Laut der Gesundheitsorganisation WHO bewegen sich die Deutschen von Jahr zu Jahr weniger, was sich langfristig negativ auf die Gesundheit auswirkt.
Die Smartphone App YAS soll zu mehr Bewegung motivieren und seine Nutzer am Ende mit Prämien belohnen. Im Interview verrät Gründer Dr. Magnus Kobel mehr über seine Idee und wirft einen Blick auf die Digitalisierung des deutschen Gesundheitsmarktes.
Lieber Herr Dr. Kobel, wenn ich Ihnen die Begriffe „Digitalisierung“ und „deutscher Gesundheitsmarkt“ nenne, was fällt Ihnen als erstes ein?
Es ist eine spannende Phase, in die wir gerade eintreten. 2018 markiert das Jahr, in dem die Digitalisierung auch im deutschen Gesundheitsmarkt angekommen ist. Im internationalen Vergleich haben wir noch sehr wenig digitale Angebote für Patienten und Versicherte. So ist es in anderen Ländern beispielsweise Standard, ärztlichen Rat via Telefon einzuholen oder Fachärzte aufzusuchen, die digital auf die jeweilige Patientenakte zugreifen und relevante Diagnosen und Vorbehandlungen einlesen können.
Dabei werden Zeit, Kosten und Nerven gespart – und der Fokus liegt auf der Gesundheit. Krankenversicherungen und Unternehmen, die jetzt erste Schritte machen und Erfahrungen mit digitalen Gesundheitsservices sammeln, werden sich deutlich absetzen und ihr Profil schärfen.
Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe, warum Deutschlands Gesundheitsmarkt vergleichsweise wenig digitalisiert ist?
Grundsätzlich haben wir in Deutschland ja im weltweiten Vergleich ein sehr gutes Gesundheitssystem. Das macht aber träge, der Druck für Veränderungen ist gering und der Fokus liegt mehr auf der Verteidigung von Pfründen.
Ein plakatives Beispiel ist der Versuch, mit der elektronischen Gesundheitskarte eine zentrale Lösung zu entwickeln, die den Austausch von Patienten und Ärzten sicher und effektiv gestaltet. Es wurden bald 20 Jahre aufgewendet und jede Menge Geld verbrannt, ohne dass ein brauchbares Ergebnis zustande kam. Einige Krankenkassen und Versicherungen haben sich jetzt aufgemacht, eigene private Lösungen zu entwickeln. Das ist spannend zu beobachten, da Wettbewerber von sowohl privaten Versicherungen als auch gesetzlichen Krankenkassen kooperieren.
Zum Beispiel gibt es das Projekt Vivy mit der Allianz als Initator, das nun vielfach durch die Medien ging. Oder eine Lösung von IBM mit der Techniker Krankenkasse als größter Anbieter sowie „Meine Gesundheit“ mit der CompuGroup Medical im Hintergrund und mehreren großen privaten Krankenversicherungen als Anbieter.
Mit der Gründung von YAS.life wagten Sie 2016 den Schritt von der Festanstellung in die Selbstständigkeit. Was hat Sie damals dazu inspiriert zu gründen?
Bevor ich gegründet habe, war ich mehr als zehn Jahre im Umfeld von Personenversicherungen unterwegs, unter anderem bei der Allianz und als Unternehmensberater bei Deloitte. Mir sind dadurch nicht nur der Gesundheitsmarkt, sondern auch die operativen und strategischen Herausforderungen der privaten und gesetzlichen Krankenversicherungen geläufig.
Im Rahmen diverser Projekte habe ich mich auch mit digitalen Geschäftsmodellen im Bereich Prävention beschäftigt, die mit einer Lifestyle-Positionierung und spielerischen Elementen ihre Nutzer erfolgreich zu gesundheitsbewusstem Verhalten motiviert haben. Allerdings lassen sich ausländische Lösungen nicht einfach für den deutschen Markt adaptieren – es braucht Angebote, die für den hiesigen komplexen Gesundheitsmarkt passen. Nach dieser Erkenntnis war mir klar: entweder jetzt den Sprung wagen und gründen, oder nie. Und so habe ich das InsurTech YAS.life mit der App YAS gegründet. Und es seither keine Sekunde bereut.
Sieht es denn in Deutschland in Sachen Gesundheit und Bewegung so schlecht aus?
Ja, leider ist der Trend sogar eher negativ. Studien zur Folge, wie die der Weltgesundheitsorganisation WHO, bewegen sich die Deutschen von Jahr zu Jahr weniger. Demnach schaffen 43 Prozent nicht einmal 150 Minuten Bewegung oder 75 Minuten Sport pro Woche – der Mindestbedarf an sportlicher Aktivität, um gesund zu bleiben.
Der weltweite Durchschnitt inaktiver Menschen liegt dabei bei 27,5 Prozent. Das wirkt sich langfristig auf die Gesundheit aus. Oder umgekehrt: Wer sich genügend bewegt, beugt Erkrankungen vor und hält den Körper jung und fit.
Inwiefern motiviert die YAS-App zu mehr Bewegung? Und wie unterscheidet sie sich zu anderen Health-Apps?
YAS motiviert über Gamification und Belohnung durch Prämien – Deutschlandweit sind wir damit Vorreiter. Die Anwendung ist kostenlos, sammelt geräte- und App-übergreifend die tägliche sportliche Aktivität und funktioniert ähnlich dem Payback-Prinzip. Jeder Schritt, jede Radfahreinheit, aber auch Yoga, Shoppen und Kindererziehung werden mit YAS-Punkten belohnt. Ab 5.000 Schritten oder einer Shoppingrunde gibt es 5 Punkte, ab 20 Minuten Radfahren bereits 10 Punkte. Täglich können bis zu 25 Punkte erreicht werden. Diese lassen sich gegen Rabatte und Gutscheine bei Sportartikelherstellern, Fitness- und Wellnessangeboten oder Health-Startups einlösen. Wo andere Apps täglich Erinnerungen senden und dir virtuelle Pokale in die Hand drücken, gibt es bei YAS geldwerte Vorteile und keinen erhobenen Zeigefinger, wenn das Aktivitätslevel einmal sinkt.
Dazu gibt es die YAS-App auch als White Label Version für Krankenkassen, Versicherungen und Unternehmen: Von der Entwicklung, Layout, Name über Auswahl der Prämienpartner, bis über Wartung und Pflege individualisieren wir die Anwendung für unsere B2B-Kunden.
Wir bieten unseren B2B-Kunden damit viele Vorteile: Zu allererst eine digitale Motivation der Versicherten und Mitarbeiter zu gesundheitsbewusstem Verhalten. Aber die Partner schätzen auch, dass wir einen Service aus einer Hand bieten, ohne dass sie IT-Ressourcen brauchen oder Mitarbeiter aufbauen müssen. Und den Krankenkassen bieten wir obendrein den Einstieg in die Digitalisierung ihrer Bonusprogramme, bei denen die Versicherten momentan im Jahr 2019 noch Stempel für ihre Gesundheitsaktivitäten sammeln gehen sollen.
Wie steht es dabei um das Thema Datenschutz? Was können beispielsweise Versicherungen aus den gewonnenen Daten ziehen?
Datenschutz ist quasi das Geschäftsmodell von YAS.life: Die App hält für B2B-Kunden alle Nutzerdaten extern. Die Firmen erhalten keine personenbezogenen Daten von uns z.B. zu den konkreten Aktivitäten eines Nutzers. Die aggregierten Daten helfen den Kunden aber, Produkte und Gesundheitsservices zu optimieren oder neue zu entwickeln.
Dazu erzwingen wir keine Daten von unseren Nutzern, Angaben sind freiwillig. Es gilt der Grundsatz der Datensparsamkeit. Das bedeutet, dass wir nur die Daten erheben, die wir tatsächlich benötigen, z.B. um Prämien bereitzustellen. Dabei werden die Daten auf Servern innerhalb der EU verschlüsselt gespeichert und nicht an Dritte weitergegeben.