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Cyberkriminalität ist vielschichtiger als Phishing-Mails – und alle sind davon betroffen. Privatpersonen, Unternehmen, öffentliche Einrichtungen: unsere gesamte digitale Infrastruktur. Es gilt, sich gegen Hackerattacken, Desinformation und Manipulation zu wappnen – für ein digital sicheres Deutschland und Europa.

Wer seine Daten nicht schützt, schützt sein Land nicht

Jede Branche ist ein mögliches Ziel von Cyberattacken – von Banken über E-Autos bis hin zu Energieversorgern. Dabei wird die Bedrohung zunehmend komplex und schwer vorauszusagen. Jeden Tag werden Tausende neuer Malware-Varianten entdeckt – und dafür entwickelt, möglichst viel Schaden anzurichten. Bei Angriffen geht es heute um mehr als Geld zu erpressen. Cyberattacken sind verstärkt politisch motiviert und von Regierungen gelenkt, um den wirtschaftlichen Einfluss zu stärken. Und die Cybergefahren sind sehr real. Cyberattacken werden genutzt, um Desinformation zu verbreiten, Daten abzugreifen oder demokratische Institutionen zu behindern – wie kürzlich beim Angriff auf die Server des Bundesinnenministeriums geschehen. Hacker und Bots versuchen, sich in den politischen Diskurs einzumischen, Wahlen zu manipulieren und so demokratische Werte zu untergraben. Das bedroht die freiheitliche Grundordnung – wer seine Daten nicht schützt, schützt auch sein Land nicht. Deshalb brauchen Deutschland und Europa eine ganzheitliche digitale Sicherheitsstrategie, die allen Schutz bietet.

KI verstärkt die Gefahr

Künstliche Intelligenz (KI) bringt unzählige Vorteile, kann aber zweifelsohne auch von Kriminellen missbraucht werden – der Einsatz von KI bei Cyberangriffen steigt exponentiell an. Das bestätigt Gartner: Bis zum Jahr 2027 wird bei 17% aller Angriffe generative KI im Spiel sein. Das ist ein großes Problem: Viren die von KI programmiert werden, Deepfakes in Telefonaten und so weiter. Woher sollen Mitarbeitende wissen, ob sie wirklich mit dem Geschäftspartner telefonieren oder gerade mit einem Algorithmus sprechen? Gleichzeitig kann KI Angriffe in Echtzeit erkennen, voraussagen und Sicherheitsmaßnahmen automatisiert anpassen. Die zentrale Frage ist: Wie wird KI genutzt und wie kann sie effektiv Cyberkriminellen entgegengesetzt werden? Ein Blick in die USA und auf die geplante KI-Offensive zeigen: KI ist weit mehr als ein Werkzeug, sondern ebnet den Weg zu wirtschaftlicher Macht. Der Kampf um die Hoheit über digitale Technologien birgt enormes Konfliktpotenzial in den kommenden Jahren. Der zentrale Fokus muss deshalb auf digitaler Sicherheit liegen.

Das Bewusstsein beginnt bei der Politik

Alle beteiligten Akteure und die gesamte Gesellschaft sollten das Bewusstsein für Cybersicherheit schärfen. Das beginnt bei der Politik: Es müssen Regeln für den Umgang mit KI aufgestellt werden, aber auch für alle anderen Zukunftstechnologien. Dies erfordert die Zusammenarbeit auf europäischer Ebene mit höheren Investitionen, um Innovationspotenzial, digitale Bildung und digitale Sicherheit zu verstärken. Das Ziel muss sein, dass die Politik eine ganzheitliche Sicherheitsinfrastruktur unterstützt, die Sicherheit in sämtlichen digitalen Aspekten ermöglicht. Dazu zählt auch, heimische Technologien, Unternehmen und StartUps zu fördern, Anreize für Innovationen zu schaffen und Digitalisierungsprojekte voranzutreiben.

360-Grad-Sicherheitsansatz

Die Lösung ist ein durchgängiger 360-Grad-Sicherheitsansatz. Wer in die digitale Welt tritt, muss sich auf die Sicherheit seiner Daten verlassen können. Egal, auf welchem Endgerät und unabhängig davon, ob bei der Arbeit, dem Kauf eines Produkts oder dem Öffnen eines Chat-Programms. Was es braucht, ist eine einzige verifizierte digitale Identität für den gesamten digitalen Raum. Das geht nur mit geschlossenen digitalen Plattformen. Es ist ein sicheres digitales System erforderlich, das unabhängig von den US-Tech-Giganten ist. Der Crowdstrike-Vorfall im vergangenen Jahr sollte dafür Lehre genug gewesen sein. Nur mit einem eigenen digitalen Ökosystem können Europa und Deutschland digital sicher und unabhängig sein sowie im internationalen Wettbewerb bestehen.

Plattform Ökonomie 4.0: Kollektive Zusammenarbeit vervielfacht Stärken

Um digitale Souveränität zu gewährleisten, ist Europa in der Pflicht. Die europäischen Länder müssen geschlossen vor den USA auftreten und sich aktiv für die digitale Unabhängigkeit und Sicherheit im digitalen Raum einsetzen. Ziel muss sein, Vorreiter im Bereich Cybersicherheit zu werden – die nötigen Technologien haben Europa und Deutschland. Die Lösung ist die Plattform Ökonomie 4.0: Kräfte von Unternehmen, Organisationen, Privatpersonen, aber auch der Politik bündeln und ein digitales Ökosystem schaffen, auf das alle zugreifen können und das digital autark und sicher ist. So ein Vorhaben zu verwirklichen, erfordert eine kollektive Zusammenarbeit, die individuelle Stärken fördert und so vervielfacht. Dies schafft eine sichere Basis für alle digitalen Prozesse und für ein starkes, digital sicheres und souveränes Europa.

Zukunft: Cybersicherheit ist Thema Nummer eins

Die Bedrohungen im Cyberspace werden weiter zunehmen, das Tempo der Angriffe wird steigen, die Attacken werden umfassender, komplexer, gefährlicher. Hinzukommen KI und Quantencomputing, die dafür sorgen werden, dass heutige Sicherheitskonzepte bald innerhalb weniger Sekunden geknackt sind. Darauf gilt es, sich bereits jetzt vorzubereiten und zu reagieren. Cybersicherheit ist das Thema Nummer eins in Deutschland, in Europa und auf der ganzen Welt. Wenn Europa zusammenhält und geschlossen auf eine ganzheitliche Sicherheit und digitale Unabhängigkeit hinarbeitet, entsteht das nötige Vertrauen. Vertrauen in Datensicherheit, digitale Infrastrukturen und die gesamte digitale Welt.

Titelbildistockphoto.com/MF3d
Ismet Koyun
Ismet Koyun ist Pionier für digitale Sicherheit sowie Gründer und CEO von KOBIL, Weltmarktführer für digitale Identitäts- und Sicherheitslösungen. Koyun hat die Vision einer Plattform Ökonomie 4.0 entwickelt: eine sichere Grundlage für digitale Prozesse mit einem digitalen Ökosystem, an alle kollektiv mitwirken können – für ein digital souveränes Deutschland und Europa. Bildnachweis: KOBIL Gruppe