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Im April diesen Jahres tauchte Karlsruhe prominent im „Smart-City-Atlas“ der Bitkom auf. Aber was macht eine Stadt überhaupt „smart“ und welche innovativen Digitalprojekte gibt es in Karlsruhe?

Ähnlich wie Smart Home, ist auch der Begriff Smart City nicht eindeutig definiert. So spricht beispielsweise das Gabler Wirtschaftslexikon von einem „uneinheitlich verwendeten Begriff, unter dem in der Regel alle Konzepte verstanden werden, Städte mithilfe der Möglichkeiten neuer technischer Entwicklungen und der Informations- und Kommunikationstechniken im Hinblick auf Ökologie, sozialem Zusammenleben, politischer Partizipation etc. zu modernisieren und lebenswerter zu gestalten. Dazu gehören z.B. die nachhaltigere Nutzung von Ressourcen, indem Verkehrsflüsse durch intelligente Systeme aufeinander abgestimmt werden oder Beleuchtung nur bei Bedarf eingesetzt wird, wie auch die Digitalisierung der Verwaltung, […].“

Und genau das passiert seit einigen Jahren in Karlsruhe. So lobt der Smart-City-Atlas die Fächerstadt dafür, dass die Digitalisierung hier ganzheitlich, standortübergreifend und agil gedacht wird – mit der Initiative karlsruhe.digital im Zentrum. Letztere ist in Zusammenarbeit mit 11 Arbeitskreisen, über 25 Institutionen und über 50 Unternehmen aus der Digitalbranche entstanden.

Die Zielsetzung ist dabei ganz klar: Karlsruhe zum Motor der Digitalisierung und somit zum Vorreiter bei digitalen Themen zu machen.

Werfen wir einen Blick auf Projekte, die bislang aus dieser Vision heraus entstanden sind:

digital@KA bündelt digitale Dienste für die Bürger

Wie eingangs erwähnt, ist die Digitalisierung der Verwaltung ein wichtiger Bestandteil einer Smart City. Auf dem Weg zur „digitalen Zukunftskommune“ setzt Karlsruhe deshalb auf das Projekt „digital@KA“, eine Multifunktions-App, die städtische sowie weitere nützliche Dienste vereinen und den Alltag der Bürger erleichtern soll.

Nach einer einmaligen Registrierung sollen Bürger über die App nicht nur Zugriff auf allerlei Services der Stadtverwaltung erhalten, sondern auch Tickets für den Nahverkehr oder Kultureinrichtungen kaufen können. Über Schnittstellen soll langfristig „Service-BW“, das Serviceportal des Landes und der Kommunen in Baden-Württemberg, eingebunden werden. Dadurch wäre sogar die Beantragung eines neuen Reisepasses über die App möglich.

Einen Erfolg hat „digital@KA“ bereits zu verbuchen: Die Stadt Karlsruhe wurde mit dem ersten Preis in der Kategorie „Bestes Digitalisierungsprojekt in Städten und Regionen“ beim 18. eGovernment-Wettbewerb ausgezeichnet.

Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg stellt Weichen für die Mobilität der Zukunft

Wie sieht sie aus, die Future Mobility? Und wie kann die Verkehrswende überhaupt gelingen? Mit dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg wurde in Karlsruhe im Jahr 2017 ein Reallabor zur Erprobung neuer Mobilitätskonzepte geschaffen.

Im Mittelpunkt steht die Entwicklung zukunftsorientierter Lösungen für den Individual- und öffentlichen Personennahverkehr. Unternehmen und Forschungseinrichtungen können hier ihre Technologien und Dienstleistungen rund um das vernetzte und automatisierte Fahren im Alltagsverkehr testen. Vom Ostring aus führt die Strecke einerseits über die Wolfartsweierer Straße zurück zum Karl-Wilhelm-Platz, andererseits über die B10 weiter auf die Südtangente bis zur Kreuzung mit der Ebertstraße. Von dieser Strecke existieren hochgenaue 3D-Karten. Zudem wurden Sensoren zur Echtzeiterfassung des Verkehrs und dessen Einflussfaktoren installiert.

LoRaWAN – die intelligente Vernetzung der Stadt

Auch die Stadtwerke Karlsruhe sind eifrig mit dem Thema „Smart City“ beschäftigt. Dazu bauen sie derzeit eine flächendeckende LoRaWAN-Infrastruktur auf. Die Long Range Wide Area Network-Technologie ist ein Netzwerkprotokoll für Funkübertragungen, das für die Kommunikation im „Internet der Dinge“ entwickelt wurde. LoRaWAN benötigt nur sehr wenig Energie, da nur sehr geringe Datenmengen übertragen werden. Dafür kann eine LoRaWAN-Antenne jedoch Daten über Entfernungen von bis zu 20 Kilometern empfangen.

Genutzt werden kann die LoRaWAN für Parkplatzsensoren, Feuchtigkeitsmesser in Räumen oder die Funkfernüberwachung von Trafostationen. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt „Smart Waste“. In diesem Anwendungsfall werden Ultraschall-Sensoren in Abfallbehältern der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) installiert – zum Beispiel in Unterflurcontainern an den Bus- und Bahnhaltestellen. Die Sensoren übermitteln regelmäßig Informationen zum Füllstand, die dann per Ampeldarstellung für die Disposition visualisiert werden. Erreicht die Füllhöhe ein zuvor festgelegtes, kritisches Maß, werden Mitarbeiter der VBK per Signal darüber informiert. Denn zur Smart City gehört auch ein smartes Abfallmanagement, das etwa die Routen der Müllfahrzeuge intelligent plant.

Die Funktionsweise von LoRaWAN.
Die Funktionsweise von LoRaWAN. Grafik: skw novatec