nach einem Horror-Szenario des letzten Thrillers klingen mag, ist auch in der Realität durchaus bereits geschehen. 2012 hing die Uniklinik München für die Dauer einer Stunde am Notstrom, 2013 ist in Schwerin ein Patient wegen eines Stromausfalles verstorben.
Unterbrechungsfreie Stromversorgung: Klassische Lösungen greifen oft nicht
Eine USV (unterbrechungsfreie Stromversorgung) soll dann dazu dienen, die Versorgung kritischer elektrischer Lasten auch bei einem Stromausfall zu gewährleisten. Allerdings hat sie nur eine gewisse Laufzeit, wenn auch sie nicht mehr mit Strom versorgt wird – und Diesel-Notstromaggregate sind selbst gut gewartet immer ein Unsicherheitsfaktor (Treibstoffversorgung, Dieselpest und vieles mehr). Das heißt: Je länger die Versorgung unterbrochen ist, desto schwieriger wird es, Hab und (gedankliches) Gut zu schützen.
Kritische Infrastrukturen und Unternehmen betroffen
Sogenannte kritische Infrastrukturen gibt es auch in der Industrie. Hier ist es nicht das Leben vieler Menschen, aber das Überleben einer Firma, das in Gefahr sein kann. Es ist eine aberwitzige Vorstellung, doch selbst das Volkswagen-Werk in Wolfsburg mit eigener Stromerzeugung war bereits Opfer, musste seine Mitarbeiter in den Feierabend schicken und die Produktion des Golfs pausieren. Welche finanziellen Schäden entstanden sind, kann man nur grob erahnen.
Herausfordernd wird es außerdem dann, wenn auch Daten in Gefahr sind: Werden Server und Systeme zum Beispiel ungeordnet und ohne jegliche Abhängigkeiten heruntergefahren, kann das nicht nur zur Zerstörung der Hardware, sondern auch zu kostspieligen und imageschädigenden Datenverlusten führen.
Selbst Google Belgien war vor wenigen Tagen massiv betroffen und konnte genau dieses Blackout-Szenario nicht „managen“. Wie Rechenzentrumsbetreiber und deren Kunden oder Energieanbieter wohl erst reagieren, wenn sie zur direkten Angriffsfläche werden?
IT-Leiter auf verlorenem Posten
Fällt der Strom aus, egal ob durch Hacker, überlastete Stromnetze oder Naturkatastrophen, und fahren damit alle Server, Systeme, Applikationen völlig planlos herunter, ist das Chaos also unausweichlich. Ein geregeltes, geordnetes Herunterfahren der IT, gesteuert nach bestimmten Prioritäten, die Wichtiges von Unwichtigem trennt, ist entscheidend.
Und auch, wenn die Versorgung endlich wieder aktiv ist, muss das System wieder geordnet hochfahren – und davon abgehalten werden, sich selbst zu aktivieren. Gibt es nämlich mehrere Stromausfälle kurz hintereinander, kann ein zwischenzeitliches Hochfahren ohne Struktur und der direkte Wieder-Absturz noch im Boot-Modus nur eines bedeuten: Komplettverlust.
Üblicherweise kommt jetzt der IT-Leiter ins Spiel, der bestenfalls auf einen Notfallplan zurückgreifen kann, in dem alle Server, Systeme, Abhängig- und Verantwortlichkeiten aufgeschlüsselt sind. In Wahrheit aber sind diese Pläne oft ungepflegt und je mehr Systeme betroffen sind, desto komplizierter und unmöglicher wird es, hier durch manuelle, sogenannte Shutdowns Problemlösung zu betreiben.
Power-Management greift ein
Will man besser auf einen solchen Fall vorbereitet sein, braucht es ein Datenschutz-Konzept für eine sogenannte Desaster Recovery, also auch für die Wiederherstellung nach einer Katastrophe. Das bedeutet automatisierte Pflege, auch wenn es nur zu kleinsten Änderungen am System kommt. Darüber hinaus sind Firewalls und Co. unverzichtbar, die Systeme müssen einem gespielten Katastrophenfall in Übungen standhalten und weit mehr.
Hinsichtlich des „Stromgaus“ ist vor allem das USV-Shutdown-/-Startup- sowie Power-Management die Lösung. Es sorgt an zentraler Stelle dafür, dass alle Server, Systeme und Applikationen nach bestimmten Prioritäten herunter- und auch wieder hochgefahren werden können, sollte ein Notfall es erfordern. Dafür existieren unterschiedliche Lösungen wie Power-Management-Appliances und –Software-Lösungen am Markt, die per Befehl genau diese Aufgaben übernehmen – der IT-Admin bleibt also nach wie vor Dreh- und Angelpunkt.
Physikalische Kontakte, Sensoren, USV-Geräte und virtuelle Anwendungen werden durch die Lösung ebenfalls geschützt, weil die Systeme mit einem logikbasierten Failover heruntergefahren werden. Das bedeutet, dass die IT-Infrastruktur auf einem anderen Netzwerkdienst weiterhin verfügbar ist, selbst wenn ein anderer ausgefallen ist. Ein geregeltes, integratives Shutdown-Konzept bietet darüber hinaus zusätzliche Features, die ein Shutdown-Procedere von der Zentrale aus in den jeweiligen Außenstellen und deren lokalen Servern steuern lassen.
Für wen geeignet?
Sicher: Wenn man mit fünf Mann auf einen Server zugreift, sollte die unterbrechungsfreie Stromversorgung für den Fall eines Stromausfalls erstmal genügen. Sobald es sich aber um ganze Server-Landschaften in mittelständischen und großen Unternehmen mit ebenfalls großem Datenvolumen oder um kritische Infrastrukturen handelt, sind die handelsüblichen Mittelchen nicht mehr genug.
Wer also beispielsweise Cloud-Services anbietet, sollte seine Server vor einem längerfristigen Absturz und Stillstand schützen; nicht nur wegen des Imageverlusts, wenn Kunden nicht mehr auf ihre Applikationen zugreifen können. Sondern auch wegen des Datenschutzes, dem man verpflichtet ist. Und nicht zuletzt wegen drohenden Umsatzeinbußen. Da auch Test-Szenarien abgebildet werden können, ist ein rascher Return-On-Invest gegeben – auch wenn man glaubt, dass es einen selbst ja nie „erwischen“ könnte.