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Die Elektromobilität ist in aller Munde. Wir haben mit den Stadtwerken Karlsruhe über die öffentliche Ladeinfrastruktur und private Wallbox-Lösungen gesprochen.

Die Elektromobilität ist in aller Munde. Als Energieversorger kommt den Stadtwerken Karlsruhe dabei in erster Linie die Aufgabe zu, die entsprechende Infrastruktur bereitzustellen. Wie ist es in Karlsruhe derzeit um die Versorgung mit öffentlichen Ladestationen bestellt und was ist in naher Zukunft geplant?

Mit rund 450 Ladesäulen in Baden-Württemberg haben wir als Mitglied des SAFE Ladesäulennetzes gemeinsam geschafft, eine sorgenfreie Fahrt durch das Land zu ermöglichen. Diese meist bis zu 22 kW schnellen AC-Ladeoptionen ergänzen wir in Karlsruhe jetzt mit bis zu 150 kW schnellen DC-Ladesäulen. So wird das lokale Netz von 45 Säulen bald um 10 weitere bereichert, die an Orten mit kurzer Aufenthaltsdauer, wie Bäcker, Apotheke oder Bank platziert werden. Dadurch und mit einem steten Blick auf Entwicklungen des Marktes, gewährleisten wir mit der EnBW einen bedarfsgerechten Ausbau für Karlsruhe.    

Je mehr Verbrenner durch Elektroautos ersetzt werden, desto höher ist auch der Strombedarf. Kritiker der Elektromobilität führen gerne an, dass das Stromnetz gar nicht darauf ausgelegt sei. Stimmt das?

Der Jahresstromverbrauch von Deutschland wird sich bei eine Millionen Elektrofahrzeuge gerade einmal um 0,4 Prozent erhöhen, daher besteht hier schon mal kein Engpass. Auch unser lokales Mittelspannungsnetz ist bestens für die Anforderungen gewappnet. Was Sie ansprechen, ist das Niederspannungsverteilnetz, also die letzten Meter zum Hausanschluss.

Auch hier gibt es neue Erkenntnisse: Dank eines Feldversuchs der Netze-BW, die „E-Mobility-Allee“ in Ostfildern bei Stuttgart. Von zehn Wallboxen haben nie mehr als fünf gleichzeitig geladen und selbst das nur zu 0,1 Prozent der Zeit. Dies rührt unter anderem daher, dass die Autos im Schnitt zwar 7,5 Stunden angeschlossen, aber bereits nach 2,5 Stunden aufgeladen waren. Nun ist jeder Straßenzug zwar anders, dennoch stehen wir mittelfristig hier vor keinem Problem.

Wer sich dieser Tage für die Elektromobilität entscheidet, erhält unter anderem den Umweltbonus vom Bund. Aber auch die Stadtwerke Karlsruhe fördern aktiv Elektroautos, E-Roller und E-Scooter. Welche Formen der Förderung gibt es derzeit und wie wird das Angebot von den Karlsruherinnen und Karlsruhern angenommen?

Die Stadtwerke in Karlsruhe wollen die E-Mobilität voranbringen. Es gibt deswegen eine ganze Reihe von Förderprogrammen zum Beispiel für Plug-in-Hybride, Elektroroller oder E-Bikes. Wer sich dafür interessiert, findet mehr Informationen sowie auch die Antragsformulare hier.

Grundsätzlich stehen bei den Stadtwerken vier Programme zur Auswahl:

  • 50 Euro bei Elektro-Fahrrädern zzgl. 70 Euro Bonus bei Abschluss eines neuen Stromlieferungsvertrages der Stadtwerke Karlsruhe.
  • 250 Euro bei Elektro-Rollern der Marke NIU. Diese setzen sich wie folgt zusammen: 100 Euro Förderung für Stadtwerke Kunden, 150 Euro bei Anbringung eines Stadtwerke-Brandings. Zusätzlich erhalten die Kunden einen Bonus von 70 Euro beim Abschluss eines neuen Stromlieferungsvertrages.
  • 100 Euro beim Kauf eines Elektro-Autos und Anbringung einer Aufkleberkombination auf das Fahrzeug des Antragsstellers zzgl. 70 Euro Bonus beim Abschluss eines neuen Stromlieferungsvertrages.
  • 50 Euro beim Kauf des Elektro-Scooters Metz moover und Anbringung eines Stadtwerke-Brandings zzgl. 70 Euro Bonus beim Abschluss eines neuen Stromlieferungsvertrages.

Neben öffentlichen Ladestationen sind zunehmend auch private Ladelösungen gefragt. Wie unterstützen Sie Haus- und Wohnungseigentümer bei der Auswahl und Installation passender Ladestationen? Kann einfach jeder eine Wallbox installieren, oder müssten bestimmte Dinge beachtet werden?

Der erste Schritt ist bei den allermeisten sich grundsätzlich zu informieren. Daher geben wir dem Interessenten auf unserer Homepage https://emobilitaet.stadtwerke-karlsruhe.de/ einen Überblick rund um das Thema Elektromobilität.

Ist das Interesse geweckt, hilft ein Vor-Ort-Termin, um den notwendigen Elektromobilitäts-Check durchzuführen, bei dem die individuellen Gegebenheiten durch den Installateur betrachtet und geeignete Lösungen erörtert werden. Denn das Schnellladen des Fahrzeugs kann nicht ohne Weiteres ermöglicht werden. Das liegt daran, dass das normale Niederspannungsverteilnetz in einer Straße nicht für zehn gleichzeitige Schnellladungen mit 50 kW ausgelegt ist, die von der Leistungsanforderung vergleichbar mit 200 zusätzlichen Haushalten sind.

Bei einem typischen privaten Ladevorgang werden die Autos rund 10 Stunden jede Nacht geladen und hier reichen 11 kW leicht aus. Zumal nicht jede Batterie jeden Tag leer gefahren wird. Hierfür sind die vorhandenen Netze ausgelegt, dennoch ist eine Meldung der Ladeeinrichtung an die Stadtwerke Karlsruhe Netzsservice GmbH besonders wichtig und sogar gesetzlich vorgeschrieben (§ 19 der NAV). Leistungen über 12 kW müssen zudem vorab genehmigt werden!

Aus Sicht der Netzbetreiber ist es für eine kostengünstige Netzanpassung sinnvoll, Schnellladesäulen an zentralen Punkten zu realisieren. Die Auswahl der zentralen Punkte sollte sich danach richten, wo sich die Menschen für die Dauer der Schnellladung ohnehin aufhalten (Supermarkt, Fitnessstudio, Arbeitsplatz, etc.).

Wo sehen Sie derzeit noch die größte Hürde, die die Elektromobilität nehmen muss, um den Verbrennungsmotor endgültig abzulösen?

Die Möglichkeit bequem privat zu laden, muss bei jedem Neubau und jeder Gebäudesanierung geschaffen werden. Für Mieter und Wohnungseigentümer auch von bestehenden Objekten steht noch ein Gesetzentwurf offen, welcher einen Anspruch auf eine Lademöglichkeit festhalten soll. Insbesondere  Lademöglichkeiten beim Arbeitgeber sind hier eine gute Alternative, aber nur sofern dieser auch über eigene Stellplätze verfügt.

Allerdings wird auch in Zukunft die Elektromobilität nicht alle Fortbewegungsmittel gänzlich übernehmen, vielmehr werden für jeden Einsatzzweck die optimalen Antriebstechnologien zum Einsatz kommen.