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In Wirtschaft und Politik wird der Ruf nach einem verpflichtenden Programmierunterricht an Schulen immer lauter. Doch wieso auf die Einführung des Pflichtunterrichts warten? In der TechnologieRegion Karlsruhe gibt es schon heute einige Initiativen, die Schülerinnen und Schüler fürs Coden begeistern.

Führungskräfte in der Softwareentwicklung beantworten die Frage nach verpflichtendem Programmierunterricht an Schulen schon lange mit einem klaren Ja. Angesichts des zunehmenden Fachkräftemangels in der Branche verwundert diese Forderung nicht: Es gibt nicht nur zu wenige Bewerber – viele sind auch nicht ausreichend qualifiziert. Ein verpflichtender Unterricht könnte Schülerinnen und Schüler schon früh ans Coden heranführen und den Grundstein für interessierte und qualifizierte Entwickler legen.

Auch in der Politik wird das Thema diskutiert. Führende Regierungsmitglieder, wie die Bundeskanzlerin, sprechen von Programmieren als einer Basisfertigkeit, die künftig zum Lesen, Schreiben und Rechnen hinzu käme. Die Frage ist nur: Wie soll das in Lehrpläne umgesetzt werden? Solche Implementierungsprozesse brauchen bekanntlich ihre Zeit und sind didaktisch anspruchsvoll. Unter anderem brauchen die Schulen ausreichend qualifiziertes Lehrpersonal für den Programmierunterricht und das Budget für die technische Ausstattung.

Kids fürs Coden begeistern

In Karlsruhe und Umgebung wollen einige Initiativen und Organisationen nicht darauf warten, dass es eine offizielle Lösung gibt. Sie gewinnen bereits jetzt Schülerinnen und Schüler fürs Programmieren und vermitteln digitale Skills. So wurde bereits 2014 die Karlsruher Technik-Initiative gegründet. Das Projekt des CyberForum e.V. in Kooperation mit der Schülerakademie Karlsruhe hat es mit der Hilfe von Sponsoren geschafft, über 40 Technik- und Robotik-AGs an Schulen in der TechnologieRegion Karlsruhe zu gründen. Das Projekt ist bis heute erfolgreich und wird mittlerweile von einem Stifter finanziell unterstützt.

Wer an seiner Schule kein derartiges Angebot wahrnehmen kann, schaut deswegen noch lange nicht in die Röhre: Für Kids, die neugierig aufs Coden sind, gibt es das Angebot des CoderDojo Karlsruhe. Alle zwei Wochen können Schülerinnen und Schüler sich hier treffen und unter der Anleitung von studentischen Mentoren programmieren lernen. Die gemeinnützige Organisation des CoderDojo wird von Ehrenamtlichen betrieben. Das außerschulische Angebot ist für die Kids kostenlos.

Bis zu zehn Kinder und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren lernen auch an den Kursen der Hacker School in Karlsruhe, wie man Spiele, Apps und Webseiten programmiert. Das Ganze geht spielerisch vonstatten – schließlich soll Programmieren Spaß machen. Die Hacker School ist deutschlandweit aktiv und will Kids für IT begeistern und kooperierende Unternehmen mit (künftigen) Fachkräften vernetzen.

Zahlreiche Technik- und Robotik-AGs gibt es an Schulen in der TechnologieRegion Karlsruhe. (Bild: CyberForum)

Ernst-Reuter-Schule: Vorreiter in Sachen digitale Bildung

Es gibt einige Initiativen außerhalb des regulären Schulbetriebs. Das erklärte Ziel von Politik und Wirtschaft ist es jedoch, Kindern das Programmieren und andere digitale Skills im Rahmen des regulären Unterrichts zu vermitteln.

Wo sich viele Schulen schwer tun, mit der Digitalisierung und den veränderten Anforderungen an digitale Bildung Schritt zu halten, gibt es eine Schule in der Region, die mit leuchtendem Beispiel voran geht: An der Ernst-Reuter-Schule in Karlsruhe sind digitale Medien selbstverständlicher Teil des Unterrichtsalltags und auch Unterrichtsgegenstand. Die von der Bitkom mit dem Siegel “Smart School” ausgezeichnete Schule veranstaltet unter anderem Hacker-Tage, bei denen 300 Kinder und Jugendliche ihre Programmierfähigkeiten testen und mit denen von Profis vergleichen können. Auch sonst wird an der Ernst-Reuter-Schule viel Wert auf Skills für die digitale Zukunft gelegt. Schülerinnen und Schüler werden hier bereits früh ans Coden und das tiefe Verständnis für Zukunftstechnologien herangeführt.

Auch Mädchen programmieren gerne

Eine besondere Zielgruppe in Sachen Technikbegeisterung sind die Mädchen: Noch immer gibt es zu wenig weiblichen Nachwuchs im Bereich Softwareentwicklung und IT. Dabei ist die Neugierde durchaus vorhanden. Viele Mädchen trauen sich jedoch nicht so recht an die Materie heran.

Um mehr Mädchen und junge Frauen für technische Berufe zu begeistern, hat das CyberForum 2018 in Kooperation mit dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Wohnungsbau Baden-Württemberg in Karlsruhe ein Modellprojekt für ein “Girls’ Digital Camp” ins Leben gerufen. Als eine der Pilotregionen findet in der TechnologieRegion Karlsruhe an mindestens 20 weiterführenden Schulen in den Klassen 6 bis 10 ein wöchentliches Girls’ Digital Camp statt. Das Ziel: Mädchen die Hemmschwelle vor IT-Berufen zu nehmen, sie zu stärken und ihnen zu zeigen, wie kreativ und vielseitig digitale Berufe sein können.

Bis alle weiterführenden Schulen in Karlsruhe und Umgebung in der Lage sind, Programmieren als AG oder reguläres Unterrichtsfach anzubieten, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Die TechnologieRegion Karlsruhe ist dank der genannten Initiativen allerdings schon gut aufgestellt und tut vieles, um den Nachwuchs in Entwicklung und IT zu fördern.