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Die aktuelle Studie ‚Der deutsche Smart-City-Markt 2017-2022‘ zeigt informative Zahlen und Fakten, verpackt in anschauliche Grafiken, zum Thema Smart City beziehungsweise Vernetzung von urbanen Infrastrukturen. Dabei kategorisiert die Studie den deutschen Smart-Home-Markt in sechs Segmente mit durchschnittlichen Wachstumsraten von bis zu 58 Prozent in den nächsten fünf Jahren. Und neben der Energieeffizienz spielt auch der Mittelstand eine gewichtige Rolle: Mit offenen Systemen und vernetzten Diensten soll ihm der Einstieg in das Segment leichter fallen. Anhand des Beispiels ‚Adaptives Licht’ wird hierfür nicht nur das Wie aufgezeigt. Auch die Verkettung einzelner Unternehmen zeigt, wie profitabel eine vernetzte Stadt sein kann.

Zur Info: Die Grafiken im Artikel lassen sich mit einem Klick etwas vergrößert darstellen.

Der deutsche Smart-Home-Markt boomt und wird sein Volumen bis 2022 auf 4,3 Milliarden Euro verdreifachen. Laut der Studie ‚Der deutsche Smart-Home-Markt 2017–2022 – Zahlen und Fakten‘ liegt die durchschnittliche jährliche Wachstumsrate in den kommenden fünf Jahren bei 26,4 Prozent. Die Macher des Papers, eco – Verband der Internetwirtschaft und die Unternehmensberatung Arthur D. Little, sind sich sicher, das Wachstum erfolgt über alle Marktsegmente hinweg. Wobei die Experten für 2017 über 65 Prozent des gesamten Smart-City-Marktes auf vier Segmente reduzieren: Transport & Logistik, Kommunikationsdienste und Netzwerksicherheit, Physische Sicherheit sowie Gebäudeautomatisierung.

Der Markt für Smart City Technologien ist auch für Deutschland attraktiv - Unternehmen müssen endlich mit den Städten sprechen.

Offener Datenaustausch: ‚Smart City Plattform‘

Da ich erst kürzlich einen Artikel zum Thema adaptives Licht in urbanen Infrastrukturen schreiben durfte und ich persönlich das Potenzial dieser Technologie spannend finde, stelle ich zunächst das in der Studie beschriebene Beispiel (siehe Grafik) ‚Smart-Street-Lighting und Traffic Management‘ vor. Die Grafik zeigt zum einen die einzelnen Wertschöpfungsstufen von smarten Lösungen auf, zum anderen wird dargestellt, wie die einzelnen Gewerke inklusive dem Endkunden am Ende voneinander profitieren können. So werden nicht nur Hard- und Softwarebausteine benötigt; auch andere Infrastruktur-Elemente sowie neues Fachpersonal sind Teil einer Smart City. Personal? Ja, gleich dem Motto: Digitalisierung ja, Fortschritt nein

Die Wertschöpfungskette einer Smart City ist vielfältig und sollte immer als Ganzes betrachtet werden. Mehrere Gewerke sind in der Regel beteiligt.

Und mit dem Hintergrund, dass Smart-City-Lösungen nie auf einen Anbieter reduziert sein können, haben die Autoren weitere Kompetenzfelder ausgemacht, die benötigt werden, um einen Großteil der Anwendungsfälle im Bereich Smart City abdecken zu können: „Aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Kompetenzen und des breiten Smart-City-Portfolios mit mehr als zehn Segmenten, können Unternehmen komplette Lösungen kaum alleine anbieten. Diese Diversität zeigt sich vor allem bei den ersten beiden Wertschöpfungsstufen, den ‚smarten Endpunkten‘ und den ‚smarten Objekten‘“, so die Studie. „Während zu den großen Herstellern von smarten Endpunkten im Energiesektor deutsche Unternehmen wie Siemens und Bosch zählen, sind es im Segment der Gebäudeautomatisierung vor allem Konzerne aus Übersee (beispielsweise Cisco), die die Hardware produzieren.“ Die Autoren sind sich allerdings einig: Nur durch langfristige Kooperationen sind komplexe Infrastrukturen handelbar. Als Beispiel werden Anbieter aus dem Telekommunikationssektor genannt. Sie arbeiten in der Regel mit internationalen Konzernen als auch mit kleinen KMUs zusammen, die oftmals spezielle Nischenlösungen anbieten.

Die Supply Chain bei Smart City Projekten ist vielschichtig; doch die Kompetenzen müssen dennoch alle unter einen Hut gebracht werden.

Unter „Smart Cities“ verstehen wir die Aus- und Aufrüstung der Städte und ihrer Infrastrukturen mit digitaler Technologie, die Verknüpfung bisher getrennter Infrastrukturen oder ihrer Teilsysteme. Zu „Smart Cities“ gehört auch die Modernisierung kommunaler Entscheidungs-, Planungs- und Managementprozesse unter Einbezug von Bürgern, privatwirtschaftlichem Kapital und intensiver Nutzung von Big Data beziehungsweise Smart Data. „Smart Cities“ sind daher ein städtischer Ausdruck des Zeitalters der Digitalisierung.

Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung

Smart City Dubai

Ein guter Ansatz: Die Autoren gehen grundsätzlich, wie oben erwähnt, nicht von einzelnen Anbietern beziehungsweise unzähligen Hard- und Softwarekompetenzen aus. Vielmehr bündeln sie alle Kompetenzbereiche auf einer sogenannten ‚Smart City Plattform‘. „Solch eine Plattform bündelt urbane Daten, Dienste und Applikationen aller Segmente im technischen und organisatorischen Sinne. Sie dient nicht nur als Bindeglied der einzelnen Anwendungen, sondern ermöglicht durch die offene Struktur das Sammeln und Aufbereiten der Daten sowie deren Austausch zwischen den verschiedenen Systemen und Marktsegmenten“, so die Studie. Die Autoren kritisieren somit auch indirekt die derzeitigen smarten Insellösungen, die es mittlerweile in Massen (Smart Home) in die eigenen vier Wände geschafft haben. „Eine isolierte Plattform erlaubt diese serviceübergreifende Datennutzung nicht. Durch die fehlende gesamtheitliche Datennutzung gehen enorme Synergieeffekte für Bürger, Unternehmen und Stadt verloren.“

Smart City Dubai - Herausforderungen sind vor allem Traffic-Steuerung und die Vereinfachung bei Behördenabläufen.

Die Studie hat natürlich auch einige gute Beispiele und Ausblicke für vernetzte urbane Infrastrukturen parat. Ich habe mir das Projekt ‚Smart City Dubai’ als anschauliches Paradebeispiel ausgesucht (siehe Grafik). Dort kostet alleine die Verkehrsüberlastung satte 790 Millionen US-Dollar. Jeder Einwohner dort verbringt pro Jahr 72 Stunden in Staus und in Sachen Bürokratie bewegen sich die dortigen Behördendienste zweifellos in der Spitzengruppe: So beträgt die Zustelldauer und damit das Abwickeln von Behördengängen bis zu zwölf Wochen. Die Grafik gibt einen schnellen Überblick, wie die Stadt nun versucht, nach und nach die Ist-Situationen in den Griff zu bekommen und via Smart-City-Lösungen zu verbessern (siehe Vorteile).

Smart City – Zusammenfassung

Zunächst möchte ich jedem Smart-City-Interessierten die kostenpflichtige Studie ‚Der deutsche Smart-City-Markt 2017-2022 – Zahlen und Fakten’ ans Herz legen. Sie bringt es meines Erachtens als eine der ersten Veröffentlichungen zum Thema Smart City verständlich auf den Punkt: Die unterschiedlichen Kompetenzen, die für eine vernetzte Stadt prädestiniert sind, müssen auf eine offene Plattform gehievt werden. In sich geschlossene Systeme haben meines Erachtens bei solch individuellen und technischen Herausforderungen nichts zu suchen – und Unternehmen hierzulande sollten endlich mit Städten sprechen, wie sie gemeinsam das Projekt Smart City in ihrer Region stärken können. Es gilt: „Städten kann es mit erfolgreichen Smart-City-Projekten gelingen, Metropolregionen für Bewohner und ansässige Unternehmen nachhaltig lebenswert und zukunftsfähig zu gestalten.“

Interessante Meldungen zum Thema: Zukunftskommune@bw: Digitalisierung in Städten und Gemeinden

eco-Mitglieder erhalten die Studie auf Anfrage kostenlos. Nicht-Mitglieder können die Die gesamte Studie kostenpflichtig unter mitglieder@eco.de für 149 Euro erwerben.

Grafiken: eco – Verband der Internetwirtschaft / Unternehmensberatung Arthur D. Little