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Deutsche Unternehmen ignorieren häufig das Potenzial ihrer Daten – und verschenken dadurch wertvolle Chancen. Denn trotz Hindernissen wie Datenschutz und rechtlichen Unsicherheiten könnten datengetriebene Geschäftsmodelle ihre Wettbewerbsfähigkeit erheblich steigern.

In der heutigen digitalen Ära sind Daten die Grundlage für Innovation und Wettbewerbsvorteile. Sie treiben die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle voran und transformieren ganze Branchen. Trotz dieser Erkenntnis bleiben in der großen Mehrheit der deutschen Unternehmen Daten weiterhin ungenutzt. Laut einer aktuellen Bitkom-Studie schöpfen nur sechs Prozent der Unternehmen das volle Potenzial ihrer verfügbaren Daten aus.

Vielen Firmen fehlt schlichtweg das Bewusstsein für den Wert von Daten und deren Einsatzmöglichkeiten. Ein Großteil der Firmen bleibt in traditionellen Geschäftsmodellen verhaftet und nutzt Daten lediglich am Rande, statt sie ins Zentrum ihrer strategischen Planung zu stellen.

Die Gründe für diesen Rückstand sind vielfältig. Datenschutz und rechtliche Unsicherheiten sind die häufigsten Hindernisse, die von den Unternehmen genannt werden. Mehr als die Hälfte der Unternehmen, die keine Daten anbieten, gibt an, dass der Datenschutz einen Austausch nicht erlaubt. Weitere 44 Prozent sind unsicher, ob das Teilen von Daten rechtlich möglich ist und verzichten deshalb komplett darauf. Diese Unsicherheiten blockieren nicht nur die Nutzung vorhandener Daten, sondern verhindern auch den Aufbau eines umfassenden und effizienten Datenökosystems.

Doch es gibt auch positive Signale: In den nächsten zwei Jahren wollen bereits sieben Prozent der Unternehmen datengetriebene Geschäftsmodelle ausschließlich und 15 Prozent sehr stark zum Geschäftserfolg beitragen lassen. Dies zeigt, dass ein Umdenken stattfindet und immer mehr Unternehmen die Bedeutung von Daten erkennen. Mit den richtigen Maßnahmen und einer gezielten Förderung kann es gelingen, die deutsche Wirtschaft in eine datengetriebene Zukunft zu führen, die Innovation und Wachstum vorantreibt.

Der Blick ins Ausland: Vorbilder und Erfolgsmodelle

Wer wissen möchte, welche Chancen datengetriebene Geschäftsmodelle bieten können, muss einfach nur in die USA oder nach China schauen.

In den USA setzen Unternehmen wie Google und Amazon seit Jahren erfolgreich auf datengetriebene Strategien. Google nutzt Daten zur Verbesserung seiner Suchalgorithmen und zur Personalisierung von Werbung, während Amazon durch die Analyse von Kundenverhalten und -vorlieben seine Marktplatz- und Logistikprozesse optimiert. Diese Unternehmen haben früh erkannt, dass Daten nicht nur ein Nebenprodukt ihrer Geschäfte sind, sondern ein zentraler Werttreiber. Die Fähigkeit, große Datenmengen zu sammeln, zu analysieren und in Echtzeit darauf zu reagieren, hat es diesen Unternehmen ermöglicht, sich einen erheblichen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen und ihre Märkte zu dominieren.

Auch in Asien, insbesondere in China, setzen Unternehmen wie Alibaba und Tencent massiv auf Datenanalysen, um ihre Dienste zu verbessern und neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Alibaba nutzt Daten, um die Einkaufsgewohnheiten seiner Kund:innen zu verstehen und personalisierte Shopping-Erlebnisse zu schaffen. Tencent analysiert Nutzerdaten, um seine Social-Media-Plattformen und Online-Dienste zu optimieren. Diese Firmen investieren stark in Dateninfrastrukturen und künstliche Intelligenz, um innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln.

Darüber hinaus fördern Regierungen in diesen Ländern aktiv die Entwicklung und Nutzung von Daten durch gezielte politische Maßnahmen und Investitionen.

Vorteile datengetriebener Geschäftsmodelle

Tatsächlich bieten datengetriebene Geschäftsmodelle zahlreiche Vorteile, die jedes Unternehmen nutzen kann. Zum einen ermöglichen sie eine bessere Kundenorientierung. Durch die Analyse von Kundendaten können Unternehmen maßgeschneiderte Produkte und Dienstleistungen anbieten, die genau auf die Bedürfnisse ihrer Kund:innen zugeschnitten sind. Dies führt zu einer höheren Kundenzufriedenheit und -bindung. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Personalisierung von Angeboten und Marketingkampagnen, die auf individuelle Vorlieben und Verhaltensmuster abgestimmt sind. So können Unternehmen nicht nur ihre Umsätze steigern, sondern auch langfristige Kundenbeziehungen aufbauen.

Zum anderen können durch die Nutzung von Daten betriebliche Effizienzen gesteigert werden. In der Produktion können beispielsweise durch die Analyse von Maschinendaten Wartungsarbeiten optimiert und Ausfallzeiten minimiert werden. Im Handel können Lagerbestände besser verwaltet und Lieferketten effizienter gestaltet werden. Auch im Gesundheitswesen können datengetriebene Ansätze die Patientenversorgung verbessern und die Entwicklung neuer Therapien beschleunigen. Diese Beispiele zeigen, dass datengetriebene Geschäftsmodelle nicht nur die Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens erhöhen, sondern auch die Effizienz und Innovationskraft stärken.

Wichtig ist dabei, dass datengetriebene Geschäftsmodelle auch dann erfolgreich umgesetzt werden können, wenn man Datenschutz ernst nimmt. Moderne Technologien und Ansätze wie Datenanonymisierung und -pseudonymisierung ermöglichen es, wertvolle Erkenntnisse aus Daten zu gewinnen, ohne die Privatsphäre der Kund:innen zu gefährden. Zudem können strenge interne Datenschutzrichtlinien und transparente Kommunikationsstrategien das Vertrauen der Kunden in den verantwortungsvollen Umgang mit ihren Daten stärken.

Die Rolle der Datenräume

Ein vielversprechender Ansatz zur Überwindung der aktuellen Hindernisse sind sogenannte Datenräume. Datenräume sind sichere Umgebungen, in denen Unternehmen ihre Daten teilen und gemeinsam nutzen können. Projekte wie Catena-X im Mobilitätsbereich oder Manufacturing-X für die Industrie zeigen, wie so etwas aussehen kann. Diese Initiativen ermöglichen es Unternehmen, Daten sicher und effizient auszutauschen und dabei von den Vorteilen datengetriebener Geschäftsmodelle zu profitieren.

Die Bedeutung von Datenräumen liegt nicht nur in der sicheren Umgebung, die sie bieten, sondern auch in ihrer Fähigkeit, bestehende Hürden und Bedenken beim Datenaustausch abzubauen. In einem Datenraum können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Daten nur für die vereinbarten Zwecke verwendet werden und dass alle rechtlichen und regulatorischen Anforderungen erfüllt sind. Dies schafft Vertrauen und fördert die Bereitschaft, Daten zu teilen. Darüber hinaus erleichtern Datenräume die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren innerhalb einer Branche, was zu neuen Innovationsmöglichkeiten und einer effizienteren Nutzung von Ressourcen führt.

Auch die Rolle von Datenräumen bei der Entwicklung und dem Training von KI-Modellen ist nicht zu unterschätzen. KI-Modelle benötigen große Mengen an qualitativ hochwertigen Daten, um effektiv trainiert zu werden. In einem Datenraum können Unternehmen diese Daten in einer sicheren Umgebung zusammenführen und so die Qualität ihrer KI-Anwendungen verbessern. Dies führt zu präziseren Vorhersagen, effizienteren Prozessen und letztlich zu einer höheren Wertschöpfung.