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Digitalisierung funktioniert nur mit Erfahrungsaustausch und der richtigen Vernetzung. Aus diesem Grund wurden beim Digitalgipfel 2018 zehn ausgewählte Standorte für digitale Innovationszentren („Digital Hubs“) in Baden-Württemberg präsentiert. Die ausgewählten regionalen Digital Hubs sollen dabei als Teilchenbeschleuniger digitaler Innovationen wirken und unterschiedlichste Kompetenzen, Disziplinen, Ideen und Technologien miteinander verbinden.

Wir haben uns an den Standorten genauer umgehört und präsentieren euch die einzelnen Hotspots. Heute stellt uns Michaela Eberle, Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwürttemberg, den Regional Hub Ostwürttemberg vor.

Guten Tag Frau Eberle, Sie sind Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwürttemberg und Ansprechpartnerin für den Regional Hub Ostwürttemberg. Erklären Sie uns doch in ein paar Sätzen die Aufgaben und Projekte des Regional Hub.

Ansprechpartner ist genau genommen Herr Peter Schmidt, der in unserem Hause den Regional Hub Ostwürttemberg verantwortet. Das Digitalisierungszentrum soll zentraler Ort und erster Ansprechpartner zum Thema Digitalisierung und Innovation für Unternehmen und für Startups in Ostwürttemberg sein.

Unser Auftrag ist es, Unternehmen bei den Fragen der Digitalisierung zu begleiten, bei ersten Maßnahmen zu unterstützen und für den weiteren Weg passende Ansprechpartner aus Wirtschaft und Wissenschaft zu liefern.

Wir werden ein branchenübergreifendes Netzwerk „IT-NOW“ aufbauen sowie etablierte Unternehmen mit Startups vernetzen. Zudem kann das Digitalisierungszentrum breit gefächerte Beratungen und passgenaue Dienstleistungen der IHK anbieten. So begleitet die IHK Unternehmensgründer und engagiert sich im Startup-Netzwerk der Region.

Sei es der Breitbandausbau oder das Förderprogramm „Digitale Zukunftskommune@bw“: die Digitalisierung auszubauen hat für Baden-Württemberg einen hohen Stellenwert. Wie digital ist die Region bisher?

Regional Hub Ostwürttemberg
Michaela Eberle ist Hauptgeschäftsführerin der IHK Ostwürttemberg. (Bild: IHK)

Ostwürttemberg zählt heute schon zu den wirtschaftsstärksten Regionen Deutschlands. Ein entscheidender Motor des Standorts ist die Maschinenbaubranche und die metallverarbeitende Industrie mit über 300 Unternehmen und 25.000 Beschäftigten. Auch im Bereich der Spitzentechnologie ist die optische Elektronik eine Schlüsselbranche der Region.
Die Wirtschaftsstruktur in Ostwürttemberg wird geprägt durch Marktführer, die sich durch hohe Spezialisierung auszeichnen sowie einen breiten Mittelstand. Mit ihren Menschen, Unternehmen und Institutionen besitzt Ostwürttemberg beste Voraussetzungen, um den digitalen Wandel zu gestalten.

Politik gestaltet die Rahmenbedingungen der Digitalisierung und spielt deshalb auch eine zentrale Rolle. Gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft können wir dafür sorgen, dass Ostwürttemberg in der Digitalisierung voranschreitet.
Die Region ist hervorragend vernetzt. Die Akteure ziehen an einem Strang. Dadurch hat Ostwürttemberg die allerbesten Voraussetzungen, die Digitalisierung positiv für den Standort zu gestalten. Des Weiteren registrierten wir als IHK Ostwürttemberg in 2018 aktuell über 200 neu eingetragene Ausbildungsverhältnisse in den IT-Berufen. Auch die Hochschulen der Region bilden in den unterschiedlichen Studiengängen mit IT-Schwerpunkten Fachkräfte für den Arbeitsmarkt aus.

Alles in allem ist die Region, meiner Meinung nach, zukunftsorientiert wie eh und je, und wir begleiten unsere Unternehmen wie stets mit vollem Einsatz und getreu dem Motto „Wir für Sie! – Wir für unsere Unternehmen! – Wir für Ostwürttemberg!“.

Der Regional Hub Ostwürttemberg in drei Worten!

Nun ja, eigentlich sind es fünf:

DIGITALISIERUNG ENTDECKEN, ERKENNEN, ENTWICKELN & ERLEBEN.

Dies ist, was wir kurzgefasst mit dem Digitalisierungszentrum Ostwürttemberg erreichen möchten.

Welche Digitalisierungsprojekte stehen in der nächsten Zeit für die Region an?

Um die Bedarfe der Region gegenüber Land und Bund gebündelt aufzuzeigen, hat die IHK Ostwürttemberg die Digitale Agenda erarbeitet. Diese soll die Entwicklung der Digitalisierung in Ostwürttemberg nicht nur begleiten, sondern vor allem aktiv gestalten. Ergebnis der Arbeit ist ein Positionspapier mit drei Kernbereichen: die digitale Infrastruktur, digitale Inhalte in der Aus- und Weiterbildung sowie die Rahmenbedingungen und IKT-Strukturen. Damit soll Ostwürttemberg Erprobungsraum für Zukunftsthemen werden.

Des Weiteren steht natürlich für die Region die Umsetzung des Digitalisierungszentrums Ostwürttemberg an erster Stelle.

Welche Chancen ergeben sich für die Region durch die Förderung?

Durch die Förderung legen wir einen optimalen Grundstein für Ostwürttemberg im Bereich der Digitalisierung. Es wurde so ein noch größerer Anreiz geschaffen, die Digitalisierung voranzutreiben. Als IHK beschäftigen wir uns schon seit geraumer Zeit mit dem Thema. Allerdings war es uns personell und räumlich gesehen noch nicht möglich, alle Themen ausführlich und veranschaulicht darzustellen. Dies soll sich durch die Förderung ändern.

Mit welchen Projektpartnern wird zusammengearbeitet?

Wir sind Konsortialführer bei diesem so spannenden Projekt. Gemeinsam mit dem Landkreis Heidenheim und dem Ostalbkreis sowie Unternehmen in Ostwürttemberg wollen wir dieses Projekt zu einer Erfolgsgeschichte machen. Wir haben in der Region sehr engagierte Unternehmen, die unser Projekt finanziell ebenso wie mit ihrer Expertise unterstützen. Dafür bin ich sehr dankbar.

Stehen in der Region Ostwürttemberg bestimmte Events zur Digitalisierung an?

Am 22. und 23. September 2018 wird Heidenheim zum Treffpunkt der Maker-Szene Süddeutschlands. Die Stadt Heidenheim veranstaltet gemeinsam mit vielen regionalen Partnern, darunter auch der Verein Startup-Region Ostwürttemberg, die erste „Make Ostwürttemberg“. An zwei Tagen präsentieren sich junge Talente, Start-ups und Maker rund um die Trendthemen Roboter, Drohnen, Virtual Reality, Augmented Reality und 3D-Druck. Es gibt Workshops, Vorträge und eine große Maker-Ausstellung. Mehr dazu auf www.make-ow.de.

Wir beteiligen uns – wie jedes Jahr – an den Frauenwirtschaftstagen. Hier lautet das Thema in diesem Jahr „Digitale Zukunft mit Frauen gestalten“ am 18. Oktober 2018. Des Weiteren bieten wir im IHK-Bildungszentrum bereits eine Reihe an Seminaren im Bereich IT bzw. Digitalisierung an.

MINT-Projekte, Informatikunterricht an Schulen oder Lernfabriken. In Baden-Württemberg gibt es immer mehr Projekte, um Schüler für die digitalisierte Berufswelt fit zu machen. Sind in Ihrer Region Projekte vorgesehen, um den Nachwuchs für digitale Themen zu sensibilisieren?

Hier gibt es bereits eine ganze Bandbreite an Angeboten:

Mit der Zukunftsakademie Heidenheim vereint die Stadt Heidenheim unter ihrem Dach die Juniorakademie für interessierte Kinder und Jugendliche aller Schularten ab Klasse 5 und für Schulklassen aller Schularten sowie die Hector-Kinderakademie für besonders begabte Kinder in Kindergärten und Grundschulen.

Die Schüler-Ingenieur-Akademie fördert naturwissenschaftlich/technisch interessierte Schülerinnen und Schüler der gymnasialen Oberstufe und eröffnet Perspektiven einer beruflichen Zukunft im Bereich Ingenieurwissenschaften. Die Themenstellungen, Arbeitsmethoden sowie der Kontakt zu Professorinnen, Professoren und betrieblichen Fachkräften der Unternehmen gewähren Einblicke in Studium und Beruf und ermöglichen eine fundierte Entscheidung für die eigene berufliche Zukunft.

Mit dem MINT-Camp der DHBW Heidenheim sollen Mädchen, die sich dafür interessieren, wie Hard- und Software funktionieren, neugierig und kreativ sind und sich vorstellen können, nach dem Abitur ein technisches Studium aufzunehmen, darüber informiert werden, welche Studien- und Berufsmöglichkeiten es für sie gibt.

Die zentrale Campus-IT der Hochschule Aalen kümmert sich um die IT-Infrastruktur der Hochschule, unterstützt Studierende wie auch das Personal bei Problemen und Fragen und entwickelt die Angebote und Dienste nach den Anforderungen der Hochschule weiter.

explorhino, das Schülerlabor und das Science Center auf dem Campus der Hochschule Aalen, weckt bei jungen Menschen Interesse und Begeisterung für naturwissenschaftliche Phänomene und Technik. Die Kenntnis von Naturwissenschaften und wissenschaftlichem Denken ist Voraussetzung dafür, die Welt zu verstehen und ist damit ein unverzichtbarer Teil der Allgemeinbildung.

Technik erlebbar und begreifbar machen und dabei über die Schularten hinweg eine motivierende Ergänzung zum Schulangebot schaffen ist eines der Ziele der eule gmünder wissenswerkstatt. Durch das Digitalisierungszentrum Ostwürttemberg sollen alle diese bestehenden Einrichtungen in Ostwürttemberg zu einer Dachmarke zusammengefasst werden. Ziel ist es, die Sichtbarkeit der bestehenden Infrastrukturen zu erhöhen und somit den Zugang zu erleichtern.

Was sind die langfristigen Digitalisierungsziele der Region Ostwürttemberg?

Die Digitalisierung steht für die nächsten Jahre für viele Unternehmen im Mittelpunkt. Eines der wichtigsten Ziele für die Region – um die Digitalisierung überhaupt vorantreiben zu können- ist der Ausbau des Breitbandanschlusses. Eine hochleistungsfähige Breitbandinfrastruktur ist Basis für die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft.

Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt sind die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Um Wettbewerbsvorteile für Unternehmen insbesondere in der für Ostwürttemberg wichtigen Branche, dem Anlagen- und Maschinenbau, zu erzielen, muss eine stärkere Verschränkung der Aus- und Weiterbildung in der dualen und akademischen Ausbildung geschaffen werden. Es gilt, alle vorhandenen Kompetenzpotentiale auszuschöpfen. Um dies zu erreichen, muss in Ostwürttemberg zielgerichteter gefördert werden. Gezielte Fördermethoden sind etwa die kontinuierliche Kompetenzentwicklung bezüglich der Digitalisierung bei älteren Personen, pausierenden Eltern und Pflegenden von Angehörigen.

Auf die Anforderungen der digitalen Arbeitswelt sollte im gesamten Bildungsbereich frühzeitig vorbereitet werden, um einen erfolgreichen Übergang des Fachkräftenachwuchses in die Unternehmen zu ermöglichen. In den Hochschulen in Ostwürttemberg entstehen ständig neue Ideen, neues Wissen und neue Technologien. Der enge und wechselseitige Austausch von Hochschulen mit Akteuren aus Wirtschaft und Gesellschaft ist deshalb ein bedeutender Motor für die Digitalisierung der Region.

Um zu einem der Leitstandorte der Digitalisierung zu werden, ist die Vernetzung der Akteure von IT-Anbietern und Anwendern Voraussetzung. Die IT ist die entscheidende Querschnittsbranche. Sie gestaltet die Schlüsselbranchen in Ostwürttemberg wie den Anlagen- und Maschinenbau im Prozess der Digitalisierung mit. In der Region wurden im Zeitraum zwischen 2012 bis 2016 überdurchschnittlich viele High-Tech-Unternehmen gegründet. Im Zeitraum 2010 bis 2016 gab es in Ostwürttemberg rund 1.000 technologieorientierte Gründungen, darunter auch viele IKT-Gründungen. Die Region will daher unter dem Dach der Startup-Region Ostwürttemberg die Aktivitäten ausbauen und die Potenziale in diesem Bereich stärken.