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Immer häufiger wird über das Web 3.0 gesprochen. Aber was ist das eigentlich – und wo liegt der Unterschied zum Web 2.0?

Bereits 1969 existierten die ersten Vorläufer des heutigen Internets. Das damalige „Arpanet“ wurde zur Vernetzung der Großrechner von Universitäten und Forschungseinrichtungen in den USA genutzt. 20 Jahre später entwickelte Tim Berners-Lee dann am CERN die Grundlagen des World Wide Web. Die Kommerzialisierung des Internets hatte begonnen.

Maßgeblich zu dessen Erfolg trug 1993 der erste grafikfähige Webbrowser bei. Wenn man so will, bestand das Web 1.0 aus einer Ansammlung von Websites, die durch sogenannte „Hyperlinks“ miteinander verbunden waren. Die Websites waren in der Regel statisch. Interaktive Inhalte suchte man vergebens. Man kann sagen, dass das damalige Internet ein einseitiges Sender-Empfänger-Modell war.

Auf dem Weg zum „Mitmach-Web“: Social Media und das Web 2.0

Über die Jahre entwickelte sich das Internet weiter – und es ergaben sich zum Teil völlig neue Möglichkeiten. Wenn heutzutage vom „Web 2.0“ die Rede ist, meint dies die Abkehr von den eingangs beschriebenen statischen Websites, hin zum Social Web.

Mit einem Mal konnte jeder auf Plattformen wie MySpace Texte, Fotos und sogar Videos im Internet veröffentlichen – und das auch ohne über spezielle Kenntnisse (HTML, etc.) zu verfügen. Passiver Konsum wurde durch Interaktion ersetzt. User Generated-Content (Wikipedia, Blogs, etc.) gewann rasant an Bedeutung und es kamen immer neue soziale Netzwerke dazu, die den Menschen die Möglichkeit gaben, sich über Ländergrenzen hinweg zu vernetzen und auszutauschen. Aus Konsumenten wurden Prosumenten, die alle Teil einer Community waren.

Allerdings bildete das Web 2.0 auch die Grundlage für den Aufstieg von Unternehmen wie Facebook, Google, Amazon und YouTube zu mächtigen Plattformen, die das Internet bis heute dominieren. Aber ist es im Jahr 2022 wirklich noch zeitgemäß, dass einige wenige Tech-Giganten darüber bestimmen, wohin die Reise im Internet geht, einfach nur aufgrund der Tatsache, dass Sie Zugriff auf die Daten von Milliarden von Menschen haben?

Blockchain: Das Web 3.0 soll dezentral werden

An dieser Stelle kommt das Web 3.0 beziehungsweise Web3 ins Spiel. Ähnlich wie schon beim Web 1.0 und Web 2.0 gibt es keine einheitliche Definition – und die Abgrenzung zu seinen Vorgängern ist mitunter nicht eindeutig möglich.

Im Kern geht es beim Web 3.0 aber um die Vision eines dezentralen, durch die Nutzer:innen kontrollierten Online-Ökosystems. Dabei wird die derzeit vorherrschende Plattformökonomie, bei der einige wenige Unternehmen die unterschiedlichen Dienste betreiben, durch ein Netzwerk unabhängiger Rechner und Server ersetzt. Die Basis für das Web3 bildet dabei die Blockchain-Technologie, die spätestens seit dem Krypto-Hype in aller Munde ist.

Der entscheidende Vorteil des Web 3.0: Persönliche Daten müssen nicht mehr einzelnen Unternehmen anvertraut werden. Stattdessen ermöglicht es die Blockchain, dass Apps und Dienste genutzt werden können, ohne dass dabei die Hoheit über die eigenen Daten aufgegeben werden muss. Auch das Domain-Name-System (DNS) könnte auf diese Weise dezentralisiert werden. Ein DDoS-Angriff wie 2016 auf die Firma Dyn, durch den Dienste wie Twitter, Reddit, Amazon und Netflix zeitweise nicht mehr erreichbar waren, wäre dann nicht mehr möglich.

Das klingt zunächst alles ganz gut, aber es gibt auch Kritik: Denn die Blockchain benötigt Investments und für jede Transaktion dort werden Gebühren fällig. Das sind ideale Ausgangsbedingungen für die milliardenschweren Tech-Giganten und Venture-Capital-Unternehmen, um sich auch im Web 3.0 entsprechend zu platzieren.

Frank Feil, Jahrgang 1986, berät und schult regionale sowie überregionale Unternehmen in den Bereichen Social Media und Corporate Publishing. Zudem ist er als freier Autor tätig. Schon von Kindesbeinen an fasziniert ihn alles, was mit Technik und dem Internet zu tun hat. Seit 2006 ist er als Blogger und Community Manager im Netz unterwegs.