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Bis 2021 will die Landesregierung rund eine Milliarde Euro in die Digitalisierung investieren. Baden-Württemberg soll so zur „digitalen Leitregion“ werden. Würde die Leitregion auch den örtlichen sowie den gesamtdeutschen Mittelstand mitnehmen? Horváth & Partners hat sich branchenübergreifend ungehört und ‚Veränderungen und Effekte durch die Digitalisierung‘ untersucht.

Zunächst ein paar Kennzahlen aus der kostenpflichtigen Studie: 78 Prozent der IT-Prozesse sind laut Studie bereits digitalisiert. Dabei liegen allerdings lediglich 40 Prozent der Prozesse innerhalb der Supply Chain digital vor. Daraus ergeben sich folgerichtig die durchschnittlichen Kennzahlen für Produktion und Management: 39 und 37 Prozent.

Studienergebnisse ‚Veränderungen und Effekte durch die Digitalisierung‘

Sprich, industrielle Verfahren entlang der Wertschöpfungskette sind weniger digitalisiert als beispielsweise geschäftsführende Prozesse wie Vertrieb, Marketing (55 Prozent), Services (59 Prozent) und Steuerungsabläufe (49 Prozent) – selbst die HR-Abteilungen scheinen in ihren Personalbeschaffungs und -entwicklungsprozessen digitaler unterwegs zu sein. Sie kommen immerhin auf 41 Prozent digitaler Anteile.

Digitalisierung kommt vor allem Kunden zugute: Die Digitalisierung trägt zu einer Verbesserung der Produkt- und Servicequalitäten bei. Mehr als drei Viertel der Unternehmen konnten mit Hilfe digitaler Technologien ihre Produkte und Services besser auf die Bedürfnisse ihrer Kunden abstimmen, die Erreichbarkeit von Servicemitarbeitern verbessern und Lieferzeiten verkürzen.

Geringere Kosten und höhere Produktivität durch Digitalisierung: Fast alle Unternehmen konnten ihre Kosten senken und die Produktivität steigern. Insbesondere in der IT, aber auch entlang der Lieferkette, im Vertrieb und im Einkauf ergeben sich Kostensenkungspotenziale.

Predictive Analytics, Spieleentwicklung und Angela Merkel

Und wie sehen die erwarteten Effekte der Digitalisierung aus; speziell innerhalb der Unternehmenssteuerung? Auch hierzu hat die Studie Antworten sowie eine passende Grafik parat: Keine Überraschung dürfte die Berücksichtigung von Big Data sein (62 Prozent). Auch die immense Geschwindigkeit bei der Automatisierung macht bei der Unternehmenssteuerung keinen Halt. Speziell für Prognosen und für die darauffolgenden Planungen nutzen immerhin 79 Prozent der Unternehmen neuartige Automatisierungstools. Was ich persönlich interessant finde: Die Industrie setzt mit satten 80 Prozent auf Predictive Analytics und somit auf die industrielle Glaskugel. Nicht zu vergessen ist der Industrie-4.0-Gedanke entlang der Wertschöpfungskette beziehungsweise von Produktion und Logistik.

In welchen Segmenten wird am meisten digital investiert? Die Grafik klärt auf.

80 Prozent der befragten Unternehmen setzen bereits auf Predictive Analytics - die Voraussagen in der Industrie.

Obwohl die hier erwähnten Zahlen stimmen, muss man erwähnen, dass vor knapp einem Jahr das McKinsey Global Institute noch andere Zahlen vorlegte. Am stärksten digitalisiert waren damals vor allem die Informations- und Telekommunikationsbranche sowie Medien und Finanzdienstleistungen. Zurück lagen dagegen vor allem kapitalintensive Branchen wie die Fertigungsindustrie (Gegenbeispiel ist das Unternehmen Arburg), überwiegend staatliche Sektoren wie Gesundheits- und Bildungswesen sowie fragmentierte und lokale Branchen wie Bauwirtschaft und Hotelgewerbe. Am interessantesten fand ich die Aussage, dass Deutschland laut Studie zufolge mehr Konsument als Produzent von digitalen Dienstleistungen ist beziehungsweise ‚war‘ – als Beispiel sei die Softwareentwicklung genannt.

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Weitere Informationen

Interessant deshalb: Die Softwareentwicklung ist derzeit auch bei der diesjährigen Spielemesse Gamescom Thema, klar. Und Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bei der Eröffnung versprochen, speziell in die Spieleindustrie mehr Fördergelder zu pumpen, auch weil die „Spieleentwickler dank ihrer Fähigkeiten, inklusive der Technologien Cloud Computing, Augmented Reality und Virtual Reality, leicht in andere Segmente wie Industrie und Medizin einsetzbar sind.“ Geht es nach Angela Merkel, müssen diese Synergien in Zukunft besser ausgenutzt werden.

Zusätzliche Quelle: Mittelstand ist Treiber bei der vernetzten Fabrik

Kostenpflichtige Studie: Horvath-Partners – Erstveröffentlichung Oktober 2016

Bildquellen im Text: Horvath-Partners