Technisch betrachtet, leben wir derzeit in verrückten Zeiten: Uhren, die mit Smartphones kommunizieren, Kontaktlinsen, die unseren Blutzuckerwert kennen und Kochtöpfe, die das Abendessen pünktlich zur Heimkehr aus dem Büro zubereiten. Was kommt als nächstes? Autonomes Fahren? Nein! Denn meines Erachtens werden beispielsweise die fahrerlosen Fahrzeuge, wie derzeit von Google getestet, in den nächsten zehn Jahren nicht auf deutschen Straßen zu sehen sein.
Sind wir doch mal ehrlich: Projizieren wir die fahrerlose Technologie auf die öffentliche Straße, und tangieren dabei leicht Googles Open Automotive Alliance, sind die bereits hochgelobten technischen Möglichkeiten auf Jahre hin begrenzt. Bewegt sich die FTS-Technologie in einem automatisierten GRID, wie es zum Beispiel in einem Warenlager der Fall ist, sind die Wege der Fahrzeuge klar definiert und kalkulierbar.
Autonomes Fahren: Fahrerlos auf europäischen Straßen?
Soll der Faktor Mensch sich aber gemeinsam mit den fahrerlosen Systemen auf die Straße begeben, wird das autonome Fahrzeug, zumindest nicht mit den möglichen Störfaktoren, in absehbarer Zeit auf Europas Straßen fahren. Speziell der Faktor Mensch ist derzeit noch nicht berechenbar. Den springenden Punkt hierfür liefern Experten gleich mit: „Das menschliche Gehirn ist so komplex und bis heute nicht wirklich stichhaltig erforscht; von Superrechner beileibe nicht adaptiert – lediglich digital plagiiert. Unvorhersehbare Ereignisse bleiben so einem Computersystem unverständlich, nicht real und auf die Situation bedingt für ihn unmöglich abzubilden. Ein menschliches Gehirn schafft das tausendfach am Tag“, so Frank Obschonka, Wirtschaftsingenieur beim Intralogistik-Spezialisten Dr. Thomas + Partner.
Weitere technische Herausforderungen sind die nötige Vernetzung sowie die Ausstattung der einzelnen Fahrzeuge. In der Intralogistik ist die Infrastruktur, wie bereits erwähnt, klar definiert und auf die Abmaße einer Halle begrenzt. Straßen, Verkehr, Fußgänger inklusive Naturgewalten sind dagegen ständig im Wandel. Neben der Vernetzung wird also eine nötige systemgleiche Infrastruktur dieser Größenordnung nur schwer vorstellbar. Wie schwer zeigte zuletzt ein Versuch in den USA. Ohne menschliche Hilfe sollten Fahrzeuge durch einen Stadtkurs kurven; fast die Hälfte scheiterte. Laut Spiegel-Informationen waren es Softwarefehler, die „den Verlierern zum Verhängnis wurden“.
Velodyne-Rundum-Laserscanner: nur vereinzelndes Zucken
Außerdem behinderte die Ausstattung selbst die Prototypen daran, überhaupt los zu fahren. So sind die Fahrzeuge grundsätzlich mit unzähligen Sensoren bestückt. „Abstandsradar, Kameras, Lasermessgeräte und der sogenannte Velodyne-Rundum-Laserscanner, sorgen für Rundum-Sicht, tasten die Umgebung ab“, berichtet der Spiegel weiter. Dank einer Überlagerung dieser Sensoren-Armada, war außer vereinzelndem Zucken nichts wahrzunehmen. Ein Rennen von nur elf Vehikeln musste abgesagt werden. Zum Vergleich: Weltweit fahren über eine Milliarde Fahrzeuge auf unseren Straßen.