In modernen Lagerhallen schlängeln sich Mitarbeiter:innen in Warnwesten zwischen hohen Regalen, während Roboter und schwere Maschinen oft in unmittelbarer Nähe arbeiten. Es ist ein beeindruckender Anblick, der den technologischen Fortschritt in der Fertigungsindustrie widerspiegelt. Doch es stellt sich die Frage, ist das auch sicher?
Der aktuelle Wandel ist rasant wie lange nicht und die Industrie bewegt sich mit Riesenschritten auf eine Zukunft zu, in der Menschen und Roboter Seite an Seite arbeiten, aber viele Unternehmen sind gefährlich unvorbereitet auf die damit verbundenen sicherheitstechnischen Herausforderungen. Mit über 4 Millionen Robotern, die bis 2025 in mehr als 50.000 Lagerhäusern eingesetzt werden sollen, entsteht ein neues Risiko: Kollisionen zwischen Menschen und Robotern.
Sicherheitsmanagement in gemeinsam genutzten Arbeitsbereichen von Mensch und Maschine
Die Einführung von fahrerlosen Transportsystemen (FTS) und Robotern hat Produktionsstätten in stark frequentierte Bereiche verwandelt. Dieses Nebeneinander bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich. Untersuchungen zeigen, dass es in Lagerhallen mit Robotern bis zu 50 Prozent häufiger zu schweren Verletzungen kommt als in Lagerhallen ohne Roboter. Dies ist eine eindringliche Erinnerung daran, dass Roboter zwar unermüdlich und präzise arbeiten, es ihnen aber an menschlichem Urteilsvermögen in unerwarteten Situationen mangelt.
Das Grundproblem liegt in den fundamentalen Unterschieden zwischen Menschen und Maschinen. Roboter arbeiten mit programmierter Präzision und folgen festgelegten Pfaden. Menschen hingegen sind anpassungsfähig, aber oft unberechenbar. Wenn sich beide einen Bereich teilen, steigt das Unfallrisiko. Deshalb müssen Maßnahmen ergriffen werden, die das Verhalten beeinflussen, anstatt sich nur auf schriftliche Sicherheitsvorschriften zu verlassen.
Mehr als Grundsicherung ist von entscheidender Bedeutung
Der Druck, immer höhere Produktivitätsziele zu erreichen führt vielmals zu Abstrichen bei den Sicherheitsvorkehrungen. Umso wichtiger ist es, eine Sicherheitsstrategie zu entwickeln, die die Koexistenz von Mensch und Roboter berücksichtigt.
Diese Strategie sollte umfassende Risikoanalysen, kontinuierliche Schulungsprogramme und die Möglichkeit künftiger Investitionen in Sicherheitslösungen wie intelligente Barrieren und Regalkontrollsysteme umfassen. Solche Lösungen gehen weit über den reinen Schutz hinaus: Ihre Technologie ermöglicht eine präventive Wartung, schafft effizientere Lagerlayouts durch die Analyse von Verhaltensmustern und kann dank „digital twinning“ zukünftige Probleme antizipieren. All dies wird durch die Integration modernster industrieller Internet-of-Things- (IIoT) und datengestützter Technologien in die Sicherheitslösungen erreicht.
Ein weit verbreitetes Missverständnis ist, dass moderne Technologien Arbeitskräfte ersetzen werden – dies könnte nicht weiter von der Wahrheit entfernt sein. Tatsächlich verbessern sie die Fähigkeiten der Menschen und steigern die Effizienz, indem sie Risiken verringern und die Sicherheit erhöhen. Dank dieser Sicherheitslösungen können Lagerhäuser und Fabriken eine für beide Seiten vorteilhafte Beziehung zwischen Mensch und Maschine schaffen.
Den Bedürfnissen von morgen gerecht werden
Die Automatisierungsrevolution in der Fertigung ist unvermeidlich und notwendig, um Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Aber dieser Übergang muss mit Bedacht angangen werden. Die menschlichen Kosten einer übereilten Umsetzung sind zu hoch.
Sicherheit und Effizienz müssen gleichermaßen priorisiert werden. Nur so können Unternehmen das volle Potenzial der Automatisierung ausschöpfen und gleichzeitig das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen sicherstellen. Das wiederum steigert ihre Produktivität, weil sie sich sicherer und besser geschützt fühlen. Ein sicheres Arbeitsumfeld ermöglicht es den Mitarbeiter:innen und der IT, harmonisch zusammenzuarbeiten und gegenseitig von ihren Stärken zu profitieren.
Die Unternehmen, die einen der vier Millionen Roboter einsetzen wollen, sollten zunächst Ihre Sicherheitsstrategie überprüfen. Ein erster Schritt ist, so bald wie möglich ein umfassendes Sicherheitsaudit im Lager durchzuführen, alle Berührungspunkte zwischen Mensch und Roboter zu identifizieren und die Risiken zu bewerten. Darauf können sie dann Sicherheitsexpert:innen hinzuziehen, die die besonderen Herausforderungen automatisierter Umgebungen kennen und wissen, wie man sie meistert. Denn, jeder Tag, den die Unternehmen zögern, ist ein Tag, an dem ihr Team unnötigen Risiken ausgesetzt ist.
Gemeinsam können Fertigungsunternehmen daran arbeiten, wirklich sichere, effiziente und innovative Arbeitsumgebungen zu schaffen, in denen Menschen und Roboter nicht nur koexistieren, sondern zusammen gedeihen. Davon hängt die Zukunft der Industrie ab.